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DIE STADT

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Voll Unmut windet finster der Kanal
sich durch des Mauerwerks gewohnte Engen.

Man denkt, es müßte ihn noch ganz verdrängen,
50 eingedrückt erscheint sein Bett und schmal.

Die Schiffe scheuern an die Uferwand
mit ihren widerspenstig harten Leibern,
als wären sie von unsichtbaren Treibern
aus ihres Lebens stetem Gang verbannt.

Was kümmert es die Stadt mit ihren Massen?

Sie braucht der Schiffe und des Wassers nicht,
und keine Tiefe hemmt den Lauf der Straßen,

die selbst der Brücken wuchtendem Gewicht
wie selbstverständlich nahmen sein Gesicht,
da sie des Ursprungs Bild schon längst vergaßen.

1

ANTON

Ein Mann kam in ein Hotel
und bat um die Erlaubnis, seinen
dressierten Floh vorführen
zu dürfen. Der Wirt mar einver-
standen. Als alle Gäste versam-
melt waren, zog der Mann eine
kleine Dose aus der Tasche und
öffnete den Deckel. „Spring her-

aus, Anton!" kommandierte er.
Der Floh befolgte ohne weiteres
den Befehl. Dann kommandierte
der Mann: „Spring' über die
Dose, Anton!" Aber dies tat der
Floh nicht; er sprang vielmehr
auf den bloßen Arm einer Dame,
kroch ihn hinauf und verschwand

unter dem Ärmel. Die junge
Dame war nicht zimperlich; sie
holte ihn wieder hervor und setzte
ihn auf den Tisch. „Marsch zu-
rück in die Dose, Anton!" kom-
mandierte der erzürnte Mann
strenge. Doch der Floh rührte sich
nicht. Auch mehrere immer härter

gegebene Befehle nützten nichts.
Schließlich nahm der Mann den
Floh auf und betrachtete ihn von
allen Seiten. Dann blickte er die
Dame vorwurfsvoll an und sagte:
„Gnädiges Fräulein, d a S ist
nicht mein Anton!"

Kim

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Julius Hüther: Die Stadt
Claus Th. Rohnert: Die Stadt
Bim: Anton
 
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