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Xinäer im Lichtbild

Kinderaufnahmen verlangen eine beson-
dere Grundlage. Sie beschränkt sich nicht
allein auf technische belange, sondern ist
mindestens ebenso in psychologischen Fra-
gen zu suchen. Da es sich hier um eine
vielfach vernachlässigte Fragestellung han-
delt, wollen wir technische Ausführungen
ausschalten zugunsten einer breiteren Dar-
stellung allzu leicht vergessener gestalte-
rischer Aufgaben.

Vom Piepvögelchen und
ähnlichen Dingen

Eine auch heute noch alltägliche Szene:
Man hat die kleine Ingemarie auf einen
Stuhl gesetzt, ihr ein Bilderbuch in die
Hand gegeben, und nun soll >sie — der
Stolz der ganzen Familie! —- lachen und
strahlen, damit die Aufnahme gut wird.

Aber Ingemarie lacht nicht. Sie tut uns
nicht den Gefallen. Ganz im Gegenteil, sie
findet die Situation sogar höchst langweilig
und bedrückend, hat Furcht vor dem nervös
hantierenden Fotografen, zieht ein Gesicht
und fängt schließlich bitterlich an zu weinen.
Sie will nicht fotografiert werden. Jetzt wo
alles herumsteht und jeder auf sie einredet
schon lange nicht!

Die Mutter ist verzweifelt, der Fotograf
ringt die Hände und Großmama hat einen
Einfall. Der wird sicher helfen! „Schau.
Ingemaus, gleich kommt hier ein Piep-
vögelchen herausgeflogen.“ Und wirklich,
da* Gesicht der Kleinen wird gespannter,

sie schaut zum schwarzen Kasten und zum
Fotografen, der bloß nicht knipsen kann,
weil er auf diesen Augenblick nicht vor-
bereitet war. Die Sache mit dem Piep-
vögelchen wird wiederholt und verfehlt
schließlich ihre Wirkung, weil sie eben doch
bloß ein ausgeklügelter Schwindel ist.

Oder: Dem kleinen Peter wird Vaters

Zylinderhut aufgesetzt und voll Würde steht
er vor der Kamera. Die Eltern sind stolz,
daß ihr Junge wie ein Großer aussieht, und
ahnen nicht, daß sie den Weg des Unorga-
nischen, des Kitsches beschreiten. Solche
Aufnahmen sind restlos verfehlt und zu-
mindest ebenso wertlos, wie wenn der
Jüngste nackend auf einem Eisbärfell foto-
grafiert wird. Wo bleibt hier die Natür-
lichkeit? Das Organische? Es wird doch
niemand auf den Gedanken kommen,
zwischen dem nackenden Buben und dem
Eisbärfell auch nur den leisesten Zusam-
menhang zu sehen!

Solche Aufnahmen kommen nicht gelegent-
lich einmal vor, sondern sie sind heute
immer noch vielfach der große Schlager.
Und warum? Weil man nicht über ihr
Wesen nachgedacht hat, weil man unüber-
legt nachahmt, was zu einer Zeit gepflegt
wurde, als man die Fotografie überhaupt
noch nicht verstanden hatte.

Anpassung ist alles!

Bleiben wir beim Kinde. Passen wir uns
ihm an. Versuchen wir, seiner Welt näher-
zukommen. Ganz verstehen werden wir sie

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freilich nie mehr, obwohl wir selbst einmal
Kind waren.

So bleibt als notwendige Brücke zum
organischen Kinderfoto, daß wir uns etwas
mit Fragen der Kinderpsychologie befassen.
Besonders für den wird das wichtig sein,
der als Außenstehender Kinderaufnahmen
fertigen will. Bei der fotografierenden
Mutter ist das ganz anders. Sie lebt mit
ihrem Kinde, begreift jeden Laut und jede
Bewegung. Deshalb wird auch die Mutter
in der Lage sein, die besten Aufnahmen von
ihren Kindern herzustellen, und darum ist
es ja auch eine solche Notwendigkeit und so
wichtig, daß sie die Kamera zur Hand
nimmt. Die paar technischen Kleinigkeiten
sind bald gelernt und die geringste Sorge.

Der Außenstehende, auch der sogenannte
Kinderfreund, aber muß wieder lernen.
Denn mit Verhätscheln ist nichts getan.
Dann geht das Kind aus seiner Welt heraus
und ist nicht mehr wirklich Kind.

Wir müssen alsd versuchen, die kindliche
Welt zu verstehen. Die geistige Entwick-
lung'des Kindes ist vielgestaltig, doch wie-
derholt sie sich im wesentlichen bei jedem
Kinde. Sie drückt sich im kindlichen Spiel
aus, und deshalb ist es so ungeheuer wichtig,
wenn wir unsere ersten fotografischen Er-
fahrungen bei der Darstellung des Spieles
machen.

So kommen wir unbewußt mitten hinein
in die Welt des Kindes. Wir werden vom
Fehler befreit, der immer wieder zu beob-
achten ist, indem man im Kinde einen
kleinen Erwachsenen sieht und mit den
gleichen Stimmungen und Interessen rech-
net, wie sie der Erwachsene kennt.

Wir geben also dem Kinde Beschäftigung,
die ihm Freude bereitet. Wir erzählen eine
lustige oder ernste Geischichte und gewin-
nen Gelegenheiten zu Ausdrucksstudien.
Nicht wir bestimmen dabei den Zeitpunkt
der Aufnahme, sondern wir richten uns
nach unseren Kindern. Dann kommen wir
schneller und besser zum Ziele als durch
jeden Zwang. gi-t

Über die Vorstellung von der
„scharfen Kamera“

Sogar in Amateurkreisen ist sehr oft die
Meinung verbreitet, daß gelungene Auf-
nahmen von irgendwelchen geheimnisvollen
Apparaturen abhängig seien. Indem man
von einer „scharfen Linse“ spricht, wird
geglaubt, hier wäre der Stein der Weisen
zu suchen, so weit er sich auf die Foto-
grafie bezieht.

Dieser Aberglauben muß unbedingt besei-
tigt werden. Es wird vielfach mit ganz
falschen Vorstellungen an die fotografische
Darstellungsform herangegangen, und nur
hieraus können solche Meinungen entstehen.
Grundsätzlich arbeitet heute jede von der
Industrie gelieferte Kamera gleich scharf.
Es gibt keine besonders scharfen Linsen,
denn man kann ja durch entsprechende
Wahl ihrer Lichtstärke alle die Fehler be-
seitigen, die ein unscharfes Bild nach sich
ziehen. Die Preisunterschiede der Kameras
bedingen lediglich Verschiedenheiten in den
Anwendungsmöglichkeiten.

Auch in der Fotografie kommt es auf den
Mann hinter der Kamera an. Man kann
nicht die ganzen Aufgaben auf eine tech-
nische Formel bringen, denn die Technik
ist ja nur Hilfsmittel. Freilich wird es
wichtig zu wissen, wo die Grenzen der
Technik liegen. Und innerhalb dieses uns
gegebenen Raumes haben wir uns zu
bewegen. Aber er ist ja so vielgestaltig, daß
es immer wieder Neues geben wird.

36 / JUGEND NR. 8 / 18. Februar 1936

Vierteljahres»Preis 7 Mark, Heft*Preis 60 Pfennig

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