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J u G E

4 1. JAHRGANG

N D

1 9 3 6 / N R. 2 6

DER FLUSS

Sanft hat cler Fluß die lange Nacht gerauscht,
der Wind geströmt im hohen Gipfelmeer;
noch träumt das Tal, bezaubert und berauscht
von eignen Stimmen, dämmernächtig, schwer.

Da stößt der Wald den ersten Atem aus,
es quillt wie Milch aus umgestürztem Kruge —
und zögert neblig in den Dunst hinaus
und lichtet sich am Berg zu leichtein Fluge.

Der Fluß rauscht wie ein Trunkener ins Land,
singt schlummertiefe, brunnendunkle Worte,
wälzt Gram und Lust und nur ein wenig Sand,
und schwankend wogt er durch die Dämmerpforte.

Aus einem Abgrund steigt der Tag herauf,
sein Licht erfüllt die Welt mit kühlen Schauern;
da fährt der Wald mit allen Vögeln auf
und überstimmt mit Jubel Nacht und Trauern.

Georg Schwarz

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Georg Schwarz: Der Fluss
Karl Wähmann: Der Inn bei Wasserburg
 
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