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Fahrt in die Berge

Haben Sie Ihre Kamera schon sicher im Schreibtisch, Wäsche-
schrank oder wer weiß wo untergebracht, nachdem jetzt die Ferien-
zeit endgültig vorüber ist?

Das hätten Sie lieber nicht tun sollen. Also schnell wieder her-
vor! In Verlegenheit brauchen Sie nicht zu kommen. Denn noch
gibt es ja so viel zu tun, daß Sie alle Ihre Freistunden mit Ihrer
Lieblingsbeschäftigung füllen könnten.

Auch zur jetzigen Jahreszeit haben wir prächtige Stunden. Mit
stahlblauem Himmel und vielgestaltigen Wolken. Da lohnte schon
eine Fahrt ins Gebirge, um über Sonnabend-Sonntag einmal nach
Herzenslust das Wochenende zu genießen und schöne Aufnahmen
anzufertigen. Wir brauchen gar nicht gleich auf die höchsten Gipfel
zu klettern. Im Gegenteil, gerade unten im Tal sind die Motive viel
zahlreicher und leichter darzustellen.

Da gelingt es uns also ohne viele Anstrengungen, daß wir gute
Aufnahmen heimbringen. So bliebe gleichzeitig der Konflikt zwischen
Wochenend-Ruhepause und Jagd nach dem B.lde erspart.

Die Wirksamkeit unserer Aufnahmen hängt im wesentlichen von
der richtigen Wiedergabe der herrschenden Stimmung ab. Wolken-
gebilde von ungeahnter Vielseitigkeit und reiche Tonwerte in zarten
und krassen Abstufungen sind im wesentlichen zu bewältigen. Das
zu erzielen gelingt auch heute noch am ehesten durch Wahl eines
entsprechenden Filters. Bis zu Höhen von rund 2000 Metern werden
wir mit dem hellen Gelbgrünfilter gute Erfolge haben, darüber
brauchen wir ein UV-Filter, das uns die hier vorherrschenden ultra-
violetten Strahlen fortnimmt, für die alle fotografischen Schichten
gut empfindlich sind. Und schließlich sei gerade hier auf eine reich-
liche Belichtungszeit hingewiesen, weil es sonst unmöglich wird,
all die vielen Feinheiten deutlich voneinander unterschieden abzu-
bilden.

Daneben werden wir selbstverständlich auch dem räumlichen Bild-
aufbau Beachtung schenken. Interessiert besonders der Wolken-
himmel, so kann der Horizont tief unten liegen. Vorder-, Mittel-
und Hintergrund wollen richtig abgestuft sein, wobei natürlich auch
je nach dem Motiv das eine oder andere dieser drei Elemente
getrost fehlen kann. Überschneidungen und Überdeckungen sind
wichtig. Denn sie bringen Tiefe und oft auch wirksame Tonwert-
abstufungen.

Auf unserer Fahrt in die Berge werden wir jedes überflüssige
fotografische Gepäck vermeiden. Die Kamera mit aufgestecktem
Filter, eine Gegenlichtblende und sehr viel Filmvorrat in der Tasche
ist im Grunde alles, was wir brauchen. Bei Aufnahmen im Sonnen-
licht wird für gewöhnlich 1/ioo Sekunde mit Blende 5,6 gerade richtig

sein. Für besondere Fälle führen wir noch eine Belichtungstabelle
mit.

Wollen wir Spezialaufnahmen anfertigen, so brauchen wir — ab-
gesehen von einer tüchtigen Portion Zeit — noch diesen und jenen
Zubehör. Das aber ist die Spezialleidenschaft jedes einzelnen, so
daß wir hier nicht lang und breit darüber zu sprechen brauchen.

Ein bestimmtes Ziel werden wir uns für diesen kurzen Ausflug
nicht stellen. Wir fahren halt an einen schönen Platz und lassen
uns von hier aus rein von unserer Kamera leiten. Viel Zeit ist ja
sowieso nicht. Und deshalb werden wir sicher bestrebt sein, eine
möglichst reiche Kamerabeute heimzutragen. Gerade dieses in ge-
wisser Weise planlose Umherstreifen hat auch seine Reize. Denn
da sehen und entdecken wir manches, was vorher unbekannt war
und an dem wir sonst achtlos vorübergegangen wären. Auch mit
den Ortsansässigen kann man sich leicht befreunden. Ihre Sommer-
arbeit ist ja getan, und so werden sie auch mehr Zeit für uns haben.
Da gibt es dann Gelegenheit zu wirksamen Porträtstudien, Charakter-
bildern und Heimataufnahmen.

Wie wir sehen, ist die Fotozeit noch längst nicht zu Ende. Wollten
Sie da die Kamera trotzdem schlafen lassen? gi—t

1936 / JUGEND NR. 42 / 13. Oktober 1936 Vierteljahr es-Pr eis 7 Mark, Heft-Preis 60 Pfennig

Begründer: Dr. GEORG HIRTH. — Verantwortlich für die Schriftleitung: ARNOLD WEISS-RÜTHEL; für die Anzeigen: GEORG POSSELT, München. —
Verlag: G. HIRTH VERLAG AG., München. — Für Herausgabe und Redaktion in Österreich verantwortlich: Dr. EMMERICH MORA WA, i. Fa. Morawa & Co., Wien I, Wollzeile 11.
— Alle Rechte Vorbehalten. — Nachdruck strengstens verboten. — Copyright by G. HIRTH VERLAG AG., München. — Druck: G. HIRTH VERLAG AG., Buch- und Kunst-Druckerei,
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