Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
HII§T© IR II § CH IE MHIN HAXTUM.IETN

Ein Toter lächelt

Montesquieu hielt einst einen Totenschädel in der Hand, der —
lächeln schien.

Ein Wihbold wandte sich mit der Frage an ihn:

„Worüber mag wohl dieser Tote lachen?"

„Über einen Lebenden, der diese Frage stellt", gab ihm der Philosoph
zurück.

Oie Brüder unserer lieben Frau

Kaiser Karl V. ließ die Abgeordneten der Stadt Straßburg, die an
seinem Hose erschienen, hart an, da er erfahren hatte, daß die Bürger-
schaft von Straßburg die Liebfrauenbrüder mit Schimpf und Schande
aus der Stadt gejagt hatten. Die Abgeordneten ließen den Vorwurf des
Kaisers über sich ergehen und erst, nachdem der Monarch geendet hatte,
ergriff ihr Führer das Wort:

„Wir haben sie in Straßburg geduldet, so lange sie unserer lieben
Frauen Brüder waren, Majestät. Als sie aber unserer lieben Frauen
Männer wurden, wußten wir uns wahrhaftig keinen anderen Rat
mehr."

Frauenaugen

Napoleon machte auf seiner Kurierreise von Moskau nach Warschau
in einem Gasthof Station, an dem er schon auf dem Hinmärsche vorbei-
gekommen war. Die Wirtin der Herberge hatte den Kaiser damals nur
flüchtig gesehen, sich aber doch die Erscheinung Napoleons gut ein-
geprägt. Der große Korse wollte nun, da er im Gasthofe nächtigte,
sein Inkognito gewahrt wissen und wandte sich, um einen etwaigen
Argwohn der Gastgeberin auf eine falsche Fährte zu lenken, an die
Frau mit der Frage:

„Könnt Ihr mir sagen, Madame, wo sich das französische Haupt-
quartier befindet?"

„Gewiß", lautete die schlagfertige Antwort, „hier bei mir, Majestät!"

Der Reif rock

Die Favoritin des Kaisers von Marokko betastete bei einem Hoffest
neugierig und mit fassungslosem Erstaunen den weiten Reifrock, den die
Gattin deö englischen Konsuls trug und brach, zur nicht geringen Er-
heiterung der Europäer, die bei dem Feste anwesend waren, in die
Worte auS:

„Sag mir, bist du Aas alles selbst, Schwester?"

Es steht geschrieben . . .

Der Nürnberger Prediger OsiaNder, einer der eifrigsten Anhänger
der Reformation (gest. IZZ2) erwiderte einst der Mätresse von
Grävenitz, die ihn darum bat, sie in sein Gebet einzuschließen:

„Das tue ich tagtäglich mehr als einmal."

„Ich habe in Eueren Predigten meinen Namen nie gehört", ant-
wortete Frau von Grävenitz.

„Dann hört Ihr mir nicht aufmerksam zu", tadelte sie der Prediger.
„Ihr müßtet sonst wissen, daß ich das Vaterunser stets mit der Bitte
schließe: Erlöse uns von dem Übel!"

Tränen

Der Leichenzug Mirabeaus bewegte sich durch eine staubbedeckte
Straße. Einige Frauen beklagten sich darüber, daß die Polizei den
Boden nicht mit Wasser habe besprengen lassen. Ein Spötter, der
neben ihnen stand, bemerkte hierauf: „Sie hat auf die Tränen der
Trauergäste gerechnet."


f A

jliitiHinn

f(r mit

fl®'" ^

.% mit tintt

■u Irfmalt auj

Eaales richtete,
-H Ätzungen, di
Ä Jie Zeichen bei

20
Register
[nicht signierter Beitrag]: Historische Miniaturen
Eugen Ludwig Hoess (Höß, Hoeß): Spuren im Schnee
 
Annotationen