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Das behagliche Heim

DAS REHiGLICHE HEIM

INNEN

DEKORATION

Dr, Alexander Koch’s

INNEN-
DEKORATION

nach wie vor anerkannt beste internationale Zeit-
schrift unter Mitarbeit namhafter Architekten über

Neuzeitliche Wohnungskunst

Reichillustriertes Probeheft RM. 2.80 postfrei

Verlagsanstalt Alexander Koch, G.m.b.H., Stuttgart 0 42

Mr. Parkers Idee

Es allgemein bekannt, daß der Mensch,
obwohl er daS einzige Säugetier ist, das Sport
treibt, an körperlichen Leistungen unter den
Mitgliedern seiner Gattung nur einen recht
mäßigen Platz einnimmt...

Wir wissen aber auch, daß die beste Jugend
der ganzen Welt — nach bescheidenen An-
fängen im grauen Altertum — seit Jahrzehnten
damit beschäftigt ist, uns von dieser Schande zu
befreien. Mit schönem Eifer, jedoch nur gerin-
gem Erfolg, denn, ach, ein hartherziges Geschick
scheint uns auf ewig verwehrt zu Haben, auf
eigenen Füßen hundert Meter rascher als rn
zehn Sekunden zurückzulegen, schneller als in
einer knappen Minute uns froschlings durch
ebensoviel Wasser hindurchzuwühlen, und höhere
Luftsprünge als solche über zwei kleine Meter-
chen zu machen ... Damit haben sich die Weisen
unter unS schließlich schweren Herzens abgefun-
den. Andere aber, ehrgeizigere...

Mr. Parker C. Peacock, Millionär und
Rennstallbesitzer, ist zum Beispiel nicht gewillt,
diese unwürdigen Ketten, die ihn, einen freien
Mann im Staate Pennsylvania, bedrücken, auf
sich und Pennsylvania sitzen zu lassen. Er hat
seiner Regierung einen Entwurf vorgelegt, in
dem er sie im Gegenteil ganz und für immer
zerreißt —, und wenn Mr. Parker recht behält,
bestätigt er nichts, als was fein großer Ent-
decker vor längerer Zeit feststellen konnte: daß
man ein Ei am einfachsten zum Stehen bringt,
indem man es geringfügig an der Spitze
beschädigt.

Rer. Parkers Parole lautet: Sportzucht!
Darunter versteht er die planmäßige Heran-
züchtung einer Sportgeneration durch strenge

Zuchtwahl. Der beste Leichtathlet und die Sie-
gerin im Lauf und Sprung, der Tenniöcrack
und sein weibliches Gegenstück, Eislaufmata-
doren beiderlei Geschlechts, Meistercrawler und
-Crawlerin, sollen nach ihrer sportlichen Hoch-
Zeit Hochzeit halten — Mitgift vom Staat —

und sich fortan im friedlichen Wettstreit
zur Heranzüchtung von Olympiahoffnungen
treffen ...

Mr. Peacock hat selbst bereits den Betrag
von zehn Dollarmillionen zur Verfügung ge-
stellt, andere Magnaten sind seinem Beispiel
gefolgt. Die Behauptung Parkers, durch feine
Methode werde fein Land in absehbarer Zeit,
also schon Ende deS laufenden Jahrhunderts in
der Lage sein, alle olympischen Konkurrenzen
überlegen zu gewinnen, hat seiner Idee den
patriotischen Widerhall gesichert, daS ganze
Land bangt heut mit Parker um den Bescheid,
den die Negierung erteilen wird.

Soviel bis jetzt feststeht, hat das Sachver-
ständigengremium, dem die Eingabe zugeleitet
wurde, vornehmlich in einem Punkte Einwände
gegen den Plan erhoben: wird nicht, so fragen
die einen Experten besorgt, die einseitige körper-
liche Auslese ein Nachlassen der Verstandes-
kräfte bei den Züchtungsergebnissen zur Folge
haben? Ein anderer großer Anchropologe hat
sogar der Regierung vorgerechnet, daß die
Köpfe der heranzuzüchtenden Generationen im
Verlaus langsamer an blmfang zurückgehen
würden, bis sie u. bl. an der Schwelle des
neuen Jahrtausends ganz zum Verschwinden
kämen . ..

Aber auch gegenüber diesen Bedenklichkeiten
erwies sich Parker als wohlgewappnet. Die
körperliche Überlegenheit der Nachkommen, hat
er den Experten mutig und getrost zur Ant-
wort gegeben, werde in diesem Zeitpunkt
bereits so groß sein, daß sie Köpfe überhaupt
nicht inehr nötig hätten. ..

Claus B r i f t

Abgeführt

Fremder Bürgermeister (absprechend): „Ihr
Friedhof ist ja ganz ansehnlich, aber mit unserem
ist er keineswegs zu vergleichen."

Bürgermeister der Stadt: „Man sagte mir
schon, der einzige Teil Ihrer Stadt, der zum
dauernden Sichniederlassen verlocken könnte, sei
Ihr Friedhof."

Kalte Dusche

Theaterdirektor (selbstbewußt): „Wissen Sie
schon? Man will eine Zigarre nach mir
benennen!"

„So? Oia, hoffentlich wird die besser ziehen
als ihre Stücke."

Heroismus

„Meine Freundin Berta geht nie an einem
Spiegel vorüber, ohne schnell hineinzublicken."

„Soviel Heroismus hätte ich ihr nicht zu-
getraut!"

Nichts Gescheites

„Ich hörte, du hattest gestern bei dem Fest-
essen den jungen Bröselberg als Tischherrn.
Sagte er etwas Gescheites?"

„Nein, nichts."

„So? Er soll doch eine Rede gehalten
haben?"

„Ja, das stimmt!"

Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen.

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1936 / J U G E N D Nr. 6
Index
[nicht signierter Beitrag]: Abgeführt
[nicht signierter Beitrag]: Heroismus
[nicht signierter Beitrag]: Nichts Gescheites
H. Oswald: Vignette
Claus Brist: Mr. Parkers Idee
[nicht signierter Beitrag]: Kalte Dusche
 
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