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den 21 nn und küßte sie. Während ich sie so
hielt, griff ich über mich in die Zweige und
schüttelte sie, daß ein kalter Regen von Tropfen
auf uns fiel. Lore schrie auf und wir lachten
beide und dann hängte ich mich bei ihr ein
und wir gingen weiter. Die Sonne kam jetzt
ein bißchen heraus aus dem milchigen Himmel
und wir zogen unsere Mäntel aus. Dort, wo
die Sonnenstrahlen auf den Tannen lagen,
dampfte es von Nässe und Feuchtigkeit. Es
sah aus, als ob es darunter brennen würde.

Das Gefühl

„Als ich unter dem Auto vorkam, hatte ich
das Gefühl wie die mittelalterlichen Könige."
„Nanu, inwiefern?"

„Jawohl, mein Haupt war mit .öl gesalbt."

Der Schotte

Der Besitzer einer Messerfabrik in Sheffield
führte eines Tages einen ihm befreundeten
Schotten durch seinen Fabrikbetrieb.

„Siehe, Mac", sagte er, ihm ein schönes
Messer überreichend, „hier hast du ein schönes
Andenken von mir! Aber", fuhr er lachend
fort, „jetzt mußt du mir aber auch einen halben
Cent als kleines Gegengeschenk geben, auf daß
daö Messer unsere Freundschaft nicht zer-
schneidet."

Unwillig suchte darauf der Schotte in seiner
Geldbörse nach einem halben Cent, fand aber
nur einen ganzen Cent.

„Kannst du mir einen halben Cent heraus-
geben?" fragte nun der Schotte zögernd.

„Nein", erwiderte ihm sein Freund.

Mac dachte nun einen Augenblick nach und
sagte daun: „Nun, so gib mir noch ein Taschen-
messer, dann sind wir quitt!"

Der Schweiger

Der Kölner Universitätsprofessor Max
Scheler war nicht nur als Gelehrter, sondern
auch wegen seiner witzigen und geistvollen
Äußerungen berühmt. Bei seinen Vorlesungen
wechselten Rede und Gegenrede oft schnell und
jeder der Hörer legte Wert darauf, mit guten
Antworten zu glänzen. Nur ein Student saß
meistens ruhig vor seinen Heften und beteiligte
sich nie an den Wortgefechten.

Scheler fragte ihn deshalb, warum er nie
spreche. Da sagte der Student kurz: „Schwei-
gen ist Gold, Herr Professor."

Max Scheler lächelte leise und erwiderte:
„Falschmünzer!"

Ideen

Zu Max Reger kam einmal ein junger
Komponist und wollte das Urteil des Meisters
über eines seiner Werke hören.

Reger sah einen Augenblick lang in daS
Notenheft und fragte: „Haben Sie das selbst
komponiert, junger Mann?"

„Ja", erwiderte der Musikus.

„Hm", sagte Reger, „eS ist wirklich komisch!
Wenn junge Leute keine Ideen haben, kommen
sie auf komische Ideen!"

Ir o §t

„Mein Bräutigam ist ein sehr kluger
Mensch!"

„Tröste dich, meiner ist auch nicht hübsch!"

leiches Mißgeschick unk gleiche Mi
Mt keil uns seken. daß Wir Müder sink,
läßt keil uns lekon. daß die Vllicht gebeut,
durch Mo soll gemildert unser Schmer;,
durch Leistnnü unsre Last erleichtert sein.

WINTEHHILESWE«« OES DEUTSCHEM VOICES

Hahn im Korbe

Bold

Soeben erschien eine im Umfang erweiterte
und in Ganzleinen gebundene

Geschenk-Ausgabe

von

Die lustige Arche

n fröhliches Buch
von Fred Endrikat

mit Buchschmuck von Bold
zum Exemplarpreis von RM. 1.80

Fred Endrikat der einzigartige Bretteldichter, der aeist-
. Dlls .

reichste und temperamentvollste Konferencier des deut-
schen literarischen Kabaretts hat seine von tiefgründiger
Weisheit und Wahrheit durchtränkten Tiergedichte in
einem Bändchen vereinigt, das unter dem Titel ,,Die
lustige Arche" alle Freunde eines wirklichen deutschen
Humors begeistern wird. Von der einfachen Ausgabe
zu M. 1.20 sind noch wenige Exemplare zu haben. Wir
bitten zu bestellen.

G. Hirth Verlag AG., München

Herrnstraße 10

Bitten

mir

"Jetzt habe ich 6ie schon zehnmal gebeten f J
k das Geldb das ich Ihnen geliehen Hab/, dl»"

Ul!

cückzugeben!"

"Na, und wie oft habe ich Sie bitten müssen
es mir zu leihen?"

»<

Der Ärmste

"Seit einiger Zeit raucht mein Mann nicht
mehr und trinkt auch nicht mehr!"

„Der Ärmste! Wieviele Monate hat
denn bekommen?"

er

Liebe Jugend

Die zehnjährige kleine Margret unterhält sich
mit ihrem Dienstmädchen, das katholischer
Konfession ist, und meint: „Das finde ich über-
haupt ganz verrückt, daß bei euch die Kinder
schon mit sieben Jahren kommuniert werden.
Bei uns wird man erst mit Jahren konfir-
miert. — Was weiß denn z. B. ein sieben-
jähriges Kind von einer Armbanduhr?"

Schmeichelei

Landwirten, vornehmlich aber ostpreußischen,
sind allzu höfliche und liebenswürdige Leute
zuwider. Überschwenglichkeit und große Worte
liegen ihnen nicht. So kündigte einmal ein ost-
preußischer Gutsbesitzer seinem Inspektor, weil
er ihm zu liebenswürdig war ... Der Inspektor
versuchte noch einmal (in verbindlicher Form
natürlich) seinen Herrn zu überzeugen, daß ein
Gut auch mit Liebenswürdigkeit gut zu ver-
walten sei. Aber vergeblich. Da riß dem höf-
lichen Inspektor die Geduld, er schlug mit der
Faust auf den Tisch und zitierte den Götz von
Berlichingen. „Nei, nei, mein Gutster, jazz ist
zu spät!" rief der Besitzer, „jazz wollen Se sich
woll einschmeicheln, was?" F. H. S.

Americana

König Viktor Emanuel kann lachen; gewinnt
Italien den Krieg, wird er Kaiser von

Abessinien, verliert eS, wird er König von
Italien.

Die Befürworter der „Trockenlegung haben
sich noch immer nicht mit den bestehenden Tat-
sachen abgefunden; ein neuer Beweis, daß die
Temperenzler zu den schlimmsten Folgen des
AlkoholmißbraucheS zu zählen sind.

(Fortsetzung S. 62)

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Mein

Rußland hat von Amerika daS Baseballspiel
übernommen; von dein Schiedsrichter, der
schlechte Spieler nach Sibirien schickt, werden
wir wohl bald zu hören bekommen.

Jetzt ist endlich bekannt geworden, warum die
englischen Studenten alle den Scheitel in der
Mitte tragen; bei den Ruderwettkämpfen
zwischen Oxford und Cambridge hat die am
besten ausgewogene Mannschaft die meisten
Siegeschancen.

Ein Mexikaner ist im Alter von 120 Jahren
gestorben. Er schreibt seine Langlebigkeit der
Tatsache zu, daß er sich um die Politik seines
Landes wenig kümmerte.

%

Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehme

60

n.


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1936 / JUGEND Nr.4
Register
[nicht signierter Beitrag]: Der Ärmste
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
Bold (Bolt): Hahn im Korbe
[nicht signierter Beitrag]: Bitten
[nicht signierter Beitrag]: Das Gefühl
[nicht signierter Beitrag]: Der Schotte
[nicht signierter Beitrag]: Der Schweiger
[nicht signierter Beitrag]: Ideen
[nicht signierter Beitrag]: Americana
[nicht signierter Beitrag]: Trost
F. H. S.: Schmeichelei
 
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