Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
ID II IE

IF O T O

§ IE II T IE

Lichter, die leuchten

Seit wir erkannt haben, daß zum Wesen
der fotografischen Darstellung eine Betonung
des Faktors Licht gehört (dieses Erkennen
liegt nicht einmal weit zurück), sind wir zur
Schaffung entsprechender Mittel bestrebt,
die eine Hervorhebung gestatten. Man will
das an sich an den Formgebilden nur emp-
fundene Moment des Schimmerns und
Glitzerns verdeutlichen, damit es nicht erst
nach längerem Schauen im Foto „entdeckt“
werden muß, sondern vielmehr jedem so-
gleich in die Augen strahlt. Die Lichter, die
größten Helligkeiten im Bilde, sollen also
wirklich leuchten.

Eine lange Versuchsreihe führt zur Schaf-
fung der Duto-Linse, die in ihrer einfachen
Anwendung verblüffend wirkt. Denn man
setzt sie nur wie ein Filter auf das Objektiv
der Kamera. Sie bewirkt ein Abklingen der
Linienbetontheit zugunsten einer Hervor-
hebung von Helligkeiten, die wirklich leuch-
ten, und wir erzielen im Grunde erst damit
ein dem Wesen der Fotografie gemäßes
Bild, gestaltet durch Licht.

Zu unserem Bilde

Gleich vorweg: Aufgenommen mit der

Duto-Linse. Gewiß erhebt es keinen An-
spruch, als Motiv etwas Gigantisches zu
sein, sondern es will als Skizze empfunden
werden. Diesem Skizzenhaften entspricht
die Duto-Linse, indem sie die Hauptmomente
betont, das Spiel von Hell-Dunkel zum
Eigentlichen erhebt.

Gerade jetzt kann man solche Bilder her-
steilen. Als einen wertvollen Ausgleich zum
Kunstlicht, das ja für gewöhnlich den Winter
beherrscht. Auf das Unscheinbare kommt es
dabei an; dort etwas sehen, wo andere vor-
übergehen, ist ein guter Teil unserer Auf-
gabe. Wir müssen ganz neuartig empfinden,
weniger Form und Farbe als Tonwerte
sehen. Dann wird der Lohn nicht aus-
bleiben.

Unser Foto«Lehrgan&

9. Folge

Nachtrag: Die Beleuchtung

Hier etwas, über dessen Bedeutung Sie sich auch schon als An-
fänger bewußt sein sollten. Die Frage der Beleuchtung ist im
Grunde für die Fotografie das Zentrale. Durch günstigen Sonnen-
stand wird der einfachste Gegenstand zum Motiv.

Durch die Beleuchtung sollen Kontraste erzielt werden. Das
Licht ist Mittel, um für unsere Kamera die Form erstehen zu lassen.
Und die Art und Weise des Wechselspiels zwischen Hell und
Dunkel machen den Charakter des Bildes aus.

Vorderlicht schafft kaum Gegensätze. Jede Plastik fehlt. Wir
werden diese Beleuchtungsform für gewöhnlich ausschalten. .—
Beitenlicht steht dazu im Gegensatz. Hier haben wir starke Hellig-
keitsunterschiede, Feinstrukturen treten hervor und das Stoffliche
wird betont. — Gegenlicht ist die Methode zur Erzielung feiner
otimmungsmomente. Das Grau und Dunkel überwiegen, und aus
ihnen leuchten feinste Helligkeiten hervor. Es sei empfohlen, selbst
einmal Vergleichsbilder anzufertigen; dann merkt man am schnell-
sten, worauf es ankommt.

Natürlich: Selbst entwickeln

Nun wollen wir darangehen und unsere Aufnahme bzw. unseren
bilm entwickeln. Dazu stehen uns verschiedene Möglichkeiten offen.
Ganz davon abgesehen, daß der Fotohändler uns auch diese Arbeit
abnimmt, ergeben sich für die eigene Tätigkeit mehrere Methoden,
die sich gleichzeitig nach dem Negativmaterial richten.

Platte, Plan- und Packfilm werden einzeln in der Dunkelkammer
— verarbeitet; beim Rollfilm entwickeln wir einen ganzen Streifen

ügl/jUGENP NR. I / 1. Januar 1936
D'

mit mehreren Aufnahmen zu gleicher Zeit, wobei keine Dunkel-
kammer erforderlich ist. Die Entwicklungsvorgänge sind in jedem
Falle gleich. Es tritt eine Silberausscheidung an den belichteten
Bromsilberpartien der Emulsion ein, die quantitativ der wirksam
gewesenen Lichtmenge entspricht.

In erster Linie müssen wir uns einen Entwickler an sch affen. Wir
wählen am zweckmäßigsten eine mit mittlerer Geschwindigkeit
arbeitende Substanz, die im besonderen noch die Eigenschaft hat,
ein zartes Negativkorn zu erzeugen. Wir müssen hierzu bemerken,
daß die Ausscheidung des Silbers in Form feiner Körner erfolgt
und von der Größe der Körner die Vergrößerungsfähigkeit eines
Negativs abhängt. Da der benutzte Entwickler einen Einfluß auf
die Korngröße hat, werden wir einen sogenannten Feinkornent-
wickler verwenden.

Für die Entwicklung von Einzelaufnahmen richten wir uns ent-
weder eine entsprechende Dunkelkammer her oder warten, bis es
abends dunkel wird. Zur Beleuchtung des Arbeitsraumes dient eine
rote (bei panchromatischen Emulsionen grüne) Lampe, die von
Osram gleich mit entsprechendem Glaskolben hergestellt wird.
Daneben brauchen wir drei Schalen für Entwickler, Wasser und
Fixierbad im Format unserer Negative. Als Entwickler können wir
die Fabrikate „Emofin“, „Final“ und „Mikrol“ für den Anfang
besonders empfehlen; alle wirken feinkörnig. Zum Fixieren kaufen
wir saures Fixiersalz, das wie dort angegeben gelöst wird.

Für die Rollfilm-Entwicklung verwenden wir keine Schalen,
sondern besondere Geräte, wie z. B. die Esti-Röhre. Es gibt auch
Tageslichtgeräte, in denen der ganze Vorgang bei hellem Tages-
licht erfolgen kann. Alle diese Apparate haben den Vorteil, daß
der Filmstreifen während der Behandlung nicht angefaßt zu werden
braucht und saubere Negative liefert, die bei Schalenentwicklung
für Rollfilm in Frage gestellt sind.

Viertel] ahres^Pr eis 7 Mark, Heft-Preis 60 Pfennig

GEORG HIRTH

Verantwortlich für die Schriftleitmng: ARNOLD WEISS-RÜTHEL ; für die Anzeigen: GEORG POSSELT, München.

in Österreich* ^ T H VERLAG AG., München. — Für die Herausgabe in Österreich verantwortlich: J. RAFAEL, Wien I, Graben 29a (Eingang Tnattnerhof). — Für die Redaktion
VeRLAG Ar vtIantwortlich: MARIANNE RAFAEL, Wien XIX, Gymnasiumstraße 77. — Alle Rechte Vorbehalten. — Nachdruck strengstens verboten. — Copyright by G. HIRTH
u., München. — Druck: G. HIRTH VERLAG AG., Buch- und Kunst-Druckerei, München, Herrnstr. 10. — D.-A. III. V.J. 6277. —Entered as second cl<ass maiter, Postoffice New
0rk* N. Y. — Manuskripte sind nur an die Redaktion der „Jugend“, München, Herrnstraße 10, zu senden: Rücksendung kann nur erfolgen, wenn Rückporto beiliegt.
Register
Redaktioneller Beitrag: Die Foto-Seite
 
Annotationen