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DRESDEN STRIESEN 589

s’ Krag ’n knöpf I

Von Afra Schulz

D'Welt war scho recht — bloß d'Leut fan dumm
Da bcauchtS a net lang frag u warum.

Stellt oft glei oana all's am Kopf,
zwengu so au wunzigu Kragnkuops.

Dös Hab i jetzt amal betracht

rmd g'schwiud a Versl drüber g7uacht.

Der Seppei ls mei Nachbarsbua,
er bringt heut 's Hemad gar net zua
und schimpft und fluacht fest obendrein,

S Krag'nknöpsl bringt er halt net 'nein.
Pressieru tuatS, Herrschaftseiten eini,
jci Diaudl wart um halbe neuui.

Er rennt und zupft und zerrt und schreit
und reißt am Knopfloch, wia net g'scheit,
stampft voller Wuat, rennt umadum
und schmeißt an Wasserkübi um —
werd watscherlnaß — die seidern Socken,
die g'wichsten Schuah —, nix iS mehr trocken,
der Zoager zoagt dreiviertel Neuni —
Sternhimmi — Hagel — Donner eini!

Der Seperl bimst vor lauter Wuat,
daß er all's kurz und kloa fchlag'n tuat;
am End da hat er ganz verbissen,
dös kloane Kragenknopfloch z'rissen
und schmeißt döö Knöpferl, waö er ko,
mit Schwung an Waschtisch-Aufsatz no.
Derweil schlagt's Neuni, d' Zeit iS aus,
an Sepperl faßt a lvahrer Graus —

Dös Diandl wart und wart voll Jammer
und — schreibt eahm ab in ihrer Kammer.

Aus is mit Liabfchaft, Heiratslust,
schwach wird der Sepperl aus der Brust,
wird krank und stirbt — die G'schicht iS auS.
Nehmr's euch nur grad a Beispiel draus —
viel G'scher um nix — eS iS zum lacha,
tuat jich der Mensch sei Leb'n schwer macha.
Und iS an seiner Ungeduld
Oft bloß a Kragenknöpferl schuld.

Angenehm

„Wohin denn schon so eilig?"

„Nach Hause."

„WaS? So früh schon?"

„Ja, ich möchte mal den Abend bei meiner
Frau verbringen."

„Nanu! Auf einmal?"

„Ja. Sie ist stark erkältet und kann kaum
flüstern."

EINE GEMÜTLICHE EINLADUNG

(Aus dem Russischen von M. Soschtschenko)

Was soll man sagen! Heute eine Einladung
geben ist nicht so einfach, Unablässig muß man
in Auge aus seinen Gast haben, ob er auch
wirklich seinen eigenen Mantel anzieht und nicht
etwa ein Silberbesteck oder eine Lammfellmütze
mitgehen läßt. Das Essen kann man freilich
nicht kontrollieren, das nimmt er ohnehin in der
gestohlenen Serviette eingewickelt mit. Zwei
größere Einladungen und dein ganzes Ver-
mögen kann hin sein.

Gab da jüngst einer meiner Bekannten so
eine kleine Einladung, fünfzehn Gedecke im
ganzen. Wirkliche Damen darunter, aber auch
andere. Richtige Trinker und ein paar Enthalt-
samere, — kurzum ein bunter Kreis. Es wurde
ein glänzender Abend!

Die Gastgeber, die Eheleute Zesirovy, hatten
ihr „Alterchen", den Vater der Frau, mitein-
geladen, weil man zu dritt besser aufpassen
kann, Und so hielten sie gute Wache, und
behielten jeden einzelnen Gast im Auge. Alter-
chen — Gott gebe ihm Gesundheit und langes
Leben! — war der erste, der schlapp machte.
Er hatte sich so vollgesofsen, daß er nicht mehr
lallen konnte. Der Hausherr ärgerte sich sehr
über Schwiegerpapas Verrat an der gemein-
samen Sache, und schaute, selbst nicht mehr-
ganz klar im Kopf, in der Wohnung herum,
ob alles noch am Platz... Um Mitternacht
war er genau so weit wie das gute Alterchen:

jenseits aller Formen. Auf einem Fenstersims
des Eßzimmers schlief er ein wie eine Schild-
wache. Die Gäste, voll und zufrieden, ver-
gnügten sich jetzt mit neckischen Gesellschafts-
spielen. Da platzt plötzlich die Hausfrau toten-
bleich dazwischen und schreit: „Das ist doch die
Höhe der Unverschämtheit. Jemand hat in der
Toilette die elektrische Birne mit den 25 Kerzen
abgeschraubt. Nicht einmal so was ist mehr-
sicher vor diesem Gesindel!"

Große Aufregung! Großväterchen war mit
einem Schlag ernüchtert und begann, nach den
Damenröcken zu greisen, wogegen sich ein lauter
Protest erhob. „Wenn schon", schlug ein Be-
amter vor, „dann eine regelrechte Untersuchung!"
Die Türen wurden abgeschlossen. Die Gäste
stellten sich der Reihe nach aus, drehten ihre
Taschen um und ließen sich bis auf die Stiefel-
schäfte hineinschauen. Aber außer einigen
Bratenstücken und Halbleeren Flaschen kam
nichts zum Vorschein. Die Hausfrau mußte
sich wohl oder übel entschuldigen; eS tue ihr
furchtbar leid, auf so eine erlesene Gesellschaft
einen Schatten geworfen zu haben.

Doch die Stimmung war dahin. Einer nach
dem andern drückten sich die Gäste. Als darauf
die Hausfrau ihren Gatten zu Bett bringen
wollte, fand sie in dessen Tasche die zerbrochene
Dirne mit den 25 Kerzen, die er vorsichtshalber
selbst herausgeschraubt, und aus der er dann
den ganzen Abend als Wächter der Ordnung
geschlafen hatte.

(Deutsch von A. Wiedmeyer)

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1935 / JUGEND Nr. 52
Register
Michail Soschtschenko (Sostschenko): Eine gemütliche Einladung
[nicht signierter Beitrag]: Angenehm
Afra Schulz: S' Krag'nknöpfl
 
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