Karl Bärty: „Der Sonnenkönig'. Das Leben Ludwig XIV. Paul
Neff Verlag, Berlin.
In der Persönlichkeit Ludwig XIV. findet der in Maßlosigkeit sich
ausweitende Zeitgeist, die Unbedenklichkeit im der Wahl aller, der
Machtentfaltung dienender Mittel, seinen lebendigsten Ausdruck.
Bartz hat es in seinem Werk verstanden, den Sinn dieser Zeit
faßbar zu machen, die nur mit ihren eigenen Maßen gemessen
werden kann, und in der Unersättlichkeit des Lebensgenusses
neben vollblütiger Kraft und männlicher Tapferkeit einhergeht. Der
Sensationslüsternheit des Spießers freundlich entgegenkommend,
hatte die Nachwelt in Schrift und Bildwerk das Wesen des
„Sonnenkönigs“ vielfach einseitig nach der Richtung ischwelgerischer
Lebenslust und verschwenderischer Prachtliebe hin verschoben.
Bartz aber schreibt ein geschichtliches Werk, das bei aller
Lebendigkeit und Farbigkeit der Darstellung den großen Herrscher
erscheinen läßt, den zielbewußten Politiker und tatkräftigen
Reorganisator, der Frankreich zur stärksten Macht des Kontinents
erhob. ' A. W i s b e c k
R. Seiffert-Wattenberg: „Aus der Sammlung Oskar Reinhart“.
München, F. Bruckmann Verlag.
Seiffert-Wattenberg bietet in diesem Werk den Querschnitt einer
der ersten und namhaftesten Sammlungen, die je ein europäischer
Privatmann sein Eigen nannte. Von Grünewald über Caspar David
Friedrich bis zu Leibi finden wir hier einen solchen Reichtum an
Schönheit und Pracht, daß man den fragmentarischen Charakter der
Publikation völlig vergißt. Von Poussin über Ingres bis zu Renoir
und Cezanne — Köstlichkeiten von unbeschreiblicher Noblesse. Das
Verdienstvolle an der Arbeit Seifferts-Wattenberg ist in erster
Linie darin zu sehen, daß eine reiche Fülle deutschen Kulturgutes
wenigstens, auf dem Wege der Reproduktion der Nation zurück-
erobert wurde. Wunderbares, in vielen Fällen unbekanntes und
immer wertvolles. Material bietet sich dem Künstler und Kunst-
freund; wir sehen Prachtstücke unserer großen Romantiker:
Friedrichs „Kreidefelsen auf Rügen“, einzigartige Waldmüller und
Kobell, einnen unsagbar reizvollen Fohr. Wir lernen einen Feuer-
bach von ekstatischer Unmittelbarkeit kennen und einen Mareens
von bezaubernder Intensität. Diesen prächtigen Dingen aus unserem
heimatlichen Kulturkreis stehen scharmante Franzosen und saft-
strotzende Holländer gegenüber. Neben diesem wichtigen Bild-
apparat beglückt die Art der thematischen Behandlung der fein-
sinnigen Einführung und Darlegungen des Herausgebers. In wohl-
tuendem Gegensatz zu wortschwallreichen Kunstinstrukteuren der
neueren Zeit gestaltet Seiffert-Wattenberg die literarische Um-
schreibung des. schönen Stoffes zu einer wahrhaft lesbaren und
wirklich notwendigen Ausführung, aus der uns die respektvolle
Liebe zum Kunstwerk mit jedem Satz als ein schöner Beweis für
die hohe Einfühlungsgabe des Verfassers entgegentritt. Alles in
allem: ein würdiges und wichtiges Werk, für dessen Zustande-
kommen wir dem Besitzer aller dieser Kleinodien, dem Heraus-
geber und dem Verlag Bruckmann unseren herzlichen Dank aus-
sprechen müssen. Weiß-Rüthel
Friedrich Sieburg: „Rohespierre“. Societäts-Verlag, Frankfurt a.M.
Geistige Durchdringung des historisch Stofflichen, ein scharfer
Blick für das Wesentliche und dichterische Kraft des Wortes,
zeichnen auch dieses neueste Werk Sieburgs aus. Wie er aus der
Flucht verwirrender Erscheinungen, aus den sich überschichtenden
Trümmern einer zusammenbrechenden Welt die Gestalt Robes-
pierres herausgreift, zu plastischer Anschaulichkeit bringt, ist
meisterliche Kunst. Kaum jemals wurde das rätselvolle Wesen
des unbestechlichen, der Starrheit des Prinzips unheilvoll ver-
hafteten, von ewiger Trauer umschatteten Schreckensmannes so
tiefgründig erfaßt, wie in diesem Buch. Unüberschreitbar reißt
'Sich die Kluft auf, die den „Menschheitsbeglücker“ vom Menschen
trennt, und die sich mit den blutigen Opfern eines Irrwahnes füllt.
Von der scharfen Belichtung dos Lebensbildes mit getroffen,
erhellen sich auch Hintergrund und Umgebung. — Die Beigabe
zeitgenössischer Bilder und Handschriftenproben verstärkt die
lebendige Vorstellung von Geschehnissen und Persönlichkeiten.
A. W i iS b e c k
Andreas Lafyko: „LafayetteCi. Rascher & Co., Verlag, Zürich.
Aus langjährigem Quellenstudium erstand dem Verfasser das
unverfälschte Bild des, ewigen Kämpfers Lafayette, des Helden
zweier Welten, der sein ganzes1 schicksalsreiches Leben, vom
Jünglings- bis zum Greisenalter, dem Ideal seines leidenschafts-
vollen Herzens opferwillig hingegeben hat. Überzeugend durch die
Beweiskraft unwiderlegbarer Urkunden, wird der aus oberfläch-
licher Betrachtung entstandene Makel revolutionären Doppelspieles
endgültig vom Lebensbilde Lafayettes entfernt. Alle Gedanken,
alle Worte, alle Handlungen deuten sich in tiefschürfender Ergrün-
dung und klarer Darstellungsweise nur nach dem einen, dem ein-
zigen Ziele aus: der mißachteten, zertretenen Freiheit des Menschen
zu dienen, ihr im selbstlosen Verzicht auf eigenes Glück zum Siege
zu verhelfen. Es ist das Buch eines reinen, makellosen Helden-
lebens, und es ist die Tragödie des gläubigen, durch eine bestech-
liche Umwelt traumwandelnden Idealisten. A. W i s b e c k
Hans Franck: „Eine Pilgerfahrt nach LübeckNovelle. 93 8.
Holle Sc Co., Berlin 1935.
Hans Franck hat jene vier Monate aus Johann Sebastian Bachs
Leben, die der Zwanzigjährige im Hause Meister Buxtehudes zu
Lübeck verbrachte, zu einer Novelle ausgestaltet. Franck weiß
seine Hauptgestalten, den jungen Arnstädter Organisten, den
greisen Meister zu Lübeck und dessen eulenhafte Tochter, die der
Nachfolger Buxtehudes einmal ehelichen soll, recht lebendig hinzu-
stellen, er zeigt, wie Sympathien und Gegensätze aufkommen und
wie der junge Bach, schwankend zwischen Anna Margareta und
Maria Barbara, zwischen Gebundenheit und Freiheit, sich zu
seinem Wege durchringt; er erzählt diese Episode nicht nur
fesselnd, sondern er hebt sie auch ins Bedeutsame. Eines nur
scheint uns fraglich: Ob die bekannten Eigenheiten der Franckschen
Prosa nicht allmählich zur Manier werden? ... U.
Soeben erschien:
Michel Vomland
Dev Suvfingev LVaM
geht zum
Vauevntbeatev
Preis M. 2.—
Eine lustige Geschichte aus den bayerischen Bergen, frisch er.
zählt und statt geschrieben, die jeden, der auf Reisen oder in
der Sommerfrische mit
Michel Uomland der bayerischen Land-
y* ft r. ~j/\ 11 bevölkerung in Be-
JyQF iruplvwr- U/OStL rührung gekommen ist,
T\ 3*kt zum einige Stunden auf's
Jj CtUßfnttlßQTer Angenehmste unter-
halten wird.
Es ist die Geschichte
eines idyllischgelegenen
Dorfes, das durchEin-
bezug in den Bahn,
verkehr eine schnell
aufblühende Sommer-
frische wird mitBauern-
theater und sonstigem
Drum und Dran einer
Fremdenstation Die
Bauerntypen sind echt
geschildert wie es nur
einer kann, der dauernd
mit ihnen in Berüh-
rung ist.
Ein Geschenkbuch von besonderer Art!
Zu beziehen durch den Buchhandel und den
G.Sirth Verlag, München, Kerrnstr.io
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die M ii n c li n e r
94
1936 / JUGEND Nr. 6
„J u g e n d“ Bezug zu n e h m e
Neff Verlag, Berlin.
In der Persönlichkeit Ludwig XIV. findet der in Maßlosigkeit sich
ausweitende Zeitgeist, die Unbedenklichkeit im der Wahl aller, der
Machtentfaltung dienender Mittel, seinen lebendigsten Ausdruck.
Bartz hat es in seinem Werk verstanden, den Sinn dieser Zeit
faßbar zu machen, die nur mit ihren eigenen Maßen gemessen
werden kann, und in der Unersättlichkeit des Lebensgenusses
neben vollblütiger Kraft und männlicher Tapferkeit einhergeht. Der
Sensationslüsternheit des Spießers freundlich entgegenkommend,
hatte die Nachwelt in Schrift und Bildwerk das Wesen des
„Sonnenkönigs“ vielfach einseitig nach der Richtung ischwelgerischer
Lebenslust und verschwenderischer Prachtliebe hin verschoben.
Bartz aber schreibt ein geschichtliches Werk, das bei aller
Lebendigkeit und Farbigkeit der Darstellung den großen Herrscher
erscheinen läßt, den zielbewußten Politiker und tatkräftigen
Reorganisator, der Frankreich zur stärksten Macht des Kontinents
erhob. ' A. W i s b e c k
R. Seiffert-Wattenberg: „Aus der Sammlung Oskar Reinhart“.
München, F. Bruckmann Verlag.
Seiffert-Wattenberg bietet in diesem Werk den Querschnitt einer
der ersten und namhaftesten Sammlungen, die je ein europäischer
Privatmann sein Eigen nannte. Von Grünewald über Caspar David
Friedrich bis zu Leibi finden wir hier einen solchen Reichtum an
Schönheit und Pracht, daß man den fragmentarischen Charakter der
Publikation völlig vergißt. Von Poussin über Ingres bis zu Renoir
und Cezanne — Köstlichkeiten von unbeschreiblicher Noblesse. Das
Verdienstvolle an der Arbeit Seifferts-Wattenberg ist in erster
Linie darin zu sehen, daß eine reiche Fülle deutschen Kulturgutes
wenigstens, auf dem Wege der Reproduktion der Nation zurück-
erobert wurde. Wunderbares, in vielen Fällen unbekanntes und
immer wertvolles. Material bietet sich dem Künstler und Kunst-
freund; wir sehen Prachtstücke unserer großen Romantiker:
Friedrichs „Kreidefelsen auf Rügen“, einzigartige Waldmüller und
Kobell, einnen unsagbar reizvollen Fohr. Wir lernen einen Feuer-
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von bezaubernder Intensität. Diesen prächtigen Dingen aus unserem
heimatlichen Kulturkreis stehen scharmante Franzosen und saft-
strotzende Holländer gegenüber. Neben diesem wichtigen Bild-
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wirklich notwendigen Ausführung, aus der uns die respektvolle
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die hohe Einfühlungsgabe des Verfassers entgegentritt. Alles in
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Hans Franck: „Eine Pilgerfahrt nach LübeckNovelle. 93 8.
Holle Sc Co., Berlin 1935.
Hans Franck hat jene vier Monate aus Johann Sebastian Bachs
Leben, die der Zwanzigjährige im Hause Meister Buxtehudes zu
Lübeck verbrachte, zu einer Novelle ausgestaltet. Franck weiß
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Nachfolger Buxtehudes einmal ehelichen soll, recht lebendig hinzu-
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fesselnd, sondern er hebt sie auch ins Bedeutsame. Eines nur
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94
1936 / JUGEND Nr. 6
„J u g e n d“ Bezug zu n e h m e