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Seemannslieder und Shanties“. Ernst Hauswedell-Verlag.
Hamburg.
Das ist so ein Buch, an dem jedenfalls Joachim Ringelnatz seine
helle Freude gehabt hätte. Kein wissenschaftlicher Wälzer mit
gelehrtem Kommentar und dennoch ein recht tauglicher Querschnitt
durch den Liederschatz des Mariners. Blow, boys, blow ist da zu
finden und die erschröckliche Ballade von Reuben Ronzo, Hamburg
du schöne „Stadt“ und sogar das von Rührseligkeit nur so tropfende
„Seemannslos“. „Stürmisch die Nacht, und die See geht hoch!“
Außerdem finden wir noch eine Menge echter „Shanties“ alle in der
Originalsprache, Piratenlieder und Liebesklagen. Reizende kleine
Federzeichnungen von Alfred Mahlau glossieren die Texte und ein
Nachwort des Herausgebers gibt uns Aufschluß über die Herkunft
der Songs. Diese Sammlung der Volkslieder des Meeres reiht
sich würdig in unsere Bibliothek; sie hätte gewonnen, wenn uns
der Herausgeber auch mit einigen Notenbeispielen an die Hand
gegangenen wäre. Dennoch: ein empfehlenswertes Buch.
Avis.
H. /. Moser: „Tönende Volksaltertümer ‘. Max Hesses Verlag,
Berlin.
Den vielgestaltigen Bemühungen unserer heutigen Kunstpädagogik
kommt dieses von H. J. Moser mit unendlicher Sorgfalt bearbeitete
Werk bestens entgegen. Der in allen Stücken geglückte Versuch,
an Hand von Notenbeispielen das volkstümliche und genetisch
wichtige Musikgut einer Nation in unmittelbare Beziehung zu den
geistigen Strömungen der Gegenwart zu bringen, bietet allen Musik-
liebhabern — also nicht nur dem Wissenschaftler — neue An-
regungsmöglichkeiten. Nicht nur in den Musikschulen, sondern auch
dort, wo man periodisch Hausmusik pflegt, wird dieses Buch neue
Erkenntnisse vermitteln und schließlich zu einem unentbehrlichen
Ratgeber werden. Genau besehen handelt es sich hier nicht um
eine mehr oder minder sterile Aneinanderreihung von historischen
Materialien, sondern um einen unmusikalischen Querschnitt durch
die deutsche Kulturgeschichte von deren Anfängen bis herauf zum
heutigen Tag. Mit großer Lebendigkeit, ohne dozierendem Unter-
ton, wird hier ein Reichtum geboten, dessen äußere Werte längst
vorhanden waren, dessen innere Schönheit aber nicht immer die
Würdigung erfahren hat, die er verdient. Dem Buche Mosers sind
zahlreiche Illustrationstafeln beigegeben, die mit zum Verständnis
des Inhalts wesentlich beitragen. Weiß-Rüthel
Grigol Robakidse: „Dämon und Mythos“. Eugen Diederich Ver-
lag, Jena.
Das interessante und eigenartige Buch des georgischen Dichters
hat den Untertitel: eine magische Bildfolge — den Anfang und
Schluß dieser Folge bildet die Gestalt einer Frau.
In Nofretete, der schönen Pharaonin, soll der Zauber der Isis-
kraft der Nilebene heraufbeschworen werden. Sie, die ägyptische
Königstochter, ist wie der Tropfen aus dem Auge der Sonne. Ke
ist sie, d. h. innere Substanz des Seins, verewigt in Stein —
lebendig gewordener Mythos im geformten Stein. Am Schluß steht
Greta Garbo; als Traumbild von heute will sie der Dichter proji-
zieren. Ihr Reiz und ihre Kraft liegt in der Ausdrucksstärke, womit
sie alle Frauenseelen, Madonna und Amazone, Mänade und Bachan-
tin, also alle entgegengesetzten Typen verkörpert. In der Mitte
der Bildfolge dominiert die dämonische Gestalt Stalins. In Nihilis-
mus und Marxismus ist dieser bolschewistische Typ, dieser homo
techniens, groß geworden. Wie Dschingis Chan und Trinar ist er
eine hemmungslose Naturkraft. Frei von Komplexen, aber auch
frei von berauschenden Lebensgefühlen ist er der gewalttätigste
golemartige Machtmensch, der mit der Kollektivierung von Boden
und Mensch das Dasein der Russen entzaubert, entwurzelt, zu
einem blut- und herzlosen Mechanismus macht. Zwischen den
beiden lichten Frauengestalten hebt sich Stalin in seiner ganzen
Unheimlichkeit ab und es befremdet diese Zusammenstellung. Wer
aber die zwischenliegenden Abschnitte über Angst und Mythos,
über das Lebensgefühl im Osten und Westen mit Aufmerksamkeit
liest, findet den verbindenden Grundakkord. Landschaftliche
Räume und Menschentypen stehen sich gegenüber. Im Osten
herrscht die Tendenz nach Innen, zum Urbeginn — zum Sein —,
im Westen drängt das Leben nach Auswirkung, nach Ausgestaltung.
Der östliche Mensch sieht in der Welt nur Erscheinung, die sich
im Nirwana ganz auflöst, der westliche Mensch sieht in der Welt
die Realität, in der das Sein aufgeht. Anders ist also auch der
Weg des östlichen Menschen, anders der des westlichen. Hier
Wachsein und unermüdliches Streben, dort traumhaftes Entgleiten
des Wirklichen. So versucht jeder in seiner Weise die Grenzen,
die ihn in den geheimnisvollen Angstzustand versetzen, aufzuheben.
So ist das Buch in seiner Eigenart außerordentlich interessant
und wird bei gesammelter Lektüre die Geheimnisse lockern, die
die Gegensätze des Ostens und Westens oft unverständlich machen;
der Leser wird um so williger in diese geheimnisvollen Bezirke
folgen, als die Darstellung von feinem Rhythmus und bildhafter
Schönheit beschwingt ist. Dr. Zimmermann.
I n öen Buch Handlungen unö
beim Unterzeichneten i s t z v
Haben:
Airs Richard LVagnerS
Lebe« in Vavrerrtb
Nach eigenen Beobachtungen erzählt von
einem Zeitgenossen H. B. B r a n ö. Mit
einem unveröffentlichten Lichtbild WagnerS
auf dem Titel, farbigen Jnnenbildern und
einem Vorwort von Alexander Dillmann.
Preis RM. 1.80
Es wird heute wenig Menschen geben, die
mit Richard Wagner seinerzeit in persön-
liche Berührung gekommen sind. Einer von
diesen ist der jetzt 80jährige Verfasser, der aus
seinen Erinnerungen sehr anschaulich erzählt.
Ällbin He«tze
Me Leods Lebensweg
Eine wahre Geschichte
Preis in Ballonleinen RM. 3.-
Nicht was Haß und Klatsch des Feind-
bundeS zusammengetragen haben, sondern
was Akten und Berichte von Augenzeugen —
die Namen sind absichtlich geändert — dem
Verfasser kundtaten, hat dieser im Jahre 1931
zu San Nemo ausgezeichnet zur Ehrenrettung
einer verleumdeten Frau, die während des
Weltkrieges eine bedeutende Rolle spielte.
Lvanz tfttifc
Arrmorr in Serien
Ein DortragSbnch für frohe Menschen
Preis RM. 1.-
Diese anspruchslosen Reimereien werden vor
allem in DereinSkreisen besonderes Gefallen
finden, da sie sich ganz ausgezeichnet zum
Vortrag für Dilettanten eignen.
G. Sirth Verlag AG. / München
Serrnstraße 10
>^35 / JUGEND NR. 51 / 10. Dezember 1935
Viertel]ahres^Preis 7 Mark, Heft-Preis 60 Pfennig
Ander: Dr. GEORG HIRTH. - Verantwortlich für die Schriftleitung: ARNOLD WEISS-RÜTHEL ; für die Anzeigen: GEORG POSSELT, München. —
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