(Fortsetzung von Seite 841)
was ich mit Ihrer Rechnung mache! Hier ist
sie in Stücke gerissen. Sprechen wir nicht mehr
von Ihrer Schuld! Sie schulden mir nichts.
Sie haben mir nie etwas geschuldet. Gehen
wir in den Salon, werter Herr, um eine Tasse
Tee zu trinken."
„Danke, ehrenwerter Herr Reishändler, Sie
haben mir das Leben gerettet. Danke. Aber
gestatten Sie mir, daß ich Sie sogleich verlasse.
Ich habe es sehr eilig."
„Aber, wie kann ein Mann, der noch vor
einer Minute entschlossen war, zu sterben, eS
eilig haben? Sie scherzen, Herr Samourai."
„Keineswegs. Bedenken Sie, daß ich noch
vor Tagesanbruch zu sieben oder acht Liefe-
ranten gehen muß, um mir den Bauch aufzu-
schlitzen."
Soeben erschien noch rechtzeitig vor Weih-
nachten eine im Umfang erweDerte und
in Ganzleinen gebundene
Geschenk-Ausgabe
von
Die lustige Arche
Ein fröhliches Buch
von Fred Endrikat
zum Exemplarpreis von RM. 1.80
Fred Endrikat der einzigartige Bretteldichter, der geist-
reichste und temperamentvollste Konferencier des deut-
schen literarischen Kabaretts hat seine von tiefgründiger
Weisheit und Wahrheit durchtränkten Tiergedichte in
einem Bändchen vereinigt, das unter dem Titel „Die
lustige Arche'' alle Freunde eines wirklichen deutschen
Humors begeistern wird. Von der einfachen Ausgabe
zu M. 1.20 sind noch wenige Exemplare zu haben. Wir
bitten zu bestellen.
G. Hirth Verlag AG., München
Herrnstraße 10
Voraussicht
„Weißt du, Hedi, mein Bräutigam gefällt
mir ja ganz gut — bis auf feine glatte
Frisur!"
„Wenn es sonst nichts ist! Paß nur auf,
wie ihm nach einem Jahr Ehe-die Haare
zu Berg stehen werden!"
frech
In einem Restaurant verlangt ein Gast ein
Glas Milch, worauf ihn der Kellner fragt:
„Auch einen-Baukasten dazu?"
Die heitere Gnädige
„Lieber Baron, entschuldigen Sie, daß ich
immer lachen muß, wenn ich etwas Dummes
gesagt habe!"
„O bitte, Gnädige, dafür befinden Sie sich
auch den ganzen Tag in heiterer Laune!"
Uncle Sam und die Ehemänner
Es soll Ehemänner bei uns geben, die froh sind, wenn sie zum Den-
tisten gehen müssen. Weil sie dort auch einmal den Mund aufmachen
dürfen.
*
Unter Phrenologen sind Leute gemeint, die an den Beulen von
Männerschädeln feststellen können, ob deren Besitzer verheiratet sind
oder nicht.
*
Der geheime Wunsch vieler Verheirateter ist, auch einmal VerkehrS-
schutzmann sein zu können; dann dürften sie die autofahrende Gattin
auch einmal anschnauzen.
*
Eine Dame aus der Straße hat kürzlich den gleichen jungen
Mann geheiratet, der ihr vor drei Monaten das Handtäschchen ent-
reißen wollte. Der arme Teufel wird sein Vergehen ein ganzes Leben
lang büßen müssen.
$
6m Mr. Ray in Los Angeles hatte mit seiner Scheidungsklage Er-
folg, weil er Nachweisen konnte, daß sich seine Gattin entführen ließ,
während er zur Kirche ging. Dieses Urteil dürfte viele Ehemänner zu
fleißigerem Kirchenbesuch anregen.
Sie Auswirkungen der Wirtschaftskrise bringen es mit sich, wenn
heutzutage junge Männer vielfach mit gebrauchten Möbeln einen
Hausstand gründen. AuS diesen Erwägungen heraus wollen manche
deshalb auch wohl nur Witwen heiraten.
Die kürzlich aufgestellte Behauptung, daß grundverschiedene Charaktere
die glücklichsten Ehen ergeben, wird niemand bestreiten. Es ist ohne
weiteres einleuchtend, daß eine den Gatten um Haupteslänge über-
ragende Gattin die beste Gewähr für den häuslichen Frieden bietet.
Vor Monaten wurde in Boston ein Klub gegründet für Ehemänner,
die beweisen können, daß sie Herren im eigenen Hause sind. Die An-
meldung deS ersten Mitgliedes wird stündlich erivartet.
HOLZ
"Holz", sagte mein Nachbar Grigorij bei
der zweiten Flasche Wodka, ist eine kostbare
Sache. Besonders wenn's kalt ist, dann gibts
nichts besseres auf der Welt als Holz. Man
kann jemand sogar zum Namenstag Holz
schenken. Meiner Schwägerin, Lisawta Ignat-
jewna, schenkte ich zum Geburtstag ein ganzes
Bündel Holz. Aber Pjotr Semjonic, ihr
Mann, ein heißblütiger und aufbrausender
Mensch, nahm davon einen Scheit und schlug
mich am Ende des Abends damit auf den Kopf,
der Hundesohn! ,Im zwanzigsten Jahrhunderts
sagte er, »schenkt man kein Holz!' Dessen unge-
achtet bleibt meine Meinung unverändert. Holz
ist eine kostbare und heilige Sache. Der Holz-
dieb ist ein Spezialist. Ein Taschendieb ist ein
kleiner Mann dagegen. Wir fingen den unsrigen
ganz zufällig. Unser Holz hatten wir im Hof
aufgeschichtet. Es wurde zusehends weniger
jeden Tag um vier bis fünf Holzscheite.
Serega Pestrikov im vierten Stock regte sich
am meisten darüber auf. „Man muß Wache
halten Bruder", sagte er, „anders erwischen
wir den Dieb nie!" Alle waren einverstanden.
Man hielt Wache — eS wurde trotzdem Holz
gestohlen. Ein Monat verging. Dann besuchte
Ue: etwaigen Bestellungen bittet m -
Wachsplastik von F. Bilek
n auf die Münchner „Jugend“ Bez
843
mich mein Neffe Mischka Vlasov. „Onkel",
sagte er, „wie du weißt, bin ich im Verband
der Chemiker. Ich kann dir für einen Spott-
preis eine Dynamitpatrone verschaffen. Du
steckst die Patrone in den Holzscheit und wartest
ruhig ab. Ein wunderbares Mittel, du wirst
sehen!"
„Bring das Ding her!" sag ich, „du Teufels-
junge! Heute noch wird es ausprobiert."
Also ich meißelte ein Loch in einen Holz-
scheit, stecke die Patrone hinein und verklebe es.
Dann werfe ich das Scheit oben auf den
Haufen. Und warte, was da kommen wird.
Schon am gleichen Abend knallte es im Haufe.
Die Leute sind zu Tode erschrocken, denken
weiß der Teufel was, nur ich und mein Neffe
wissen Bescheid.
Die Patrone ist im vierten Stock des treff-
lichen Pestrikovs explodiert. Ich sagte gar
nichts zu Serega Pestrikov, ich betrachte mir
nur mit schadenfreudigem Mitleid die ver-
wüstete Wohnung, den Haufen Ziegelsteine
dort, wo der Ofen stand, und SeregaS gemeines
Gesicht, blau von einem hineingeschleuderten
Ziegelstein ..."
(Deutsch von A. Wiedmeyer.)
g zu nehmen. 1935 / JUGEND Nr.53
Q
was ich mit Ihrer Rechnung mache! Hier ist
sie in Stücke gerissen. Sprechen wir nicht mehr
von Ihrer Schuld! Sie schulden mir nichts.
Sie haben mir nie etwas geschuldet. Gehen
wir in den Salon, werter Herr, um eine Tasse
Tee zu trinken."
„Danke, ehrenwerter Herr Reishändler, Sie
haben mir das Leben gerettet. Danke. Aber
gestatten Sie mir, daß ich Sie sogleich verlasse.
Ich habe es sehr eilig."
„Aber, wie kann ein Mann, der noch vor
einer Minute entschlossen war, zu sterben, eS
eilig haben? Sie scherzen, Herr Samourai."
„Keineswegs. Bedenken Sie, daß ich noch
vor Tagesanbruch zu sieben oder acht Liefe-
ranten gehen muß, um mir den Bauch aufzu-
schlitzen."
Soeben erschien noch rechtzeitig vor Weih-
nachten eine im Umfang erweDerte und
in Ganzleinen gebundene
Geschenk-Ausgabe
von
Die lustige Arche
Ein fröhliches Buch
von Fred Endrikat
zum Exemplarpreis von RM. 1.80
Fred Endrikat der einzigartige Bretteldichter, der geist-
reichste und temperamentvollste Konferencier des deut-
schen literarischen Kabaretts hat seine von tiefgründiger
Weisheit und Wahrheit durchtränkten Tiergedichte in
einem Bändchen vereinigt, das unter dem Titel „Die
lustige Arche'' alle Freunde eines wirklichen deutschen
Humors begeistern wird. Von der einfachen Ausgabe
zu M. 1.20 sind noch wenige Exemplare zu haben. Wir
bitten zu bestellen.
G. Hirth Verlag AG., München
Herrnstraße 10
Voraussicht
„Weißt du, Hedi, mein Bräutigam gefällt
mir ja ganz gut — bis auf feine glatte
Frisur!"
„Wenn es sonst nichts ist! Paß nur auf,
wie ihm nach einem Jahr Ehe-die Haare
zu Berg stehen werden!"
frech
In einem Restaurant verlangt ein Gast ein
Glas Milch, worauf ihn der Kellner fragt:
„Auch einen-Baukasten dazu?"
Die heitere Gnädige
„Lieber Baron, entschuldigen Sie, daß ich
immer lachen muß, wenn ich etwas Dummes
gesagt habe!"
„O bitte, Gnädige, dafür befinden Sie sich
auch den ganzen Tag in heiterer Laune!"
Uncle Sam und die Ehemänner
Es soll Ehemänner bei uns geben, die froh sind, wenn sie zum Den-
tisten gehen müssen. Weil sie dort auch einmal den Mund aufmachen
dürfen.
*
Unter Phrenologen sind Leute gemeint, die an den Beulen von
Männerschädeln feststellen können, ob deren Besitzer verheiratet sind
oder nicht.
*
Der geheime Wunsch vieler Verheirateter ist, auch einmal VerkehrS-
schutzmann sein zu können; dann dürften sie die autofahrende Gattin
auch einmal anschnauzen.
*
Eine Dame aus der Straße hat kürzlich den gleichen jungen
Mann geheiratet, der ihr vor drei Monaten das Handtäschchen ent-
reißen wollte. Der arme Teufel wird sein Vergehen ein ganzes Leben
lang büßen müssen.
$
6m Mr. Ray in Los Angeles hatte mit seiner Scheidungsklage Er-
folg, weil er Nachweisen konnte, daß sich seine Gattin entführen ließ,
während er zur Kirche ging. Dieses Urteil dürfte viele Ehemänner zu
fleißigerem Kirchenbesuch anregen.
Sie Auswirkungen der Wirtschaftskrise bringen es mit sich, wenn
heutzutage junge Männer vielfach mit gebrauchten Möbeln einen
Hausstand gründen. AuS diesen Erwägungen heraus wollen manche
deshalb auch wohl nur Witwen heiraten.
Die kürzlich aufgestellte Behauptung, daß grundverschiedene Charaktere
die glücklichsten Ehen ergeben, wird niemand bestreiten. Es ist ohne
weiteres einleuchtend, daß eine den Gatten um Haupteslänge über-
ragende Gattin die beste Gewähr für den häuslichen Frieden bietet.
Vor Monaten wurde in Boston ein Klub gegründet für Ehemänner,
die beweisen können, daß sie Herren im eigenen Hause sind. Die An-
meldung deS ersten Mitgliedes wird stündlich erivartet.
HOLZ
"Holz", sagte mein Nachbar Grigorij bei
der zweiten Flasche Wodka, ist eine kostbare
Sache. Besonders wenn's kalt ist, dann gibts
nichts besseres auf der Welt als Holz. Man
kann jemand sogar zum Namenstag Holz
schenken. Meiner Schwägerin, Lisawta Ignat-
jewna, schenkte ich zum Geburtstag ein ganzes
Bündel Holz. Aber Pjotr Semjonic, ihr
Mann, ein heißblütiger und aufbrausender
Mensch, nahm davon einen Scheit und schlug
mich am Ende des Abends damit auf den Kopf,
der Hundesohn! ,Im zwanzigsten Jahrhunderts
sagte er, »schenkt man kein Holz!' Dessen unge-
achtet bleibt meine Meinung unverändert. Holz
ist eine kostbare und heilige Sache. Der Holz-
dieb ist ein Spezialist. Ein Taschendieb ist ein
kleiner Mann dagegen. Wir fingen den unsrigen
ganz zufällig. Unser Holz hatten wir im Hof
aufgeschichtet. Es wurde zusehends weniger
jeden Tag um vier bis fünf Holzscheite.
Serega Pestrikov im vierten Stock regte sich
am meisten darüber auf. „Man muß Wache
halten Bruder", sagte er, „anders erwischen
wir den Dieb nie!" Alle waren einverstanden.
Man hielt Wache — eS wurde trotzdem Holz
gestohlen. Ein Monat verging. Dann besuchte
Ue: etwaigen Bestellungen bittet m -
Wachsplastik von F. Bilek
n auf die Münchner „Jugend“ Bez
843
mich mein Neffe Mischka Vlasov. „Onkel",
sagte er, „wie du weißt, bin ich im Verband
der Chemiker. Ich kann dir für einen Spott-
preis eine Dynamitpatrone verschaffen. Du
steckst die Patrone in den Holzscheit und wartest
ruhig ab. Ein wunderbares Mittel, du wirst
sehen!"
„Bring das Ding her!" sag ich, „du Teufels-
junge! Heute noch wird es ausprobiert."
Also ich meißelte ein Loch in einen Holz-
scheit, stecke die Patrone hinein und verklebe es.
Dann werfe ich das Scheit oben auf den
Haufen. Und warte, was da kommen wird.
Schon am gleichen Abend knallte es im Haufe.
Die Leute sind zu Tode erschrocken, denken
weiß der Teufel was, nur ich und mein Neffe
wissen Bescheid.
Die Patrone ist im vierten Stock des treff-
lichen Pestrikovs explodiert. Ich sagte gar
nichts zu Serega Pestrikov, ich betrachte mir
nur mit schadenfreudigem Mitleid die ver-
wüstete Wohnung, den Haufen Ziegelsteine
dort, wo der Ofen stand, und SeregaS gemeines
Gesicht, blau von einem hineingeschleuderten
Ziegelstein ..."
(Deutsch von A. Wiedmeyer.)
g zu nehmen. 1935 / JUGEND Nr.53
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