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(Fortsetzung von Seite 91)

Solange ich sie in der Tasche trug, hatte
ich Glüek. Sie gab mir Haltung und Ver-
trauen. Wenn man keine andern Sicher-
heiten bieten kann, so sind das die einzigen
Eigenschaften, aus die man heute Kredit
bekommt. Das Geld anderer Leute hat mir
eigenes gebracht. Ich habe heute Bilanz
gemacht. Mein Bankkonto ist so groß, daß
ich keinen Talisman mehr nötig habe. Aus
Dankbarkeit schenke ich ihn dir. Versuche
dein Glück, bind wenn er dir dein Bankkonto
eingebracht hat, verliere ihn weiter, den Talis-
man, damit er auch andern Glück bringt!"

Dieser freundliche, offenbar sehr geschäfts-
tüchtige Wohltäter war ein ekelhafter Kerl.
Schenkt mir 300 Dollar und verbietet mir
unter Androhung eines klnglücks, sie auSzu-
geben. Für Talismane bin ich sehr empfäng-
lich. Aber waS tue ich mit einem, der mir nur
Kredit verschafft? Mit dein Gelde anderer
Leute eigenes Geld verdienen, ist eine Kunst, die
ich niemals erlernen werde.

Mich einer schlaflosen Nacht wollte ich eS
doch mit dem Kredit versuchen, ^zch ging zu
meinem Verleger. Aber der Talisman in
meiner Tasche verhielt sich passiv; ich kehrte
ohne Vorschuß nach Hause zurück.

Frauen haben weniger Respekt vor einem
Talisman, wenn sie sich einen naheliegenden
Vorteil ersehen. Sie nahm am Nachmittag
heimlich die Brieftasche, ging damit zu einem
befreundeten Bankbeamten und legte ihm die
500 Dollar zum Wechseln hin.

Es ergab sich, daß die Note eine raffinierte
Fälschung war. Ein Glück, daß der Beamte
dem Bankdirektor gegenüber meine Frau deckte,
und daß der Schenkungsbrief unseres zugleich
skrupellosen und abergläubischen Wohltäters
die Herkunft der Note aufdeckte, sonst wäre sie
noch verhaftet worden.

Als mir meine Frau mit tränenden Augen
das traurige Ende unserer ^00-Dollarnote
berichtet hatte, fiel sie mir um den Hals, und
in die noch feuchten Augen trat wieder ein
fröhlicher Glanz: „Weißt du, Liebster, eigent-
lich bin ich froh, daß wir den ekelhaften Schein
loS sind, denn wenn er dir Kredit eingebracht
hätte, dann wären wir aus den Schulden nie-
inals wieder herausgekommen."

„Noch nie war ich mir meiner Bedeutungslosigkeit so bewußt, als angesichts dieser
gigantischen Bergwelt.“

„Du solltest öfters ins Gebirge gehen, Egon!“

Bei ihrer lebhaften Phantasie ist sie sich heute
noch nicht klar darüber, ob der Teufel die
mysteriöse Brieftasche ihr vor die Füße legte,
sie zu verführen, oder ob eö ein Engel war,
der sie warnen wollte, gefundenes Geld nicht
für sich zu gebrauchen. Da daS Resultat
negativ war, so vermute ich, wird der Engel
wohl bei ihr den Sieg davontragen.

Rechenstunde

Lehrer: „Wenn ich dieses Stück Fleisch in
zwei Teile schneide, was habe ich dann? Friß!"
Fritz: „Hälften."

Lehrer: „bind wenn ich die beiden Hälften
aberinals zerschneide? Anton!"

Anton: „Viertel."

Lehrer: „blnd wenn ich es noch einmal tue?
Karl!"

Karl: „Achtel."

Lehrer: „blnd noch einmal? Emil!"

Emil: „Sechzehntel."

Lehrer: „blnd noch einmal? Kurt!"

Kurt: „Hackfleisch."

Ein ganz Kluger

Polizeirichter: „Sie haben also diesen jun-
gen dabei betroffen, wie er mit einem Steine
eine Scheibe des Fabrikgebäudes einwarf, und
haben festgestellt, daß diese ganz außergewöhn-
lich beschädigt war. Inwiefern ganz außer-
gewöhnlich?"

Polizist: „Sie war von beiden Seiten zer-
brochen."

■■ ■ -

STEPTANZ


--

nach englischer Lehrweise leicht


''

gemacht. Lehrbrief gegen Einsen-


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1936 / JUGEND
Register
Julius Macon: Zeichnung ohne Titel
[nicht signierter Beitrag]: Rechenstunde
[nicht signierter Beitrag]: Ein ganz Kluger
 
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