Freundinnen
„Max sagte gestern zu mir, er kannte mir
ewige Treue schwören!"
„Das kann er bestimmt! Er hat eine ziem-
liche Übung darin!"
*
„Ich lasse mich jedes Jahr einmal photo-
graphieren!"
„Da mußt du ja schon eine Riesenmenge
Bilder haben!"
*
„Ich denke stets an meine Zukunft!"
„DaS würde ich auch tun bei deiner Ver-
gangenheit!"
Dichter untereinander
„Eben fällt mir ein, daß ich gestern in der
Redaktion, als ich meine neuen Gedichte hin-
brachte, meinen Regenschirm stehen gelassen
habe!"
„Ach, den kriegst du bestimmt auch m't
zurück!"
Rubey
Das kleinere Übel
„Daß du deine Frau immer zum Singen
ermunterst, wo sie doch eine so schlechte Stimme
hat?"
„Weiß ich! Aber beiin Singen denkt sie nicht
ans Kochen!"
„Was kämmt dort van der Näh"
Putz ging spät nachts nach Hause. Da hielt
ihn ein Mann an, der lallte:
„Können Sie pfeifen?"
Putz bejahre.
„Sind Sie doch bitte so freundlich und
pfeifen Sie einmal „Was kommt dort von der
Höhe'". Ich habe nämlich meinen Haus-
schlüssel vergessen, und wenn ich das Liedchen
pfeife, dann wirft mir meine Frau prompt den
Schlüssel runter. . ."
Putz stellte sich unter das Fenster und pfiff.
Plötzlich öffnete sich das Fenster und ein Eimer-
Wasser ergoß sich über ihn. Eine Stimme er-
tönte von oben: „Das kommt von der Höh',
du Lump!" h.r.st.
Waschbär
beim Großreinemachen
Von Fred Endrikat
Der Waschbär wäscht den ganzen Tag,
?nag kommen — was da kommen mag.
Im Schweiße seines Angesichts
wäscht er und wäscht—sonst weiter nichts.
Er trägt sein Los und wäscht geduldig
weil er das seinem Kamen schuldig.
Ja, solch ein Bär hat nichts zu lachen.
Beim täglichen Großreinemachen
Urahne, Oma mit samt Kind
am Flußufer versammelt sind,
mit stillem Eifer und Gebrüll.
Fürwahr, ein liebliches Idyll.
Sie waschen, daß die Wogen zischen
von über, unter, vor und zwischen,
vom Kopfe abwärts bis zum Schweife.
Doch in Ermangelung von Seife
schrubbt man mit Sand und Kieselstein.
0, welche Lust ein Waschbär sein.
Ein Waschbär fand auf stillem Pfade
just eine Tafel Schokolade.
Er schnuppert dran und zieht den Schluß:
Aha, ich habs — Vollmilch mit Nuß.“
Er möcht so gerne davon naschen,
doch seine Pflicht ist: Erst zu waschen
ganz einerlei was er auch frißt,
selbst wenn es Schokolade ist.
So trottet er zum Flußgestacle
mit seiner Tafel Schokolade.
Er schnuppert nur von Zeit zu Zeit
an dieser fremden Süßigkeit.
Er steht am Bach, ln aller Stille
entfernt er erst die äußre Hülle,
beginnt alsdann mit seinen Taften
am Staniolpapier zu kraften.
Hm , brummt der Bär. Das riecht fa?nos.“
Nun aber geht das Waschen los.
Er wäscht und wäscht. Vor lauter Schreck
bleibt plöftlich ihm die Spucke weg.
„Wie sonderbar“, brummelt der Bär.
„Das wird ja immer weniger.“
Der Waschbär wird ganz bleich und
bleicher,
die Schokolade immer weicher,
und siehe da — wie jammerschade,
cla schwimmt die ganze Schokolade.
Der Bär betrachtet das Malheur,
kraftt sich verlegen hinterm Öhr . . .
Als leftter Rest bleibt ihm zum Schluß
ein winzig kleines Stückchen Nuß.
Betrübt steht nun der Bär am Bach,
kaut an der Nuß, brummt: „Ach, ach, ach“.
Man soll die Reinlichkeit nicht übertreiben,
die Kirche muß im Dorfe bleiben.
lieber 2 Minuten später
Zu Bett, als einen Abend
ohne Chlorodont/
„Hören Sie, mein Lieber, ich möchte es Ihnen vorher sagen, daß diese Operation
keine einfache ist, im Gegenteil, sie gelingt von zehn Fällen vielleicht einmal. Ehe
wir also daran gehen, frage ich Sie, ob Sie irgendeinen besonderen Wunsch haben.“
„Jawohl, Herr Professor, und zwar bitte ich Sie, mir in meinen Mantel zu helfen
und mir meinen Hut bringen zu lassen.“
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehme
1935 / J U G E N D Nr. 49
„Max sagte gestern zu mir, er kannte mir
ewige Treue schwören!"
„Das kann er bestimmt! Er hat eine ziem-
liche Übung darin!"
*
„Ich lasse mich jedes Jahr einmal photo-
graphieren!"
„Da mußt du ja schon eine Riesenmenge
Bilder haben!"
*
„Ich denke stets an meine Zukunft!"
„DaS würde ich auch tun bei deiner Ver-
gangenheit!"
Dichter untereinander
„Eben fällt mir ein, daß ich gestern in der
Redaktion, als ich meine neuen Gedichte hin-
brachte, meinen Regenschirm stehen gelassen
habe!"
„Ach, den kriegst du bestimmt auch m't
zurück!"
Rubey
Das kleinere Übel
„Daß du deine Frau immer zum Singen
ermunterst, wo sie doch eine so schlechte Stimme
hat?"
„Weiß ich! Aber beiin Singen denkt sie nicht
ans Kochen!"
„Was kämmt dort van der Näh"
Putz ging spät nachts nach Hause. Da hielt
ihn ein Mann an, der lallte:
„Können Sie pfeifen?"
Putz bejahre.
„Sind Sie doch bitte so freundlich und
pfeifen Sie einmal „Was kommt dort von der
Höhe'". Ich habe nämlich meinen Haus-
schlüssel vergessen, und wenn ich das Liedchen
pfeife, dann wirft mir meine Frau prompt den
Schlüssel runter. . ."
Putz stellte sich unter das Fenster und pfiff.
Plötzlich öffnete sich das Fenster und ein Eimer-
Wasser ergoß sich über ihn. Eine Stimme er-
tönte von oben: „Das kommt von der Höh',
du Lump!" h.r.st.
Waschbär
beim Großreinemachen
Von Fred Endrikat
Der Waschbär wäscht den ganzen Tag,
?nag kommen — was da kommen mag.
Im Schweiße seines Angesichts
wäscht er und wäscht—sonst weiter nichts.
Er trägt sein Los und wäscht geduldig
weil er das seinem Kamen schuldig.
Ja, solch ein Bär hat nichts zu lachen.
Beim täglichen Großreinemachen
Urahne, Oma mit samt Kind
am Flußufer versammelt sind,
mit stillem Eifer und Gebrüll.
Fürwahr, ein liebliches Idyll.
Sie waschen, daß die Wogen zischen
von über, unter, vor und zwischen,
vom Kopfe abwärts bis zum Schweife.
Doch in Ermangelung von Seife
schrubbt man mit Sand und Kieselstein.
0, welche Lust ein Waschbär sein.
Ein Waschbär fand auf stillem Pfade
just eine Tafel Schokolade.
Er schnuppert dran und zieht den Schluß:
Aha, ich habs — Vollmilch mit Nuß.“
Er möcht so gerne davon naschen,
doch seine Pflicht ist: Erst zu waschen
ganz einerlei was er auch frißt,
selbst wenn es Schokolade ist.
So trottet er zum Flußgestacle
mit seiner Tafel Schokolade.
Er schnuppert nur von Zeit zu Zeit
an dieser fremden Süßigkeit.
Er steht am Bach, ln aller Stille
entfernt er erst die äußre Hülle,
beginnt alsdann mit seinen Taften
am Staniolpapier zu kraften.
Hm , brummt der Bär. Das riecht fa?nos.“
Nun aber geht das Waschen los.
Er wäscht und wäscht. Vor lauter Schreck
bleibt plöftlich ihm die Spucke weg.
„Wie sonderbar“, brummelt der Bär.
„Das wird ja immer weniger.“
Der Waschbär wird ganz bleich und
bleicher,
die Schokolade immer weicher,
und siehe da — wie jammerschade,
cla schwimmt die ganze Schokolade.
Der Bär betrachtet das Malheur,
kraftt sich verlegen hinterm Öhr . . .
Als leftter Rest bleibt ihm zum Schluß
ein winzig kleines Stückchen Nuß.
Betrübt steht nun der Bär am Bach,
kaut an der Nuß, brummt: „Ach, ach, ach“.
Man soll die Reinlichkeit nicht übertreiben,
die Kirche muß im Dorfe bleiben.
lieber 2 Minuten später
Zu Bett, als einen Abend
ohne Chlorodont/
„Hören Sie, mein Lieber, ich möchte es Ihnen vorher sagen, daß diese Operation
keine einfache ist, im Gegenteil, sie gelingt von zehn Fällen vielleicht einmal. Ehe
wir also daran gehen, frage ich Sie, ob Sie irgendeinen besonderen Wunsch haben.“
„Jawohl, Herr Professor, und zwar bitte ich Sie, mir in meinen Mantel zu helfen
und mir meinen Hut bringen zu lassen.“
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehme
1935 / J U G E N D Nr. 49