Sie gölln S'...! H-er ist der Herr Axel-
buaba, Vnei Zimmerherr t-an S' stchs fei über,
l’gn; welchen Ton Sie hier zu wählen
di wüßl i scho den richtigen — aber
j habn grad net in mir .. .!"
„$alt, jetzt werden Sie persönlich ...!-
jpe"a Axelhuber, der Herr Vorstand is grad im
Begriff, persönli z' werden...!"
„Ja, Herr Kollege — i glaab fast, daß dös
üba unsere Statuten hinausragt.. .!"
„Geh zua, alter Bazi, laß öö grausliche
Trommel predinga, und geh zu mia rüber. . .
du hast do aa a schöne Briafmarkn gern .. .
Geh zua, Sepp, geh eina zu mia ...!"
„Briafmarken Hab i scho gern, woaßt, aba
solchene warn halt sündhaft, nnö ma derf
net-"
„Du Bazi du, bei die papierern hast di a net
Sünden gforchten, wenn st d' Mitglieda beim
Tauschen bschisten hast, daß eahna d' Augn
trapst Ham...!"
„JessaS, sei grad staad und schrei net so
laut...!"
„Freili, weilst jeßt an Heiligen markieren
willst und dreinschaugst wia a Einfamilien-
vater... Geh zuawa, sag i dir, zu dö Brief-
marken ...!"
AxelhuberS Seele schwankte wie ein Grab-^
gitter in ihrem Gehäuse hin und her. blnd wie
eö Stürme gibt, die die schwersten aller Eichen
zu Fall bringen, so fiel auch sie zu Boden ...
Frau Morastel war als Gummiarabikum-
flafche vor Schreck gesprungen ... Das hatte
sie nicht geahnt, daß ihr seelentiefer Zimmer-
herr so in jede Briefmarke verliebt war, daß er
ihnen nicht widerstehen konnte — wenn sie —
aus Leib und Seele waren.
Im Saal war inzwischen eine wilde Brief-
markenfammelwut ausgebrochen. Diele ließen
sich um eine Maß Bier vertauschen oder ver-
kaufen ...
Als der Morgen mit langen Fingern zu den
Fenstern hereintupfte, war Josef Axelhuber an
Leib und Seele vertauscht. Als zerbrochenes
Nachtgeschirr lag er in einem Haufen schnar-
chender Drei- und Fünfpfennigmarken herum.
Er fühlte sich als „Muster ohne Wert", das
keiner hohen Frankierung mehr würdig sei. . .
So rutschte er auf allen Dieren zu seinem
Gummiarabikumfaß, das vor Elend einge-
fchlafen war. Sie streichelte ihn und flüsterte:
„Mei, Zimmerherr, wenn i a koa neue Brief-
marken bin — — — aber mich hat keiner
vertauscht. ..!"
Der Zimmerherr hörte alles.
„Pasten S' auf.. . wir tauschen unö scho
noch ein...!"
„Jetzt waarS aber Zeit...!"
„Ja, recht habn S'-!"
LInb bald klebte auch sie in seinem Album
der Liebe und Ehe. . .?
FASCHING IM URWALD
VON FRED ENDRIKAT
Der König rief — und alle, alle kamen.
Er brüllte laut: „Verehrte Herrn und Damen.
Verehrte Damen und verehrte Herrn.“
Dann Pause. — „Bravo!“ schrie man von nah und fern.
Der König räuspert sich und lächelt gnädig,
dann fährt er fort: „In München und Venedig,
sogar in Köln der Fasching bricht herein.
Wie dürften wir im Urwald müßig sein?
Der Mensch versuchts uns Viechern ?iachzuäffe?i.
In diesem Fasching müssen wir ihn übertreffen.
Macht wie ihrs wollt — mir ist es einerlei.
Wir sind die Viecher — unser ist die Viecher ei.
Frisch auf, mein Volk. Frisch auf. Ich hab gesprochen.
Seid lustig — sonst zerknack ich euch die Knochen.“
So brüllt der Leu mit unheilvollem Blick.
Der Festausschuß zog sich hierauf zurück.
„Hört, großer König“, grunzt ein altes Schwein.
„ln unsern Fasching muß ein Schuß Erotik rein.
Kur die Erotik kann den Zustand heben,
den Leib erquicken — und das Herz beleben.“
„Pfui Teufel“, brummt ein wohlbeleibter Bär.
„Kein, nein. Erotik hin — Erotik her.
Fs wär verfehlt, Erotik nachzuäffen,
denn darin ist der Mensch doch nicht zu übertreffen.
Ich schlage vor — dies ist ein Vorschlag nur:
Wir machen diesen Fasching in Kultur.“
„Das wird zu teuer“, schrie ein Pavian.
„Denn die Kultur fängt mit Kanonen an,
und gegen Bomben und Granaten wehr ich mich.
Wir Affen sind doch schließlich keine Affen nich.
Kein — etwas ganz Verrücktes könnten wir probieren,
indem wir Tiere uns einfach als Mensch maskieren.
Wie wäre es in diesem Karneval
im Urwald mit dem Film- und Bühnenball?“
„Großartigschrien Schimpanse und Mandrill.
„Ab stimmen‘, riefen andre mit Gebrüll.
Man debattierte laut und lange ganz barbarisch.
Die Viecher sind nun mal parlamentarisch.
Mit vierzig Stimmen gegen acht fiel der Entscheid.
Das Schwein schied aus wegen Stimmenthaltsamkeit.
Der König dankte hoheitsvoll, und höchst loyal
ernannte er den Pavian zum Prinzen Karneval.
Heissa juchhei — das war ein lustiges Maskieren,
denn keines von den Tieren wollte sich blamieren.
Voran ging die Giraffe, hoch den Kopf, als Star.
Der Vogel Strauß als Diplomat — und dann das Dromedar.
Das fesche Kashorn und ein stolzer Panther
tanzten als prominente Bestien miteinander.
ln einem süßen Tango war der Clou
ein Känguruh mit einer Elefantenkuh.
Kein Her blieb unmaskiert, sogar cler bürgerliche Igel
probierte einen Klemmer vor dem Spiegel.
Die Bisamratte walzt mit dem Schakal,
und eine Wildsau brüllt dazwischen: „Damenwahl“.
Das Kilpferd in Ekstase mit dem U?iterkiefer zuckte.
Das Lama wie ein böser Schutzmann spuckte.
Ringsum im Kreis die Herren von der Presse
machten Kotizen mit größtem Interesse.
Der Löwe thronte hoch auf der Empore,
vor ihm der Tiger und der Leopard als Matadore.
Mit Wohlbehagen schaut er in den Trubel,
dann ließ er einen Brüller, gleich verstummt der Jubel.
Der König rief: „Verehrte Herrn mul Damen,
ich rief mein Volk — und alle — alle kamen.
Ich gebe zu, die Masken waren ganz brillant,
doch an den Hinterteilen hab ich euch erkannt.
Vom Angesicht könnt ich euch nicht beim Kamen nennen,
an euren Schwänzen aber seid ihr zu erkennen.
Sogar beim Prinzen Karneval merkt man in kurzer Frist
von hinten, daß er nur ein Pavian ist. .
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buaba, Vnei Zimmerherr t-an S' stchs fei über,
l’gn; welchen Ton Sie hier zu wählen
di wüßl i scho den richtigen — aber
j habn grad net in mir .. .!"
„$alt, jetzt werden Sie persönlich ...!-
jpe"a Axelhuber, der Herr Vorstand is grad im
Begriff, persönli z' werden...!"
„Ja, Herr Kollege — i glaab fast, daß dös
üba unsere Statuten hinausragt.. .!"
„Geh zua, alter Bazi, laß öö grausliche
Trommel predinga, und geh zu mia rüber. . .
du hast do aa a schöne Briafmarkn gern .. .
Geh zua, Sepp, geh eina zu mia ...!"
„Briafmarken Hab i scho gern, woaßt, aba
solchene warn halt sündhaft, nnö ma derf
net-"
„Du Bazi du, bei die papierern hast di a net
Sünden gforchten, wenn st d' Mitglieda beim
Tauschen bschisten hast, daß eahna d' Augn
trapst Ham...!"
„JessaS, sei grad staad und schrei net so
laut...!"
„Freili, weilst jeßt an Heiligen markieren
willst und dreinschaugst wia a Einfamilien-
vater... Geh zuawa, sag i dir, zu dö Brief-
marken ...!"
AxelhuberS Seele schwankte wie ein Grab-^
gitter in ihrem Gehäuse hin und her. blnd wie
eö Stürme gibt, die die schwersten aller Eichen
zu Fall bringen, so fiel auch sie zu Boden ...
Frau Morastel war als Gummiarabikum-
flafche vor Schreck gesprungen ... Das hatte
sie nicht geahnt, daß ihr seelentiefer Zimmer-
herr so in jede Briefmarke verliebt war, daß er
ihnen nicht widerstehen konnte — wenn sie —
aus Leib und Seele waren.
Im Saal war inzwischen eine wilde Brief-
markenfammelwut ausgebrochen. Diele ließen
sich um eine Maß Bier vertauschen oder ver-
kaufen ...
Als der Morgen mit langen Fingern zu den
Fenstern hereintupfte, war Josef Axelhuber an
Leib und Seele vertauscht. Als zerbrochenes
Nachtgeschirr lag er in einem Haufen schnar-
chender Drei- und Fünfpfennigmarken herum.
Er fühlte sich als „Muster ohne Wert", das
keiner hohen Frankierung mehr würdig sei. . .
So rutschte er auf allen Dieren zu seinem
Gummiarabikumfaß, das vor Elend einge-
fchlafen war. Sie streichelte ihn und flüsterte:
„Mei, Zimmerherr, wenn i a koa neue Brief-
marken bin — — — aber mich hat keiner
vertauscht. ..!"
Der Zimmerherr hörte alles.
„Pasten S' auf.. . wir tauschen unö scho
noch ein...!"
„Jetzt waarS aber Zeit...!"
„Ja, recht habn S'-!"
LInb bald klebte auch sie in seinem Album
der Liebe und Ehe. . .?
FASCHING IM URWALD
VON FRED ENDRIKAT
Der König rief — und alle, alle kamen.
Er brüllte laut: „Verehrte Herrn und Damen.
Verehrte Damen und verehrte Herrn.“
Dann Pause. — „Bravo!“ schrie man von nah und fern.
Der König räuspert sich und lächelt gnädig,
dann fährt er fort: „In München und Venedig,
sogar in Köln der Fasching bricht herein.
Wie dürften wir im Urwald müßig sein?
Der Mensch versuchts uns Viechern ?iachzuäffe?i.
In diesem Fasching müssen wir ihn übertreffen.
Macht wie ihrs wollt — mir ist es einerlei.
Wir sind die Viecher — unser ist die Viecher ei.
Frisch auf, mein Volk. Frisch auf. Ich hab gesprochen.
Seid lustig — sonst zerknack ich euch die Knochen.“
So brüllt der Leu mit unheilvollem Blick.
Der Festausschuß zog sich hierauf zurück.
„Hört, großer König“, grunzt ein altes Schwein.
„ln unsern Fasching muß ein Schuß Erotik rein.
Kur die Erotik kann den Zustand heben,
den Leib erquicken — und das Herz beleben.“
„Pfui Teufel“, brummt ein wohlbeleibter Bär.
„Kein, nein. Erotik hin — Erotik her.
Fs wär verfehlt, Erotik nachzuäffen,
denn darin ist der Mensch doch nicht zu übertreffen.
Ich schlage vor — dies ist ein Vorschlag nur:
Wir machen diesen Fasching in Kultur.“
„Das wird zu teuer“, schrie ein Pavian.
„Denn die Kultur fängt mit Kanonen an,
und gegen Bomben und Granaten wehr ich mich.
Wir Affen sind doch schließlich keine Affen nich.
Kein — etwas ganz Verrücktes könnten wir probieren,
indem wir Tiere uns einfach als Mensch maskieren.
Wie wäre es in diesem Karneval
im Urwald mit dem Film- und Bühnenball?“
„Großartigschrien Schimpanse und Mandrill.
„Ab stimmen‘, riefen andre mit Gebrüll.
Man debattierte laut und lange ganz barbarisch.
Die Viecher sind nun mal parlamentarisch.
Mit vierzig Stimmen gegen acht fiel der Entscheid.
Das Schwein schied aus wegen Stimmenthaltsamkeit.
Der König dankte hoheitsvoll, und höchst loyal
ernannte er den Pavian zum Prinzen Karneval.
Heissa juchhei — das war ein lustiges Maskieren,
denn keines von den Tieren wollte sich blamieren.
Voran ging die Giraffe, hoch den Kopf, als Star.
Der Vogel Strauß als Diplomat — und dann das Dromedar.
Das fesche Kashorn und ein stolzer Panther
tanzten als prominente Bestien miteinander.
ln einem süßen Tango war der Clou
ein Känguruh mit einer Elefantenkuh.
Kein Her blieb unmaskiert, sogar cler bürgerliche Igel
probierte einen Klemmer vor dem Spiegel.
Die Bisamratte walzt mit dem Schakal,
und eine Wildsau brüllt dazwischen: „Damenwahl“.
Das Kilpferd in Ekstase mit dem U?iterkiefer zuckte.
Das Lama wie ein böser Schutzmann spuckte.
Ringsum im Kreis die Herren von der Presse
machten Kotizen mit größtem Interesse.
Der Löwe thronte hoch auf der Empore,
vor ihm der Tiger und der Leopard als Matadore.
Mit Wohlbehagen schaut er in den Trubel,
dann ließ er einen Brüller, gleich verstummt der Jubel.
Der König rief: „Verehrte Herrn mul Damen,
ich rief mein Volk — und alle — alle kamen.
Ich gebe zu, die Masken waren ganz brillant,
doch an den Hinterteilen hab ich euch erkannt.
Vom Angesicht könnt ich euch nicht beim Kamen nennen,
an euren Schwänzen aber seid ihr zu erkennen.
Sogar beim Prinzen Karneval merkt man in kurzer Frist
von hinten, daß er nur ein Pavian ist. .
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