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BÜCH E IR

E Escherich: „Altmünchner Erinnerungenc. Einhorn-Verlag,

München.

Es ist der Reiz des Privaten, der diesen Aufzeichnungen ver-
schiedener Mitglieder der alten bayerischen Familie Escherich
ganz besonderen Wert verleiht. Der Geschichtsraum, den sie um-
fassen, beginnt mit dem Jahre 1777 und endet mit dem stürmischen
48er-Jahr, da Bayerns König Ludwig I. dem Thron entsagen mußte.
In diesen fast 100 Jahren bayerischer — insbesondere Münchener
Geschichte hat sich manches zugetragen, worüber die offizielle
Geschichtsschreibung nichts zu vermelden hat. Hier in diesem
Diarium einer altbayerischen Bürgerdynastie haben diese kleinen,
zeitnahen und deshalb nicht minder wichtigen Dinge ihren Nieder-
schlag gefunden. Wir verweisen an dieser Stelle auf die in vor-
liegender Nummer abgedruckte Textprobe aus dem hübschen und
für alle Freunde Münchner Historie unentbehrlichen Buch.

Avis.

Glückwunschhuch für alle Gelegenheiten. Gesammelt und verlegt
von Ernst Heimeran in München.

Können wir noch Glück wünschen? — Z. B. zum neuen Jahr
jemand Liebes oder Nahes beglückwünschend ansprechen, von
Herzen und auch mit der Kraft des Herzens? Man muß

meinen, wir hätten es verlernt, wenn man liest, wie unsere
Voreltern Glück zu wünschen verstanden. Ernst Heimeran,
der schon so manchen Goldfund aus dem Grunde dei Zeiten

ausgegraben hat, legt eben ein Glückwunschbuch für alle

Gelegenheiten vor, aus dem wir an anderer Stelle ein paar

Proben abdrucken. Wer sie liest, der wird bald merken:
ebensoviel wiö zu einem Kunstwerk. Lauter echte kleine Kunst-
werke sind die Wünsche in diesem Glückwunschbuch, und darum
kann einer, der heute Glück wünschen will, gar nichts Besseres
tun als einfach dies Büchlein schenken: denn er selber bringt s
zwischen Tür und Angel, zwischen Auto und Telephon, zwischen
Kauf und Ratenzahlungen — — er bringt's im Leben nicht so gut

Joachim Ringebiatj: „Der NachlaßRowohlt-Verlag, Berlin.

Hier hätten wir also das Letzte von diesem eigenartigen und
eigenwilligen Dichter. Es sind Tagebuchaufzeichnungen aus dem
Krankenhaus, Briefe an die Frau und liebe Freunde, nachgelassene
Gedichte und zahlreiche Reproduktionen von Gemälden des Viel-
seitigen. Ein Hauch von Wehmut schwebt über dem Ganzen; viel
Traurigkeit spricht aus Prosa und Vers, wenn auch die Sonne
eines echten und gütigen Humors dann und wann durchbricht und
die schon im Sinken begriffene Welt des Dichters auf Augenblicke
erhellt. Je mehr uns der Tag entrückt, da Ringelnatz krank und
arm diese Erde verließ, desto echter und geklärter erscheinen uns
seine Verse. Die große Menschlichkeit, die alles erfüllt, was er je
gesagt und gedacht, der hohe Anstand seiner inneren Haltung
solche Werte treten uns in vorliegendem Buch noch einmal deut-
lich vor Augen. Weiß-Rüthel

Andre Maurois: „Beiträge zur Lebens kirnst“. Verlag R. Piper
& Co., München.

Gibt es eine lehrbare Lebenskunst? Man kann darüber reden.
Vor allem kann man streiten, ob sie — falls es sie gibt — genügend
unter die Leute kommt. Dieser Maurois. ist auf dem Wege dahin:
er bricht mit j'eder Art von exklusiver Vornehmtuerei, die gerade
auf den Lebenskunst-Kathedern eine Zeitlang so weit verbreitet
war. Er spricht gelassen, natürlich, umsichtig, und gibt jedem
etwas. Da ist sein Kapitel über die Ehe. Ein Jahrhundert nach dem
alten braven Hippel war die Lehre von der Lebenskunst in der Ehe
immer mehr ins Dornengestrüpp erotischer Belehrung und in die
Wüste banaler Sachlichkeit geraten; hier tritt das wirkliche Leben
wieder hervor — d. h. das Leben, von dem Sainte-Beuve einmal
gesagt hat, seine Grundbedingung sei, eine Portion Langeweile er-
tragen zu können. Die Ehe ist gewiß keine Literaturwissenschaft,
und doch bin, ich sicher, daß jede Ehe durch Lesen der 48 Seiten
bei Maurois besser werden kann. Ich setze nur den einen goldenen
Satz her: „Ehen werden nur dann glücklich, wenn Mann und Frau
sich nicht einfach von der Strömung treiben lassen, sondern ihr
Glück wolle n." Aufs Glück läuft, wie natürlich, auch Maurois’
Lebenskunstlehre hinaus. Er gibt eine reichhaltige „Gymnastik des
Glücks“, dann aber — und das bezeichnet den ganzen Mann —
schließt er mit der Weisheit der Stoiker und mit Nietzsche. „Wir
wollen aber nicht Glück, wir wollen Heidentum.“ Dem Prometheus
muß der Geier, der ihm die Leber benagt, willkommen sein, „viel-
leicht deshalb, weil dieser Schmerz ihn den noch unerträglicheren
eines inneren Zweispaltes vergessen macht“. Dr. H. A. T.

Der Gelehrte

Der Gelehrte Bentley war im
Umgänge mit seinen Mitmenschen
sehr unbeholfen und verlegen. Er
wurde deshalb nur selten in feine
Gesellschaft geladen. Als er bei
einer Gräfin von FerrcreS erschei-
nen sollte, traf er dort bereits eine
große Gesellschaft an. DaS setzte
ihn derart in Verlegenheit, daß er
sich bald wieder entfernte. —
„Wer war der sonderbare fremde
Mann?" fragte jemand. — „Er
ist ein so gelehrter Herr", versetzte
die Gräfin, „daß er weiß, wie ein
Stuhl auf hebräisch und griechisch
heißt, aber nicht, wie man darauf
sitzen soll!" E. H. S.

Der König

Die Magdeburger waren mit
ihrem Superintendanten unzufrie-
den und beschuldigten ihn, daß er
nicht an die Auferstehung glaube.
Sie wollten ihn deshalb feines
Amtes entheben. Die Klage
wurde Friedrich dem Großen zur
Entscheidung vorgelegt. Der König
verfügte: „Bleibt im Amt. Will
er am Jüngsten Tage nicht auf-
stehen, so soll er liegen bleiben."

E. H. S.

„Bin ich Ihnen im alten Jahr etwas schuldig geblieben, Ober . .
„Außer einer anständigen Behandlung nichts!“

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Register
Rubey: Zeichnung ohne Titel
Arnold Weiss-Rüthel: Bücher
Avis: Bücher
Hans Arthur Thies: Bücher
F. H. S.: Der Gelehrte
F. H. S.: Der König
 
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