Kinder
Hugo Troendle
„Gut, dann hol' ich in Gottes Namen die
Drahtstiften, wenn alles zusammenhelfen
soll...!"
„Alles... Ihre Dame schlenkert mit den
Füßen an meine Kohlenkiste ... Bitte?"
„Wir sind doch nicht zum Arbeiten zu Ihnen
gekommen ...!"
„Grobheiten verbitten »vir uns am heiligen
Abend ...!" schrie Heuberger.
„Wo ist denn dieser heilige Abend, »venn ich
fragen darf..."
„Fragen dürfen Sie, das haben wir Ihnen
nicht verboten."
„Ich bestehe jetzt auf sofortigen Beginn der
Festlichkeit, »vie sie mir von Ihnen offeriert
wurde und wofür ich bezahlt habe..."
„Was, Anton, du hast Geld hergegeben. .?"
„Wo bleiben die »veihnachtlichen Über-
raschungen? Wo die gemütliche Stimmung
mit Familienanschluß?" fragte erregt Saug-
diegel.
„Die Familie ist da .. . bitte, schließen Sie
sich an!"
„Himmeldonnerwetter, der fröhliche Weih-
nachtsabend muß her, und z»var augenblick-
lich . ..!" brüllte Saugdiegel.
„Gut, Sie sollen ihn haben. . .! Frau, deck'
im Schlafzimmer die Betten zu und zünde den
Baum an, dreh' das Grammophon auf und
spiele »nit den Fingern an den Fensterscheiben
Klavier . .. Ich singe ..."
-bind sie traten in den »veihnachtlichen
Raum ein. Drei Stearinkerzen brannten auf
dem Baun» mit sechs Ästen. Der Fußboden
»var zum Christbaumständer geworden, in dem
die Staude durch ein Astloch eingez»vängt,
schaukelte. Das Graminophon spielte aber
ohne Platte. Heubergers Kinder fingen die
abfallenden Wachstropfen auf und schnullten
sie als Weihnachtsgebäck. . .
„Ist das alles...? Soll das vielleicht eine
Stimmung sein ...? Drei Kerzen ...?"
„Wollen Sie es heller haben, daß der ganze
Baum brennt...? Drei Mark zwanzig
extra . ..! — —
„Bitte, bringen Sie mir die Päckchen und
den Teddybären, den ich abgegeben habe",
ineinte Franzi eingeschüchtert.
„Ja, da muß ich allerdings u»7» Entschuldi-
gung bitten. Mein Willy hat dainit bereits
Fußball gespielt und Karl hat den Bären in»
Bauch operiert. Die Kinderkammer liegt voll
Sägmehl. An dieser Schweinerei sind Sie
auch schuldig. . .!"
„Dann schnell den Blumenstrauß, solange
der Baum noch brennt!"
„Ein Malheur ist uns leider passiert. Die
kleine Marie hat das Grünzeug an unsere
Stallhasen verfüttert. Das kann Vorkommen
— und übrigens: zu »vaS brauchen Sie jetzt
noch Blmnen?"
„Wir wollen uns verloben .. .!" sprach
Saugdiegel feierlich.
„Anton, du .Guter ...!" schrie Franzi mit
Dränen in der Nase.
„Verloben...? klnd alles für zwanzig
Mark. ..? Sie, daö ist doch zu viel verlangt.
Alles, was recht ist, aber — »venn Sie nach-
zahlen wollen ...?"
Es läutete vor der Hauötüre...
„Das wird schon der Herr Bierling sein .. .
blnd soinit schließe ich diesen fröhlichen Weih-
nachtsabend ... Ausgang hier, bitte...!"
„Wa — wa ...? Wie...? Was soll das
bedeuten . ..?"
„Schluß der Feier. . . Jetzt beginnt der
Weih»»achtSabend im Wohnziminer, das Herr
Bierling für fünfzig Mark gemietet hat. blnd
um zwölf blhr feiern wir selbst dann im Salon
die heilige Nacht...!"
Im Traume und wie »r»it drei Schlaspulvern
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Hugo Troendle
„Gut, dann hol' ich in Gottes Namen die
Drahtstiften, wenn alles zusammenhelfen
soll...!"
„Alles... Ihre Dame schlenkert mit den
Füßen an meine Kohlenkiste ... Bitte?"
„Wir sind doch nicht zum Arbeiten zu Ihnen
gekommen ...!"
„Grobheiten verbitten »vir uns am heiligen
Abend ...!" schrie Heuberger.
„Wo ist denn dieser heilige Abend, »venn ich
fragen darf..."
„Fragen dürfen Sie, das haben wir Ihnen
nicht verboten."
„Ich bestehe jetzt auf sofortigen Beginn der
Festlichkeit, »vie sie mir von Ihnen offeriert
wurde und wofür ich bezahlt habe..."
„Was, Anton, du hast Geld hergegeben. .?"
„Wo bleiben die »veihnachtlichen Über-
raschungen? Wo die gemütliche Stimmung
mit Familienanschluß?" fragte erregt Saug-
diegel.
„Die Familie ist da .. . bitte, schließen Sie
sich an!"
„Himmeldonnerwetter, der fröhliche Weih-
nachtsabend muß her, und z»var augenblick-
lich . ..!" brüllte Saugdiegel.
„Gut, Sie sollen ihn haben. . .! Frau, deck'
im Schlafzimmer die Betten zu und zünde den
Baum an, dreh' das Grammophon auf und
spiele »nit den Fingern an den Fensterscheiben
Klavier . .. Ich singe ..."
-bind sie traten in den »veihnachtlichen
Raum ein. Drei Stearinkerzen brannten auf
dem Baun» mit sechs Ästen. Der Fußboden
»var zum Christbaumständer geworden, in dem
die Staude durch ein Astloch eingez»vängt,
schaukelte. Das Graminophon spielte aber
ohne Platte. Heubergers Kinder fingen die
abfallenden Wachstropfen auf und schnullten
sie als Weihnachtsgebäck. . .
„Ist das alles...? Soll das vielleicht eine
Stimmung sein ...? Drei Kerzen ...?"
„Wollen Sie es heller haben, daß der ganze
Baum brennt...? Drei Mark zwanzig
extra . ..! — —
„Bitte, bringen Sie mir die Päckchen und
den Teddybären, den ich abgegeben habe",
ineinte Franzi eingeschüchtert.
„Ja, da muß ich allerdings u»7» Entschuldi-
gung bitten. Mein Willy hat dainit bereits
Fußball gespielt und Karl hat den Bären in»
Bauch operiert. Die Kinderkammer liegt voll
Sägmehl. An dieser Schweinerei sind Sie
auch schuldig. . .!"
„Dann schnell den Blumenstrauß, solange
der Baum noch brennt!"
„Ein Malheur ist uns leider passiert. Die
kleine Marie hat das Grünzeug an unsere
Stallhasen verfüttert. Das kann Vorkommen
— und übrigens: zu »vaS brauchen Sie jetzt
noch Blmnen?"
„Wir wollen uns verloben .. .!" sprach
Saugdiegel feierlich.
„Anton, du .Guter ...!" schrie Franzi mit
Dränen in der Nase.
„Verloben...? klnd alles für zwanzig
Mark. ..? Sie, daö ist doch zu viel verlangt.
Alles, was recht ist, aber — »venn Sie nach-
zahlen wollen ...?"
Es läutete vor der Hauötüre...
„Das wird schon der Herr Bierling sein .. .
blnd soinit schließe ich diesen fröhlichen Weih-
nachtsabend ... Ausgang hier, bitte...!"
„Wa — wa ...? Wie...? Was soll das
bedeuten . ..?"
„Schluß der Feier. . . Jetzt beginnt der
Weih»»achtSabend im Wohnziminer, das Herr
Bierling für fünfzig Mark gemietet hat. blnd
um zwölf blhr feiern wir selbst dann im Salon
die heilige Nacht...!"
Im Traume und wie »r»it drei Schlaspulvern
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