Hans lietje: ,,Meisterwerke europäischer Malerei in Amerika“.
Phaidon-Verlag, Wien.
Herrlich, herrlich, herrlich! Zehntausend Wälzer jener ramsch-
lustigen Epoche, in der man den deutschen Büchermarkt mit kunst-
geschichtlicher Literatur buchstäblich überschwemmte, werden
durch dieses eine Buch mit einem Schlag aufgewogen. Zum
erstenmal ist uns ein Blick vergönnt in den unbeschreiblichen
Reichtum amerikanischer Privatgalerien. Von Qiotti bis Cezanne,
von den Primitivisten der italienischen Frühzeit bis herauf zu den
Meistern des französischen Impressionismus bietet sich hier eine
Neuigkeit nach der andern. Keine Wiederholung längst bekannten
Materials, mit der man den Kunstliebhafer fünfzehn Jahre lang
langweilte; Unbekanntes, Niegesehenes, wahrhaft Neues und er-
greifend Schönes und Prächtiges tut hier sich den erstaunten
Augen auf. Mit diesem Buch haben uns Hans Hetze und der
Phaidon-Verlag ein Werk gegeben, das man ohne jede Über-
treibung mit zu den wichtigsten, allerwichtigsten Neuerscheinungen
rechnen darf. Man schämt sich fast, festzustellen, daß dieses
Kleinod 4 Mark 80 Pfennige kostet. Vor zehn Jahren hätte man
dafür noch 25 bezahlen müssen, allerdings auf die Gefahr hin, es
einige Jahre später für 2,50 Mark im Ramschladen! zu finden. Daß
uns der Verlag hier kein X für ein U Vormacht, daß er uns absolut
Neues um den denkbar billigsten Preis bietet, ist ein schöner
Beweis für seine grundsoliden Absichten. Es gibt keinen Maler,
keinen Künstler schlechthin, keinen Wissenschaftler, keinen Kunst-
freund, kurz und bündig keinen Kulturmenschen, der dieses Buch
ignorieren dürfte. Es gehört in jede Bibliothek, denn es ist die
beste und lang vermißte Ergänzung der europäischen Kunst-
geschichte. Weiß-Rüthel
Peter Gau: „Die Windrose“. Gedichte. Atlantis-Verlag, Berlin.
P. G. ist ein Philosoph, ein Eulenspiegel und lyrischer Dichter in
einer Person. Er stellt eine Mischung von Begabungen dar, die in
Deutschland selten, heute einmalig ist. Man muß diesen wert-
vollen Zeitgenossen als eine geschlossene Persönlichkeit, die er
ist, betrachten, nirgends etwas von seinem Wesen abtrennen
wollen, ihm seine Privatspässe und seine Privatsprache gern
lassen. Gott und er wissen, warum er s o geworden ist!
Peter Gan dichtet ein Preislied auf eine Petroleumlampe und
ein anderes auf Gustav Schwab, den Sagengestalter und Beglücker
unserer Jugend.
Wie eine „silberne Blume der Nacht“ selber blüht zwischen
beseelten und gekonnten Versen die reine Melodie des Gedichtes
„An den Mond“.
Die letzte Strophe lautet:
„Ampel aus Güte und Schein,
Lächelnde, milde gesinnt;
Aber die Liebenden sind
Eingeschlafen und blind,
Und du wandelst allein.“
Daneben welkt eine „Oktoberrose“, „Fieberflamme im entlaubten
Strauch“, und der Dichter weiß um den Sinn ihres Lebens und
Sterbens.
„Marionetten“ (S. 63) enthüllen ihm ihr innerstes Wesen als
Symbole des Seins. „Linden“ duften noch einmal so schön im
Gedicht.
Den „Toten“ sind zwei Gedichte von erschütternder Wucht und
klassischer Gedankengröße gewidmet.
In „Summ a“ zieht sein Ich die Summe des Lebens. Da stehen
die schneidend reifen Worte:
„Ich begann bereits veraltert,
Meine Liebe galt dem Geist“ usw.
Doch er ist, wir müssen es dem Dichter bestätigen, „Von guter
Art“, und wir hoffen und wünschen, daß ihm „Charon“ noch recht
lange Zeit fern bleibt, wenn auch „Vieles vergebens ist in dieser
Welt“ — den Toren zur Erleichterung und den Weisen zur Freude
Georg Schwarz, München
Vier neue Monographien aus dem Verlag Velhagen & Klasing
Bielefeld.
1. Frity Knapp: „Grünewald“
2. Derselbe: „Riemenschneider“
3. Hans Hahne: „Das vorgeschichtliche Europa“
4. Richard Euringer: „Drei alte deutsche Reichsstädte“.
Einer besonderen Empfehlung bedürfen diese schönen Mono-
graphien nicht. Jedermann kennt sie, jedermann liebt sie, seit
Väterzeiten reihen sich die hübschen Bände in unsere Bibliothek
und bilden hier den Grundstock einer Literatur; die uns den ganzen
Reichtum des deutschen Kulturlebens seit Jahrtausenden vermittelt.
Nun hat diese Sammlung Zuwachs bekommen. Knapps Werke
über Grünewald, den Maler und Riemenschneider den Bildhauer
führen uns wieder und wieder das Wunder im künstlerischen
Gleichnis der Schöpfung vor Augen. Sie sagen nichts anderes, als
daß hier das Ewige zum Ausdruck geworden ist, zur Metapher
in Farbe und Holz, zur Allegorie einer Geistigkeit, der wir alles
verdanken, was groß, schön und erhaben ist an unserer deutschen
Kultur. Richard Euringer, der Ritter neuen Geistes, plaudert gütig
und begeistert über die Pracht dreier Städte, denen das Alter die
Würde der Unsterblichkeit verliehen hat; Rothenburg, Dinkelsbühl
und Nördlingen behaupten sich ehrlich und stolz vor den mancherlei
Experimenten eines leider nur allzu bewußten Neuerungswillens
einer späteren Epoche. Wunderschöne Photos weisen auf, was
uns von Jahrzehnten schon als Wirklichkeit hinriß und immer wie-
der hinreißen wird. Über das „Vorgeschichtliche Europa“ spricht
Hans Halme und bringt Längstbekanntes auf eine knappe und ein-
deutige Formel. Aus diesem Grunde greifen wir immer gerne zu
diesen Büchern, sie resümieren in vorbildlicher Aufmachung und
bestätigen alles, was uns als der Ausdruck des Mirakels im Wachs-
tum der Volksgemeinschaft schon vor geraumer Zeit in Fleisch
und Blut übergegangen ist. Weiß-Rüthel.
Soeben erschien noch rechtzeitig vor Weih-
nachten eine im Umfang erweiterte und
in Ganzleinen gebundene
Geschenk-Ausgabe
von
Die lustige Arche
Ein fröhliches Buch
von Fred Endrikat
zum Exemplarpreis von RM. 1.80
Fred Endrikat der einzigartige Bretteldichter, der geist-
reichste und temperamentvollste Konferencier des deut-
schen literarischen Kabaretts hat seine von tiefgründiger
Weisheit und Wahrheit durchtränkten Tiergedichte in
einem Bändchen vereinigt, das unter dem Titel „Die
lustige Arche'' alle Freunde eines wirklichen deutschen
Humors begeistern wird. Von der einfachen Ausgabe
zu M. 1.20 sind noch wenige Exemp'are zu haben. Wir
bitten zu bestellen.
G. Hirth Verlag AG., München
Herrnstraße 10
Fortsetzung v. S. 827)
schwindelte ihn. Aus einmal war sie — überall da, lächelte Droi
überall, von links und rechts, in der Mitte und am Ende, z w ö l f m et I
war sie da, schlank, geradeaus, in hohen Tschakos und verschnürter Uni-
sorm, zwölfmal war sie da, hob die Beine und senkte sie im Takt der
Jazz, gleichmäßig lächelnde Girl-Maschine, zwölssach lächelte sie ihn an,
nein, nicht nur ihn — genau so lächelte sie auch die anderen an, jeden
und irgendwie auch niemand, gleichsam ins Leere lächelnd, als ob sie blind
wäre, diese reizend-unheimliche Girl-Maschine ...
Er wußte nicht mehr, welche es gewesen war: bei der Stiege, bei der
Wasserleitung, beim Lichtschalter und unterm Besen — er wußte nichts
wehr. „Ycs“ bcittc sie gesagt und gelächelt, eine von den zwölsen, viel-
leicht sogar zwei oder fünf, oder am Ende — alle zusammen... Er
wußte es auf einmal nicht, er ivußte nichts mehr...
Am nächsten Morgen kaufte er, da ihm als Wissenschafter Objek-
tivität und Gründlichkeit über alles ging, zwölf Rosensträußchen und
sterkte je eines heimlich in den linken Schuh der zwölf Paare vor den
sechs Türen.
Dann flüsterte er: „Good bye“, und begab sich rasch in den Gföll-
graben zu den Ausgrabungen aus der Steinzeit, die er allzu lange ver-
nachlässigt hatte.
1935 / JUGEND Nr. 52 Be! etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner ..Jugend" Bezug zu nehmen.
830
Phaidon-Verlag, Wien.
Herrlich, herrlich, herrlich! Zehntausend Wälzer jener ramsch-
lustigen Epoche, in der man den deutschen Büchermarkt mit kunst-
geschichtlicher Literatur buchstäblich überschwemmte, werden
durch dieses eine Buch mit einem Schlag aufgewogen. Zum
erstenmal ist uns ein Blick vergönnt in den unbeschreiblichen
Reichtum amerikanischer Privatgalerien. Von Qiotti bis Cezanne,
von den Primitivisten der italienischen Frühzeit bis herauf zu den
Meistern des französischen Impressionismus bietet sich hier eine
Neuigkeit nach der andern. Keine Wiederholung längst bekannten
Materials, mit der man den Kunstliebhafer fünfzehn Jahre lang
langweilte; Unbekanntes, Niegesehenes, wahrhaft Neues und er-
greifend Schönes und Prächtiges tut hier sich den erstaunten
Augen auf. Mit diesem Buch haben uns Hans Hetze und der
Phaidon-Verlag ein Werk gegeben, das man ohne jede Über-
treibung mit zu den wichtigsten, allerwichtigsten Neuerscheinungen
rechnen darf. Man schämt sich fast, festzustellen, daß dieses
Kleinod 4 Mark 80 Pfennige kostet. Vor zehn Jahren hätte man
dafür noch 25 bezahlen müssen, allerdings auf die Gefahr hin, es
einige Jahre später für 2,50 Mark im Ramschladen! zu finden. Daß
uns der Verlag hier kein X für ein U Vormacht, daß er uns absolut
Neues um den denkbar billigsten Preis bietet, ist ein schöner
Beweis für seine grundsoliden Absichten. Es gibt keinen Maler,
keinen Künstler schlechthin, keinen Wissenschaftler, keinen Kunst-
freund, kurz und bündig keinen Kulturmenschen, der dieses Buch
ignorieren dürfte. Es gehört in jede Bibliothek, denn es ist die
beste und lang vermißte Ergänzung der europäischen Kunst-
geschichte. Weiß-Rüthel
Peter Gau: „Die Windrose“. Gedichte. Atlantis-Verlag, Berlin.
P. G. ist ein Philosoph, ein Eulenspiegel und lyrischer Dichter in
einer Person. Er stellt eine Mischung von Begabungen dar, die in
Deutschland selten, heute einmalig ist. Man muß diesen wert-
vollen Zeitgenossen als eine geschlossene Persönlichkeit, die er
ist, betrachten, nirgends etwas von seinem Wesen abtrennen
wollen, ihm seine Privatspässe und seine Privatsprache gern
lassen. Gott und er wissen, warum er s o geworden ist!
Peter Gan dichtet ein Preislied auf eine Petroleumlampe und
ein anderes auf Gustav Schwab, den Sagengestalter und Beglücker
unserer Jugend.
Wie eine „silberne Blume der Nacht“ selber blüht zwischen
beseelten und gekonnten Versen die reine Melodie des Gedichtes
„An den Mond“.
Die letzte Strophe lautet:
„Ampel aus Güte und Schein,
Lächelnde, milde gesinnt;
Aber die Liebenden sind
Eingeschlafen und blind,
Und du wandelst allein.“
Daneben welkt eine „Oktoberrose“, „Fieberflamme im entlaubten
Strauch“, und der Dichter weiß um den Sinn ihres Lebens und
Sterbens.
„Marionetten“ (S. 63) enthüllen ihm ihr innerstes Wesen als
Symbole des Seins. „Linden“ duften noch einmal so schön im
Gedicht.
Den „Toten“ sind zwei Gedichte von erschütternder Wucht und
klassischer Gedankengröße gewidmet.
In „Summ a“ zieht sein Ich die Summe des Lebens. Da stehen
die schneidend reifen Worte:
„Ich begann bereits veraltert,
Meine Liebe galt dem Geist“ usw.
Doch er ist, wir müssen es dem Dichter bestätigen, „Von guter
Art“, und wir hoffen und wünschen, daß ihm „Charon“ noch recht
lange Zeit fern bleibt, wenn auch „Vieles vergebens ist in dieser
Welt“ — den Toren zur Erleichterung und den Weisen zur Freude
Georg Schwarz, München
Vier neue Monographien aus dem Verlag Velhagen & Klasing
Bielefeld.
1. Frity Knapp: „Grünewald“
2. Derselbe: „Riemenschneider“
3. Hans Hahne: „Das vorgeschichtliche Europa“
4. Richard Euringer: „Drei alte deutsche Reichsstädte“.
Einer besonderen Empfehlung bedürfen diese schönen Mono-
graphien nicht. Jedermann kennt sie, jedermann liebt sie, seit
Väterzeiten reihen sich die hübschen Bände in unsere Bibliothek
und bilden hier den Grundstock einer Literatur; die uns den ganzen
Reichtum des deutschen Kulturlebens seit Jahrtausenden vermittelt.
Nun hat diese Sammlung Zuwachs bekommen. Knapps Werke
über Grünewald, den Maler und Riemenschneider den Bildhauer
führen uns wieder und wieder das Wunder im künstlerischen
Gleichnis der Schöpfung vor Augen. Sie sagen nichts anderes, als
daß hier das Ewige zum Ausdruck geworden ist, zur Metapher
in Farbe und Holz, zur Allegorie einer Geistigkeit, der wir alles
verdanken, was groß, schön und erhaben ist an unserer deutschen
Kultur. Richard Euringer, der Ritter neuen Geistes, plaudert gütig
und begeistert über die Pracht dreier Städte, denen das Alter die
Würde der Unsterblichkeit verliehen hat; Rothenburg, Dinkelsbühl
und Nördlingen behaupten sich ehrlich und stolz vor den mancherlei
Experimenten eines leider nur allzu bewußten Neuerungswillens
einer späteren Epoche. Wunderschöne Photos weisen auf, was
uns von Jahrzehnten schon als Wirklichkeit hinriß und immer wie-
der hinreißen wird. Über das „Vorgeschichtliche Europa“ spricht
Hans Halme und bringt Längstbekanntes auf eine knappe und ein-
deutige Formel. Aus diesem Grunde greifen wir immer gerne zu
diesen Büchern, sie resümieren in vorbildlicher Aufmachung und
bestätigen alles, was uns als der Ausdruck des Mirakels im Wachs-
tum der Volksgemeinschaft schon vor geraumer Zeit in Fleisch
und Blut übergegangen ist. Weiß-Rüthel.
Soeben erschien noch rechtzeitig vor Weih-
nachten eine im Umfang erweiterte und
in Ganzleinen gebundene
Geschenk-Ausgabe
von
Die lustige Arche
Ein fröhliches Buch
von Fred Endrikat
zum Exemplarpreis von RM. 1.80
Fred Endrikat der einzigartige Bretteldichter, der geist-
reichste und temperamentvollste Konferencier des deut-
schen literarischen Kabaretts hat seine von tiefgründiger
Weisheit und Wahrheit durchtränkten Tiergedichte in
einem Bändchen vereinigt, das unter dem Titel „Die
lustige Arche'' alle Freunde eines wirklichen deutschen
Humors begeistern wird. Von der einfachen Ausgabe
zu M. 1.20 sind noch wenige Exemp'are zu haben. Wir
bitten zu bestellen.
G. Hirth Verlag AG., München
Herrnstraße 10
Fortsetzung v. S. 827)
schwindelte ihn. Aus einmal war sie — überall da, lächelte Droi
überall, von links und rechts, in der Mitte und am Ende, z w ö l f m et I
war sie da, schlank, geradeaus, in hohen Tschakos und verschnürter Uni-
sorm, zwölfmal war sie da, hob die Beine und senkte sie im Takt der
Jazz, gleichmäßig lächelnde Girl-Maschine, zwölssach lächelte sie ihn an,
nein, nicht nur ihn — genau so lächelte sie auch die anderen an, jeden
und irgendwie auch niemand, gleichsam ins Leere lächelnd, als ob sie blind
wäre, diese reizend-unheimliche Girl-Maschine ...
Er wußte nicht mehr, welche es gewesen war: bei der Stiege, bei der
Wasserleitung, beim Lichtschalter und unterm Besen — er wußte nichts
wehr. „Ycs“ bcittc sie gesagt und gelächelt, eine von den zwölsen, viel-
leicht sogar zwei oder fünf, oder am Ende — alle zusammen... Er
wußte es auf einmal nicht, er ivußte nichts mehr...
Am nächsten Morgen kaufte er, da ihm als Wissenschafter Objek-
tivität und Gründlichkeit über alles ging, zwölf Rosensträußchen und
sterkte je eines heimlich in den linken Schuh der zwölf Paare vor den
sechs Türen.
Dann flüsterte er: „Good bye“, und begab sich rasch in den Gföll-
graben zu den Ausgrabungen aus der Steinzeit, die er allzu lange ver-
nachlässigt hatte.
1935 / JUGEND Nr. 52 Be! etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner ..Jugend" Bezug zu nehmen.
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