5000J ahre Karneval
Qfon (A). (A. öJLies
Im Paradies
Adam: dirns machst du für ein unausstehliches
Gesicht?
Eva: Laß mich! Ich denke über mein FajcbingS-
kvstüm nach.
Adam: 2llso denke.
Eva: Denke! Ein ganz famoser Rat. Don so
einem Mann hat man doch nicht das Ge-
ringste.
Adam: Jetzt birt ich dich: was soll ich dazu
sagen: — Was kann man schon mit so
einem Feigenblatt anfangen?
Eva: Wieder mal echt männlich gedacht!
Tausend reizende Dinge kann man damit
machen. Man kann es in wunderhübsche
Plissees legen, kann ein Rändchen dran-
häkeln, kann es mit Hohlsaum besticken.
Man könnte eS auch bunt gepünktelt tra-
gen. Voriges Jahr trug ich Batik. Ge-
blümt wäre auch ganz schön.
Adam: Ja, geblümt wäre herrlich! Geblümt
würde mir auch gefallen!
Eva: Wirklich? Würde eS dir gefallen? Also
machen wir. Siehst du, wir müssen uns
nur unterhalten. Du hast doch immer den
nettesten Einfall!
bei den Phänizi6m, am Hofe
Psittakos’ III.
König Psittakos: Sagt, mein Oberhof- und
Zeremonienmeister, wir müssen unbedingt
zur Besänftigung und Zerstreuung unserer
geliebten Untertanen einen noch nie dage-
wesenen Faschingsball arrangieren. Was
für eine Idee schlagt Ihr für das Kostüm
vor?
Oberhof- und Zeremonienmeister: Majestät,
wir sind das erste KaufmannSvolk der
Weltgeschichte. Majestät, wir sind Kaus-
leute. Es gibt nur ein passendes Kostüm.
König Psittakos: Das wäre?
Oberhof- und Zeremonienmeister: Der Schot-
tenrock.
Der vollkommene Lateiner
i. Römer (hebt den Becher): Nunc est biben-
dum!
2. Römer (trinkt): In vino veritas!
3. Römer (hascht sich eine Tänzerin): Hie
Rhodus, hic salta!
4- Römer (schmaust .Nachtigallenzungen) O
Lucullus!
3. Römer (wendet sich der Tänzerin eines
andern zu): Variatio delectat.
Die Wurzen (von unzähligen Neffen und Nich-
ten belagert): Unus pro multis!
Alle (ziehen die Geldbörsen und zahlen):
Tabula rasa.
Der Ober: Errare humanum est.
Der letzte Römer des Balls (begleitet feine
Tänzerin nach Hause): Rost festum -
heureka!
Am Ende der ritterlichen Zeit
Burgherr: Ich habe versucht, den Harnisch auf
dem Städtischen Leihamt zu Silber zu
machen. Aber was meinst du, was der
Kerl mir bietet? Vier Reichsmark.
Burgfrau: Hnglaublich! Fünfhundert hat er
gekostet. Allerdings war er damals modern.
Burgherr: Du kannst dir denken, wie ich in
Harnisch geraten bin!
Burgfrau: Lind was hast du dem unglaub-
lichen Menschen geantwortet?
Burgherr: Nee, für vier Mark nich! Geben
Sie mir das Ding wieder her! Lind wenn
ich eS später mal zum Fasching tragen soll!
Es ist ja schließlich ein historisches Stück.
Burgfrau: Recht so. Es wird bestimmt noch-
mal auf dem Karneval Aufsehen erregen.
Die Zeit kommt schon. W i r können
warten.
Casanova in Venedig
Eine Maske: Hab ich dich endlich!
Casanova: Was heißt Hab ich dich? Wer bin
ich? Wer bist du?
Maske: Zum achtenmal sehe ich dich heute
abend eine Gondelsahrt machen und jedes-
mal mit einer anderen Dame. Schätze, du
bist der weltberühmte Casanova.
Casanova: Stimmt. Richtig geraten.
JNaske: Also komm sofort mit mir nach
Hause.
Casanova: Oho! So eilig ist noch keine Schöne
bisher mit mir verfahren. Ich fühle mich
ein wenig ermüdet. Ich möchte nicht.
Maske: Sie müssen kommen. Mein Papa
ist nämlich Verleger und will unbedingt
Ihre Memoiren haben. Ich Hab es ihm
versprochen, daß ich Sie bringe! (Hakt ihn
ein und schleppt ihn ab.)
Casanova: Schon reingesallen!
Geistergespräch Orlofskys
und Rezniceks
Prinz Orlofsky: Alles langweilt mir, selbst der
Liebe! ...
Reznicek: Mir geht es wie Ihnen, Prinz.
Orlofsky: Ihre Zeichnungen scheinen vom
Gegenteil zu sprechen.
Reznicek: Scheinen, Prinz, scheinen! Vergebens
sucht man auf tausend Bällen, — ver-
gebens nach seinem Ideal.
Orlofsky: Haben Sie schon die Wessely in dem
Reznicek-Film „Maskerade" gesehen?
Reznicek: Ja, das wäre mein Fall. Aber Eie
erinnern mich zur blnzeit an mein Alter,
Prinz. Mein Gott, warum ist man fünfzig
Jahre zu früh auf die Welt gekommen!
Jetzt, ach, jetzt nochmal jung sein! ...
Orlofsky: Don einem gewissen Zeitpunkt an,
mein Lieber, sind wir alle um fünfzig
Jahre zu früh aus die Welt gekommen.
Reznicek: Reichen Sie mir Ihren Arm, Prinz,
stützen Sie mich! bind begeben wir uns zu-
rück in unser reichlich abgekühltes, nur noch
spärlich erleuchtetes Jahrhundert.
Orlofsky: Zurück in unsern ewigen Ascher-
mittwoch.
Reznicek: Prinz, überall ist Aschermittwoch, nur
nicht bei der Jugend.
Dekorationsentwürfe von Prof. Ernst Liebermann-München
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Qfon (A). (A. öJLies
Im Paradies
Adam: dirns machst du für ein unausstehliches
Gesicht?
Eva: Laß mich! Ich denke über mein FajcbingS-
kvstüm nach.
Adam: 2llso denke.
Eva: Denke! Ein ganz famoser Rat. Don so
einem Mann hat man doch nicht das Ge-
ringste.
Adam: Jetzt birt ich dich: was soll ich dazu
sagen: — Was kann man schon mit so
einem Feigenblatt anfangen?
Eva: Wieder mal echt männlich gedacht!
Tausend reizende Dinge kann man damit
machen. Man kann es in wunderhübsche
Plissees legen, kann ein Rändchen dran-
häkeln, kann es mit Hohlsaum besticken.
Man könnte eS auch bunt gepünktelt tra-
gen. Voriges Jahr trug ich Batik. Ge-
blümt wäre auch ganz schön.
Adam: Ja, geblümt wäre herrlich! Geblümt
würde mir auch gefallen!
Eva: Wirklich? Würde eS dir gefallen? Also
machen wir. Siehst du, wir müssen uns
nur unterhalten. Du hast doch immer den
nettesten Einfall!
bei den Phänizi6m, am Hofe
Psittakos’ III.
König Psittakos: Sagt, mein Oberhof- und
Zeremonienmeister, wir müssen unbedingt
zur Besänftigung und Zerstreuung unserer
geliebten Untertanen einen noch nie dage-
wesenen Faschingsball arrangieren. Was
für eine Idee schlagt Ihr für das Kostüm
vor?
Oberhof- und Zeremonienmeister: Majestät,
wir sind das erste KaufmannSvolk der
Weltgeschichte. Majestät, wir sind Kaus-
leute. Es gibt nur ein passendes Kostüm.
König Psittakos: Das wäre?
Oberhof- und Zeremonienmeister: Der Schot-
tenrock.
Der vollkommene Lateiner
i. Römer (hebt den Becher): Nunc est biben-
dum!
2. Römer (trinkt): In vino veritas!
3. Römer (hascht sich eine Tänzerin): Hie
Rhodus, hic salta!
4- Römer (schmaust .Nachtigallenzungen) O
Lucullus!
3. Römer (wendet sich der Tänzerin eines
andern zu): Variatio delectat.
Die Wurzen (von unzähligen Neffen und Nich-
ten belagert): Unus pro multis!
Alle (ziehen die Geldbörsen und zahlen):
Tabula rasa.
Der Ober: Errare humanum est.
Der letzte Römer des Balls (begleitet feine
Tänzerin nach Hause): Rost festum -
heureka!
Am Ende der ritterlichen Zeit
Burgherr: Ich habe versucht, den Harnisch auf
dem Städtischen Leihamt zu Silber zu
machen. Aber was meinst du, was der
Kerl mir bietet? Vier Reichsmark.
Burgfrau: Hnglaublich! Fünfhundert hat er
gekostet. Allerdings war er damals modern.
Burgherr: Du kannst dir denken, wie ich in
Harnisch geraten bin!
Burgfrau: Lind was hast du dem unglaub-
lichen Menschen geantwortet?
Burgherr: Nee, für vier Mark nich! Geben
Sie mir das Ding wieder her! Lind wenn
ich eS später mal zum Fasching tragen soll!
Es ist ja schließlich ein historisches Stück.
Burgfrau: Recht so. Es wird bestimmt noch-
mal auf dem Karneval Aufsehen erregen.
Die Zeit kommt schon. W i r können
warten.
Casanova in Venedig
Eine Maske: Hab ich dich endlich!
Casanova: Was heißt Hab ich dich? Wer bin
ich? Wer bist du?
Maske: Zum achtenmal sehe ich dich heute
abend eine Gondelsahrt machen und jedes-
mal mit einer anderen Dame. Schätze, du
bist der weltberühmte Casanova.
Casanova: Stimmt. Richtig geraten.
JNaske: Also komm sofort mit mir nach
Hause.
Casanova: Oho! So eilig ist noch keine Schöne
bisher mit mir verfahren. Ich fühle mich
ein wenig ermüdet. Ich möchte nicht.
Maske: Sie müssen kommen. Mein Papa
ist nämlich Verleger und will unbedingt
Ihre Memoiren haben. Ich Hab es ihm
versprochen, daß ich Sie bringe! (Hakt ihn
ein und schleppt ihn ab.)
Casanova: Schon reingesallen!
Geistergespräch Orlofskys
und Rezniceks
Prinz Orlofsky: Alles langweilt mir, selbst der
Liebe! ...
Reznicek: Mir geht es wie Ihnen, Prinz.
Orlofsky: Ihre Zeichnungen scheinen vom
Gegenteil zu sprechen.
Reznicek: Scheinen, Prinz, scheinen! Vergebens
sucht man auf tausend Bällen, — ver-
gebens nach seinem Ideal.
Orlofsky: Haben Sie schon die Wessely in dem
Reznicek-Film „Maskerade" gesehen?
Reznicek: Ja, das wäre mein Fall. Aber Eie
erinnern mich zur blnzeit an mein Alter,
Prinz. Mein Gott, warum ist man fünfzig
Jahre zu früh auf die Welt gekommen!
Jetzt, ach, jetzt nochmal jung sein! ...
Orlofsky: Don einem gewissen Zeitpunkt an,
mein Lieber, sind wir alle um fünfzig
Jahre zu früh aus die Welt gekommen.
Reznicek: Reichen Sie mir Ihren Arm, Prinz,
stützen Sie mich! bind begeben wir uns zu-
rück in unser reichlich abgekühltes, nur noch
spärlich erleuchtetes Jahrhundert.
Orlofsky: Zurück in unsern ewigen Ascher-
mittwoch.
Reznicek: Prinz, überall ist Aschermittwoch, nur
nicht bei der Jugend.
Dekorationsentwürfe von Prof. Ernst Liebermann-München
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