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P Hallen.
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Kopf im Fenster erschien. Dann konnte er mich
bequem abknallen und unerkannt entkommen.
Würdest du mich gerufen haben, oder hättest
du lieber riskiert, selbst erschossen zu werden?"
Greta lachte. „Ich hätte gern Antwort!" sagte
Teerbom, „waS würdest du tun?"
Er blickte Greta mit einer sonderbaren
Ängstlichkeit inS Gesicht. Sie lachte noch immer
und meinte, natürlich würde sie ihn rufen, recht
laut sogar. Als sie aber sah, daß es ihm ernst
war, beteuerte sie, sie werde in einem solchen
Falle selbstverständlich für ihn sterben. Teer-
bom nickte langsam und lachte in einer trockenen
und gewaltsamen Art. Dann, mit leiser und
matter Stimme, und indem er sich zu ihr neigte,
sagte er: „Wenn ich es gar nicht verdient hätte?
Was dann? Wenn ich selbst schon einmal
jemand umgebracht hätte? Beispielsweise ein
Mädchen, das mir lästig war. Eines Tages
lag sie zerschmettert unter der Eisenbahnbrücke.
In ihrer Handtasche fand sich ein Abschieds-
brief, aus dem einwandfrei hervorging, daß sie
Selbstmord begangen habe. Was will das
besagen? Sie kann ja den Abschiedsbrief ge-
schrieben haben, damit ich ihn bei ihr entdecken
und Mitleid mit ihr haben sollte, klm es ganz
realistisch zu machen — und darin sind die
Frauen bekanntlich groß —, kann sie ja zwei
Briefe bei sich gehabt haben, einen an ihre
Eltern und einen an mich. Den Brief an die
Eltern ließ ich ruhig in ihrer kleinen Samttasche
stecken. Ich sagte: „Wir müssen uns darüber
aussprechen. Wir können einen Spaziergang
machen, eö ist so schönes Wetter heute." Wir
gingen. Sie hing sich ein und bemühte sich, so
lieb und freundlich zu mir zu sein, als sie es in
ihrem Kummer nur vermochte. Immer ver-
suchte sie, mir in die Augen zu blicken. Dann
wieder drückte sie meinen Arm. Wir gingen aus
einem schmalen, grasbewachsenen Fußpfad in-
mitten von Kornfeldern.
Ein leichter, lauer Wind raschelte in den
Halmen. Aus den hohen Drähten der Über-
landleitung saßen die Schwalben. Wenn wir
an einem Mast vorübergingen, hörten wir ein
helles Brausen daraus hervordringen, das an-
wuchs und wieder verklang. Das Mädel hob
dann jedeSmal den Finger und sagte: „Horch!"
Ergeben und hofsnungSsroh wanderte sie an
meiner Seite. Als wir über den Bahndamm
gingen, blies der Wind ihr das Kleid gegen die
Beine. Es war das grünseidene, daS beste
Kleid, waS sie besaß, ünd sie besaß nur wenige.
Ich kannte sie alle. Ich hatte in der Stadt
schon andere Kleider gesehen, duftige, reizvolle
Gebilde, die ihren Trägerinnen etwas Märchen-
haftes geben. Das grünseidene Ding hier
erschien mir besonders geschmacklos. Wie wir
so die Schienen entlang gingen, zwischen denen
l^lslecke auf den Sch öfterstem en schimmerten,
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tat mir das Mädel ein wenig leid. Die Schienen
senkten sich, und unsere Schuhe hallten laut auf
den Steinen.
Wir waren aus der Brücke. Etwa in der
Mitte der Brücke blieb ich an dem Stein-
geländer stehen. Ties unter uns lag in der
Sonne das weite grüne Tal. Die Häuser mit
ihren weißen Feldern, schwarzen Balken und
roten Dächern erschienen klein wie aus einem
Kinderbaukasten. Ein schmaler, blanker Bach
durchzog daS Tal in vielen Kurven. Die
Straße überquerte ihn mit einer kleinen höl-
zernen Brücke. Ein winziges Fuhrwerk rollte
gerade darüber, und das dumpfe Gepolter der
Räder auf den.Bohlen drang bis zu uns her-
aus. Ich blickte daS Mädel neben mir an. Ich
sah, daß sie die Tasche mit dem Abschiedsbries
locker an dem Nickelkettchen in der Hand hielt.
„Gib doch mehr aus deine Tasche acht!" sagte
ich, „nachher hast du sie wieder verloren." Ick)
streifte ihr bk Kette über den Arm. Dann,
indem ich mit der Hand inS bml deutete, sagte
ich: „Sieh mal, wie langsam das Auto da unten
die Chaussee entlang kriecht!" Ich wunderte
mich, daß ich so ruhig sprechen konnte. Meine
Stimme hatte ganz natürlich geklungen. DaS
kleine Auto in der Tiefe stieß weiße Wölkchen
auS. DaS Mädel beugte sich übers Geländer.
Der Wind bewegte ihr Haar. Ich bückte mich
scbnell, faßte ihre Beine und zog sie empor.
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realistisch zu machen — und darin sind die
Frauen bekanntlich groß —, kann sie ja zwei
Briefe bei sich gehabt haben, einen an ihre
Eltern und einen an mich. Den Brief an die
Eltern ließ ich ruhig in ihrer kleinen Samttasche
stecken. Ich sagte: „Wir müssen uns darüber
aussprechen. Wir können einen Spaziergang
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gingen. Sie hing sich ein und bemühte sich, so
lieb und freundlich zu mir zu sein, als sie es in
ihrem Kummer nur vermochte. Immer ver-
suchte sie, mir in die Augen zu blicken. Dann
wieder drückte sie meinen Arm. Wir gingen aus
einem schmalen, grasbewachsenen Fußpfad in-
mitten von Kornfeldern.
Ein leichter, lauer Wind raschelte in den
Halmen. Aus den hohen Drähten der Über-
landleitung saßen die Schwalben. Wenn wir
an einem Mast vorübergingen, hörten wir ein
helles Brausen daraus hervordringen, das an-
wuchs und wieder verklang. Das Mädel hob
dann jedeSmal den Finger und sagte: „Horch!"
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meiner Seite. Als wir über den Bahndamm
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Beine. Es war das grünseidene, daS beste
Kleid, waS sie besaß, ünd sie besaß nur wenige.
Ich kannte sie alle. Ich hatte in der Stadt
schon andere Kleider gesehen, duftige, reizvolle
Gebilde, die ihren Trägerinnen etwas Märchen-
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erschien mir besonders geschmacklos. Wie wir
so die Schienen entlang gingen, zwischen denen
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senkten sich, und unsere Schuhe hallten laut auf
den Steinen.
Wir waren aus der Brücke. Etwa in der
Mitte der Brücke blieb ich an dem Stein-
geländer stehen. Ties unter uns lag in der
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ihren weißen Feldern, schwarzen Balken und
roten Dächern erschienen klein wie aus einem
Kinderbaukasten. Ein schmaler, blanker Bach
durchzog daS Tal in vielen Kurven. Die
Straße überquerte ihn mit einer kleinen höl-
zernen Brücke. Ein winziges Fuhrwerk rollte
gerade darüber, und das dumpfe Gepolter der
Räder auf den.Bohlen drang bis zu uns her-
aus. Ich blickte daS Mädel neben mir an. Ich
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mich, daß ich so ruhig sprechen konnte. Meine
Stimme hatte ganz natürlich geklungen. DaS
kleine Auto in der Tiefe stieß weiße Wölkchen
auS. DaS Mädel beugte sich übers Geländer.
Der Wind bewegte ihr Haar. Ich bückte mich
scbnell, faßte ihre Beine und zog sie empor.