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Rund um Weihnachten
Weihnachtstage sind Festtage — Festtage für uns und die
Kamera. Die Zeit steht einmal ganz uns selbst zur Verfügung. Wir
werden einen guten Teil unserem Steckenpferd widmen und die
Kamera tüchtig in Tätigkeit setzen. Wenn bisher nur seltener Zeit
dazu vorhanden war, so wollen wir das Versäumte nach Herzens-
lust nachholen.
Die frohen Stunden beginnen aber nicht erst mit dem Heiligen
Abend. Schon an den Tagen vorher finden wir überall eine beson-
dere Stimmung: Vorfreude auf die kommenden Festtage. Und
gerade diese Vorzeit ist in jeder Hinsicht etwas so besonderes,
daß sich unserer Kamera auch schon hier mannigfache Motive
darbieten, die nicht einmaligen Erinnerungswert haben, sondern
die durch ihren Inhalt immer wieder gern betrachtet werden.
Um die Weihnachtszeit sind die Straßen besonders hell er-
leuchtet. Die wertvollen Architekturen werden mit Scheinwerfern
erhellt. So erheben sich die Gebäude vor uns als etwas Ge-
waltiges, plastisch gegen die in das Dunkel der Nacht gehüllte
Umgebung stehend. Die Beleuchtung ist oft so intensiv, daß es
mühelos gelingt, bewegte Staffage im Schnappschuß auf den Film
zu bannen. Es herrscht ja auch in dieser Zeit vor den Schau-
fenstern ein reges Leben. Man wird die Menschen mit der Kamera
belauschen und leicht die Vorfreude einfangen können, die sich
auf den Gesichtern widerspiegelt. Hier ist der menschliche Aus-
druck weihnachtliches Motiv.
Oder gehen wir mit der Kamera über den Weihnachtsmarkt.
Hier herrschen buntes Treiben und eine so große Vertiefung, daß
leicht unbemerkte Schnappschüsse zur Erzielung lebenswahrer
Bilder möglich sind. Am Weihnachtsbaumstand, vor den Spiel-
. waren- und Süßigkeitsbuden werden wir manche lustige Szene
entdecken.
Im besonderen werden wir Weihnachten natürlich daheim er-
leben. Wenn der Weihnachtskuchen gebacken wird, Geschenke
gebastelt werden, so ergeben sich allein für diese beiden Themen
immer neue Möglichkeiten.
Zum eigentlichen Fest wird man gerade die Kinder fotografieren.
Nicht fein aufgebaut und ausgeklügelt, sondern natürlich, lebendig.
In unseren Fotos müssen das: sprühende Leben und die strahlende
Begeisterung wiederzufinden sein. Man arbeitet am besten mit
elektrischem Blitzlicht, um damit genau den Aufnahmezeitpunkt
bestimmen zu können. Es kommt auf volle Beobachtung des
Motivs und Beherrschung der Kamera an, damit die Aufnahme im
rechten Augenblick erfolgen kann.
Reich an Stimmungswerten ist das weihnachtliche Stilleben.
Man wird natürlich den Weihnachtsbaum fotografieren. Doch darf
dabei nicht in den Fehler verfallen werden, den ganzen Baum in
seiner Buntheit abzubilden. Dann gibt die Aufnahme ein wirres
Durcheinander, ist aber wenig wirksam. Beschränken wir uns des-
halb besser auf einen oder nur wenige Äste, die groß zur Wieder-
gabe gelangen. Dann erkennt man klarer alle Einzelheiten und
sieht die feinen Glanzlichter auf Kugeln und Lametta. Natürlich
wird man die Kerzen brennend abbilden; dazu genügt eine Belich-
tung von etwa 10 Sekunden bei Blende 8 bzw. 9, während das
Motiv als solches gesondert mit der Heimlampe oder gewöhn-
lichem Glühlicht beleuchtet und entsprechend der Kunstbelich-
tungstabelle exponiert wird. Man wird hierbei gerade angemessen
belichten, damit die Kerzen gut zur Wirksamkeit kommen.
Neben dem Weihnachtsbaum gibt die Darstellung der Geschenke
reichlich Motive. Man wird sie nicht als Gegenstand an sich
bringen, sondern weihnachtlich erfassen. Schon ein Tannenzweig,
der sich dem Ganzen natürlich anpaßt, genügt weitgehend, um ent-
sprechende Stimmungswerte herbeizuführen. Und wenn wir weiter
an das bunte Leben und den Weihnachtsbaum denken und mit
offenen Augen schauen, dann ergibt sich eine unerschöpfliche
Reihe. Wir brauchen heute nicht zur gestellten Verlegenheitsauf-
nahme zu greifen, denn die Technik erschließt uns alle Türen und
Tore, die zum natürlichen Bild führen. Und Natürlichkeit ist
gerade für den Falle Weihnachten besonders wichtig.
Das Weihnachtsfest ist bunt. Darum sollen auch Farbenauf-
nahmen hergestellt werden. Das ist heute nicht schwer, wenn
man Color-Material verwendet. Im Fotohandel gibt es kostenlos
eine Broschüre hierüber, die alles Wichtige enthält.
Die Kamera als Geschenk
Man schenkt sie seinen Kindern, seinem Freunde (bzw. Freundin!)
oder auch — sich selbst. Wenn man suchend vor dem Schau-
fenster des Fotoladens steht, so wird die Vielseitigkeit in Form
und Gestalt auffallen. Die Wahl ist nicht leicht, und wir wollen
hier helfen.
Man wird heute allgemein ein Modell in mittlerer Preislage
_kaufen, so etwa von 30 bis 100 Mark. Teurere Kameras sind etwas
1935 / JUGEND NR. 53 / 24. Dezember 1935
für Enthusiasten, billigere für solche Mitmenschen, die auch foto-
gi alleren wollen und wo man nicht weiß, ob die Tätigkeit von
Dauer sein wird.
Wichtig ist die Formatfrage. Denn davon hängen später die
ganzen Kosten für Material usw. ab. Am zweckmäßigsten kauft
man ein Mittelformat von 4X6,5 oder 6X6 cm. Als Aufnahme-
material wählen wir Rollfilm. Kleinere Formate sind zu winzig,
um unvergrößert anzusprechen, größere ergeben eine unhandliche
Kamera. Ein vorzügliches Gerät ist heute die Spiegelreflex vom
Iyp der „Exakta“ oder „Rolleicord“, um! zwei markante Fabrikate
zu nennen. Wegen des großen Mattscheibenbildes kennt dieses
Gerät keine unscharfen Fotos und bietet es gute Schußbereitschaft
und schnelle Arbeitsmöglichkeit. Die Spiegelreflex gibt eine leichte
Bedienungsweise; man wird nicht Sklave der Kamera, sondern
bedient sie nebenbei, um die Rosinen aus dem Leben (ich hätte
beinahe Weihnachtsstolle geschrieben) ohne Verkrampfung und
lange Ausklügelei einzufangen. Man arbeitet gewissermaßen
100%ig. Und das ist ein beruhigendes Gefühl.
Weihnachtskarten selbst gemacht
Man wird natürlich zum Feste Weihnachtskarten verschicken.
Wie wäre es, wenn wir uns solche Karten selbst anfertigen? Das
macht bestimmt Freude und hat einen guten Sinn.
Eine geeignete Weihnachtsaufnahme vom vorigen Jahr werden
Sie sicher noch besitzen. Wenn nicht, dann bauen Sie schnell
einen Tannenzweig mit einem Licht und etwas Schmuck vor
einem neutralen Hintergrund auf und fertigen Sie so ein ent-
sprechendes Foto.
Sicher wollen Sie auf Ihre Karte gleich Schrift einkopieren. Das
sieht sauberer aus als nachträgliche Beschriftung, entspricht auch
im Farbton dem Bilde. Zum Einkopieren gibt es heute Schrift-
masken (Hersteller: Halle), die bei der Belichtung zwischen Karte
und Negativ ergeben und auf dem weißen Bildrande die ent-
sprechende Beschriftung liefern. Das ist sicher eine nützliche An- -
Schaffung, die man auch dazu für Neujahr, Ostern und alle übrigen
Anlässe gebrauchen kann.
Striezelmarktkinder
Viertel]ahreszPreis 7 Mark, Heft'Preis 60 Pfennig
Begründer: Dr. GEORG HIRTH. — Verantwortlich für die Schriftleituaig: ARNOLD WEISS-RÜTHEL; für die Anzeigen: GEORG POSSELT, München. —
Verlag: G. HIRTH VERLAG AG., München. — Für die Herausgabe in Österreich verantwortlich: J. RAFAEL, Wien I. Graben 29a (Eingang Tnattnerhof). — Für die Redaktion
vpr>TSter.reick verantwortlich: MARIANNE RAFAEL, Wien XIX, GymnasimmistraBe 77. — Alle Rechte Vorbehalten. — Nachdruck strengstens verboten. — Copyright by G. HIRTH
VERLAG AG., München. — Druck: G. HIRTH VERLAG AG., Buch- und Kunst-Druckerei, München, Herrnstr. 10. — D.-A. III. V.J.6277. —Entered as second dass matter, Postoffice New
York, N. Y. — Manuskripte sind nur an die Redaktion der „Jugend“, München; Herrnstraße 10, zu senden: Rücksendung kann nur erfolgen, wenn Rückporto beiliegt.
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Rund um Weihnachten
Weihnachtstage sind Festtage — Festtage für uns und die
Kamera. Die Zeit steht einmal ganz uns selbst zur Verfügung. Wir
werden einen guten Teil unserem Steckenpferd widmen und die
Kamera tüchtig in Tätigkeit setzen. Wenn bisher nur seltener Zeit
dazu vorhanden war, so wollen wir das Versäumte nach Herzens-
lust nachholen.
Die frohen Stunden beginnen aber nicht erst mit dem Heiligen
Abend. Schon an den Tagen vorher finden wir überall eine beson-
dere Stimmung: Vorfreude auf die kommenden Festtage. Und
gerade diese Vorzeit ist in jeder Hinsicht etwas so besonderes,
daß sich unserer Kamera auch schon hier mannigfache Motive
darbieten, die nicht einmaligen Erinnerungswert haben, sondern
die durch ihren Inhalt immer wieder gern betrachtet werden.
Um die Weihnachtszeit sind die Straßen besonders hell er-
leuchtet. Die wertvollen Architekturen werden mit Scheinwerfern
erhellt. So erheben sich die Gebäude vor uns als etwas Ge-
waltiges, plastisch gegen die in das Dunkel der Nacht gehüllte
Umgebung stehend. Die Beleuchtung ist oft so intensiv, daß es
mühelos gelingt, bewegte Staffage im Schnappschuß auf den Film
zu bannen. Es herrscht ja auch in dieser Zeit vor den Schau-
fenstern ein reges Leben. Man wird die Menschen mit der Kamera
belauschen und leicht die Vorfreude einfangen können, die sich
auf den Gesichtern widerspiegelt. Hier ist der menschliche Aus-
druck weihnachtliches Motiv.
Oder gehen wir mit der Kamera über den Weihnachtsmarkt.
Hier herrschen buntes Treiben und eine so große Vertiefung, daß
leicht unbemerkte Schnappschüsse zur Erzielung lebenswahrer
Bilder möglich sind. Am Weihnachtsbaumstand, vor den Spiel-
. waren- und Süßigkeitsbuden werden wir manche lustige Szene
entdecken.
Im besonderen werden wir Weihnachten natürlich daheim er-
leben. Wenn der Weihnachtskuchen gebacken wird, Geschenke
gebastelt werden, so ergeben sich allein für diese beiden Themen
immer neue Möglichkeiten.
Zum eigentlichen Fest wird man gerade die Kinder fotografieren.
Nicht fein aufgebaut und ausgeklügelt, sondern natürlich, lebendig.
In unseren Fotos müssen das: sprühende Leben und die strahlende
Begeisterung wiederzufinden sein. Man arbeitet am besten mit
elektrischem Blitzlicht, um damit genau den Aufnahmezeitpunkt
bestimmen zu können. Es kommt auf volle Beobachtung des
Motivs und Beherrschung der Kamera an, damit die Aufnahme im
rechten Augenblick erfolgen kann.
Reich an Stimmungswerten ist das weihnachtliche Stilleben.
Man wird natürlich den Weihnachtsbaum fotografieren. Doch darf
dabei nicht in den Fehler verfallen werden, den ganzen Baum in
seiner Buntheit abzubilden. Dann gibt die Aufnahme ein wirres
Durcheinander, ist aber wenig wirksam. Beschränken wir uns des-
halb besser auf einen oder nur wenige Äste, die groß zur Wieder-
gabe gelangen. Dann erkennt man klarer alle Einzelheiten und
sieht die feinen Glanzlichter auf Kugeln und Lametta. Natürlich
wird man die Kerzen brennend abbilden; dazu genügt eine Belich-
tung von etwa 10 Sekunden bei Blende 8 bzw. 9, während das
Motiv als solches gesondert mit der Heimlampe oder gewöhn-
lichem Glühlicht beleuchtet und entsprechend der Kunstbelich-
tungstabelle exponiert wird. Man wird hierbei gerade angemessen
belichten, damit die Kerzen gut zur Wirksamkeit kommen.
Neben dem Weihnachtsbaum gibt die Darstellung der Geschenke
reichlich Motive. Man wird sie nicht als Gegenstand an sich
bringen, sondern weihnachtlich erfassen. Schon ein Tannenzweig,
der sich dem Ganzen natürlich anpaßt, genügt weitgehend, um ent-
sprechende Stimmungswerte herbeizuführen. Und wenn wir weiter
an das bunte Leben und den Weihnachtsbaum denken und mit
offenen Augen schauen, dann ergibt sich eine unerschöpfliche
Reihe. Wir brauchen heute nicht zur gestellten Verlegenheitsauf-
nahme zu greifen, denn die Technik erschließt uns alle Türen und
Tore, die zum natürlichen Bild führen. Und Natürlichkeit ist
gerade für den Falle Weihnachten besonders wichtig.
Das Weihnachtsfest ist bunt. Darum sollen auch Farbenauf-
nahmen hergestellt werden. Das ist heute nicht schwer, wenn
man Color-Material verwendet. Im Fotohandel gibt es kostenlos
eine Broschüre hierüber, die alles Wichtige enthält.
Die Kamera als Geschenk
Man schenkt sie seinen Kindern, seinem Freunde (bzw. Freundin!)
oder auch — sich selbst. Wenn man suchend vor dem Schau-
fenster des Fotoladens steht, so wird die Vielseitigkeit in Form
und Gestalt auffallen. Die Wahl ist nicht leicht, und wir wollen
hier helfen.
Man wird heute allgemein ein Modell in mittlerer Preislage
_kaufen, so etwa von 30 bis 100 Mark. Teurere Kameras sind etwas
1935 / JUGEND NR. 53 / 24. Dezember 1935
für Enthusiasten, billigere für solche Mitmenschen, die auch foto-
gi alleren wollen und wo man nicht weiß, ob die Tätigkeit von
Dauer sein wird.
Wichtig ist die Formatfrage. Denn davon hängen später die
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man ein Mittelformat von 4X6,5 oder 6X6 cm. Als Aufnahme-
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um unvergrößert anzusprechen, größere ergeben eine unhandliche
Kamera. Ein vorzügliches Gerät ist heute die Spiegelreflex vom
Iyp der „Exakta“ oder „Rolleicord“, um! zwei markante Fabrikate
zu nennen. Wegen des großen Mattscheibenbildes kennt dieses
Gerät keine unscharfen Fotos und bietet es gute Schußbereitschaft
und schnelle Arbeitsmöglichkeit. Die Spiegelreflex gibt eine leichte
Bedienungsweise; man wird nicht Sklave der Kamera, sondern
bedient sie nebenbei, um die Rosinen aus dem Leben (ich hätte
beinahe Weihnachtsstolle geschrieben) ohne Verkrampfung und
lange Ausklügelei einzufangen. Man arbeitet gewissermaßen
100%ig. Und das ist ein beruhigendes Gefühl.
Weihnachtskarten selbst gemacht
Man wird natürlich zum Feste Weihnachtskarten verschicken.
Wie wäre es, wenn wir uns solche Karten selbst anfertigen? Das
macht bestimmt Freude und hat einen guten Sinn.
Eine geeignete Weihnachtsaufnahme vom vorigen Jahr werden
Sie sicher noch besitzen. Wenn nicht, dann bauen Sie schnell
einen Tannenzweig mit einem Licht und etwas Schmuck vor
einem neutralen Hintergrund auf und fertigen Sie so ein ent-
sprechendes Foto.
Sicher wollen Sie auf Ihre Karte gleich Schrift einkopieren. Das
sieht sauberer aus als nachträgliche Beschriftung, entspricht auch
im Farbton dem Bilde. Zum Einkopieren gibt es heute Schrift-
masken (Hersteller: Halle), die bei der Belichtung zwischen Karte
und Negativ ergeben und auf dem weißen Bildrande die ent-
sprechende Beschriftung liefern. Das ist sicher eine nützliche An- -
Schaffung, die man auch dazu für Neujahr, Ostern und alle übrigen
Anlässe gebrauchen kann.
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Viertel]ahreszPreis 7 Mark, Heft'Preis 60 Pfennig
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