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ID II IE FOTO

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Sonne, Wolken und Segelboote

Das sind drei Dinge, die in harmonischem Zusammenspiel zu
fotografischen Bildern mit größter Wirksamkeit führen.

Sie sind bestimmend für den Tonwertgehalt des Bildes, auf den
ja überhaupt die gesamte Sprache des Lichtbildes zurückgeht. Wir
haben ein leuchtendes Weiß, das in ruhigen und rhythmischen
Flächen der Segel gegeben ist, und wir finden zarte Mitteltöne, die
im Himmel und Wasser zu suchen sind und dem Bilde seinen stim-
mungsmäßigen Gehalt vermitteln.

Da sich so also dankbare Motive ergeben, die zudem in jedem
Landschaftsbereich anzutreffen sind, liegt die Notwendigkeit nahe,
daß wir bei diesem Thema ein wenig verweilen.

Wir können dem Segelboot in ganz verschiedenen Stellungen
begegnen. Wir finden es ruhig „vor Anker“ liegen, treffen es in
voller Fahrt, entdecken auch den Menschen in voller Beschäftigung.
Schließlich bleibt in engem Zusammenhänge damit die Darstellung
des Wassers für sich mit seinen Spiegelungen und Reflexen, die bei
mäßiger Wasserbewegung zu lustigen Motiven verhelfen. Im großen
und ganzen aber wird uns besonders das schöne weiße Segel foto-
grafisch fesseln, weil in ihm eine volle Leuchtkraft zur Geltung
gelangt.

Um die Wiedergabe dieses reinen Weiß dreht sich im Grunde
alles. Wir werden vom gestalterischen Gesichtspunkt aus dafür
Sorge tragen müssen, daß es vor einem ruhigen Hintergrund Raum
findet. Wenn die Umgebung stört, ist der Kamera ein tiefer Auf-
nahmestandpunkt zu geben, damit der Horizont nach unten zu
liegen kommt und der Himmel Hintergrund wird. Die Beleuchtung
muß so gewählt werden, daß die Segel plastisch heraustreten, los-
gelöst von ihrer Umwelt. Das gelingt am besten im Gegenlicht.
Indem die Sonne von hinten gegen die Segel scheint, werden sie
eigenartig durchschimmert und bekommen damit höchste Leucht-
kraft. Zugleich werden zarte Wölbungen als Folge des Windes und
kleine Unterschiede in der gegenseitigen Stellung bei mehreren
Segeln durch feinste Tonunterschiede angedeutet.

Daraus sehen wir ohne weiteres, daß gerade der Tonwertwieder-
gabe größte Aufmerksamkeit zu schenken ist. Schon vom Motiv
her sind die Farben so gut wie zurückgetreten, so daß eine motiv-
liche Beurteilung leicht ist. Die technische Anpassung besteht in
einer reichlichen Belichtung und zarten Entwicklung. Dann drängen
wir die Tonwerte in gewisser Weise auf einen relativ kleinen Um-
fang zusammen, erhalten sie aber dafür in ein Bereich, der bis in
seine Extreme kopierbar oder vergrößerungsfähig ist.

Fotografieren wir den Menschen im Zusammenhang mit Segel-
booten, so wird er ohne weiteres motivlich dominieren. Wir haben
damit auch die Aufgabe, alles andere, was nicht unbedingt wichtig
wird, zurückzustellen, ohne allerdings auf das leuchtende Segel zu
verzichten, weil ja gerade damit die besondere Stimmung des Bildes
zum Ausdruck gelangt. Wir werden also für einen ruhigen Hinter-
grund ebenso Sorge tragen müssen wie für eine belebende Licht-
führung. Beides läßt sich durch entsprechende Wahl des Aufnahme-
standpunktes bewältigen.

Ein Filter hat Bedeutung. Denn es kommt ja gerade auf eine
gewisse Blaudämpfung an, damit der Himmel getönt zur Abbildung
gelangt. Sonst würde er die Segel überstimmen und damit das
eigentliche Motiv zurückstellen. Für alle Fälle genügt das helle
Filter. Denn eine zu starke Blaudämpfung ruft schwere Stimmungen
hervor, die in den meisten Fällen unnatürlich sein werden.

An den Sonnabenden und Sonntagen dieser Wochen werden wir
überall auf Flüssen und Seen reges Treiben finden. Man braucht ja
gar nicht Segelbootsbesitzer zu sein, um solche Aufnahmen herzu-
stellen. Gerade durch stilles Beobachten und volle Hingabe an
Motiv und Kamera können wir uns in besonderem Maße auf das
Fotografieren konzentrieren, um damit blindes Knipsen zu vermeiden.
Wichtig ist es, möglichst dicht an die Motive heranzugelangen, um
zu großzügigen Wirkungen zu kommen. Ist dazu vom Ufer aus
keine Gelegenheit, so mietet man sich ein Ruderboot, um hierin ein
bewußt lenkbares „Atelier“ zu errichten. Das lohnt sich bestimmt.
Hat man aber Gelegenheit, selbst auf ein Segelboot zu kommen,
dann kann selbstverständlich vielseitiges Arbeiten erfolgen, das in
jeder Weise auszunutzen wäre.

Durch die schlichten Formen, die exakten Linien und die leuch-
tenden Flächen wird das Segelboot zu einem steten Anziehungs-
punkt für die Kamera. Und das — wie auch unser Bild zeigt —
aus gutem Grunde. gi-t.

Heber 2 Minuten später
Zu Bett, als einen Abend
ohne Chlorodont/

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