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Schatten — lustig und streng

Eine fotografische Aufgabe, die uns im
Grunde sehr nahe liegen müßte. Denn wir
formen ja mit Hell-Dunkel, und indem wir
einmal ein Extrem zu besonderer Formulie-
rung bringen, muß eine starke Wirkung er-
zielt werden.

Das Andere dieses Themas liegt in der
Betonung von Dunkelheiten, die irgendwie
etwas Außergewöhnliches an sich haben. Die
Helligkeit als formales Bildzentrum tritt zu-
rück, sie wird vielmehr Raum, auf dem sich
der Schatten aktivieren kann.

Unser Thema werden wir im wesentlichen
von zwei Seiten her anpacken können. Der
lustige Schatten hat irgendwie groteske
Formen zur Grundlage, der strenge Schatten
entsteht durch sachliche ornamentale Linien.

Groteske Schattenaufnahmen können wir
leicht hersteilen. Unser Bildbeispiel, eine
Aufnahme von Herbert Vötzsch, gibt ein
wirksames Muster dafür. Der Fotograf und
sein Begleiter befinden sich auf irgendeiner
kleinen Überführung hinter einem Gitter.
Die Sonne stand bereits tief und warf ihre
Schatten an die Wand eines nur wenige
Meter entfernten Hauses. Der Fotograf
lieferte den linken Schatten, sein Begleiter
den rechten. Durch dessen Form entsteht
das Humorvolle der Aufnahme. In diesem
Bilde ist eigentlich alles Schatten. Nur das
Fenster in der oberen rechten Ecke macht
die einzige Ausnahme und gibt dem Foto
durch seine strenge senkrechte und waage-
rechte Unterteilung einen gewissen Halt,
durch den die originellen Schattenlinien erst
wirksam werden können.

darf. Wenn wir ihn mit der Hand zudecken,
werden wir aber sofort feststellen, daß das
Bild dann verliert, weil ein Element fehlt,
das zu den Schatten des Fotografen und
seines Begleiters in belebendem Gegensatz
steht.

Bei dieser Aufnahme treten die Schatten
als Flächen auf. Deshalb werden wir dafür
Sorge tragen müssen, daß auch innerhalb
dieser Schatten noch eine gewisse Zeichnung
erhalten bleibt, die vom Mauerwerk her
stammt. Denn sonst bekommt das Bild eine
Strenge, die zu ihnrt auf keinen Fall paßt.

Ganz anders die Aufnahme des Gitters und
dessen Schattenspiel auf einer Steintreppe,
die vom gleichen Autor stammt. Hier han-
delt es sich um ein echt fotografisches Klein-
motiv, wie wir es überall antreffen. Bloß es
gehört schon ein gewisses Sehen dazu, um
die Reize dieses Motivs zu entdecken und
durch eine treffende Perspektive wirksam zu
gestalten.

Achten wir also auch einmal auf die
Schatten. Gerade das Belanglose ersteht
hier in der Lichtbildkunst zu größter Be-
deutung.

Über Bildaufmachung

Wir gaben in den letzten Heften der
„Jugend“ einige Hinweise, wie sich unsere
Negative im Vergrößerungsverfahren aus-
werten lassen. Da wir somit annehmen
dürfen, daß unsere Leser diese Anregungen
inzwischen praktisch verwertet haben, wird

die Frage akut, wie man am besten die so
in jeder Hinsicht vollendet ausgearbeiteten
Aufnahmen sammelt und aufmacht.

Wir werden zunächst hierbei mehr das
Einzelbild vorziehen, da für gewöhnlich jede
so bearbeitete Aufnahme etwas für sich Ab-
geschlossenes darstellt. Deshalb wählen wir
einen hellfarbigen Karton, der sich der
Farbe des fotografischen Papiers anpaßt und
eine rauhe Oberfläche besitzt, der für ge-
wöhnlich ein neutraler Charakter eigen ist.
Besonders ausgeprägte Papierstruktur ist zu
vermeiden. Der Karton soll in seiner Größe
reichlich sein. Denn eine schmale Umrah-
mung des Bildes wirkt billig.

Als bildmäßig günstigste Aufmachung darf
folgendes gelten: In den Karton wird ein
Fenster geschnitten, das etwas kleiner ist
als das Fotopapier. Hinter dieses Fenster
kleben wir die Aufnahme mit Klebestreifen.
Das gibt dem Bilde eine gewisse Tiefe und
einen guten Abschluß.

Wirksam ist es auch, wenn wir um den
Außenrand des Kartons noch einen schmalen
schwarzen Streifen zur Einfassung kleben.
Sehr gut geeignet ist hierzu Diapositiv-
Klebepapier, das gerade die richtige Breite
hat.

Das geschilderte Verfahren ist relativ ein-
fach und liefert saubere Ergebnisse. Vor
allem fällt jedes Wellen und Kräuseln des
Kartons fort, das sich bei einem Aufziehen
der Bilder außer mit der ziemlich umständ-
lichen Trockenklebefolie nicht vermeiden
läßt. gi—t.

Bildmäßig und inhaltlich wäre die Frage
zu beantworten, ob der senkrechte Schatten
links, der von irgendeinem Leitungsmast her-
rührt, Berechtigung hat oder fortbleiben


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1936 / JUGEND NR. 35 / 25. August 1936

Viertel)ahves-Pveis 7 Mark, Heft-Preis 60 Pfennig

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Kurt ZIehank

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