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„Wenn er genug Geld hat, kann er es ja tun.
Ich habe nichts dagegen!"

„Dagegen! — Du verstehst mich dvch, Bill!
Gr hat eben n'cht die Mittel!"

„Dann soll er warten."

„Ja, gewiß... — Aber wenn du ihm mit
ein paar hundert Pfund unter die Arme greifen
würdest, ginge alles viel schneller!"

„Ich?" entrüstete sich CraikS. „Ich habe
keinen roten Cent im Vermögen."

James Pott lächelte. Süß-sauer und ein
wenig verschmißt, wie man es alten, ver-
fchrullten Leuten gegenüber zu tun pflegt. „D u

— und kein Vermögen? — Aber Dill, eS sind
doch siebentausend Pfund Sterling da!"

„Woher weißt du das?"

„Dein Sohn hat es mir gesagt. — Sieh mal,
Bill: ob du ihm die nun testamentarisch hinter-
läßt oder sie ihm noch bei Lebzeiten gibst, kommt
doch auf dasselbe hinaus. Um) im übrigen hast
du noch die Freude, ihn glücklich zu sehen."

„blnsinn!" schnitt ihm Craiks das Wort ab.
„Ich wiederhole dir, James: ich habe keinen
Knopf im Vermögen."

Nun wurde der andere unsicher. Fassungslos
starrte er seinen Freund an. „Als du John die
Zeitung übergabst, war das Geld doch noch da?

— Du kannst es doch nicht...?"

Craiks machte die Augen ganz klein. Um
seinen Mund spielten hundert winzige Falten.
„Wenn ich die siebentausend Pfund noch hätte,
James, und sie John geben würde, weißt du,
was er täte?" sagte er.

„Er würde zwei neue Maschinen einstellen,
eine größere Auflage herausbringen und bessere
Mitarbeiter suchen", erklärte sein Freund.

„Nein, James! — Er würde fein Konkur-
renzblatt, die ,Chronicleh aufkaufen, die mit
jeder Nachricht um einen halben Tag früher
herauskommt und ihm das Leben sauer macht,
klnd dann würde er sich auf die faule Haut
legen."

„John arbeitet wie ein Tier, von früh bis
Ipät in die Nacht", widersprach ihm der andere.

„Wenn er muß!"

„Wie kannst du so etwas sagen?"

„Weil ich ihn besser kenne als du! — John
loürde sich das Leben leicht, sehr leicht machen.
Aber die ,Chronirl^ sitzt ihm wie ein Dorn ,Vn
Ach'ch- Wenn er, neben seiner Faulheit, nicht
auch meinen Ehrgeiz hätte, hätte er den Kampf
wahrscheinlich schon längst anfgegeben. Er kann
die ,Chronicle' unterkriegen, glaub' mir, IameS,
ohne daß ich ihm einen Cent dazu gebe, wenn
er nur will. Und er s o l l diesen Kampf führen,
bÖL'jf du! Solange sich die beiden Zeitungen in
den Haaren liegen, bleibt John jung. Kampf
erhält den Geist frisch. Wenn John die Kon-
kurrenz los ist, versauert er. John soll arbeiten,
und deshalb.. ."

Der alte Craiks verstummte plötzlich.

^ U^mes Pott hatte die lange Rede seines
freundes angchört, ohne ihn mit einer Silbe
zu unterbrechen. Er billigte, als alter Staats-
beamter, Craiks Grundsätze von der Arbeit nur
S*r ^ud im übrigen zerbrach er sich den

Kops darüber, wieso Craiks von den sieben-

tausend Pfund so unvermittelt auf die,Chronlclt?
zu sprechen gekommen war.

„Ja, aber was ist denn mit dem Geld
geschehen?" platzte er aus seinen Gedanken
heraus.

„Die siebentausend Pfund", lächelte der alte
Craiks, „habe ich vor Jahren in die ,Chronicle*
gesteckt!"

„Bill!" fuhr der andere auf. „Das ist doch ...
— So wahr ich hier sitze, du bist kein Gentle-
man. Wenn du dein Geld verspielt oder ver-
trunken hättest, so wäre das — in deinen
Jahren — eine Dummheit gewesen. Daß du
eS aber deiner Konkurrenz..."

„Reg dich nicht auf, James", unterbrach ihn
Craiks. „Du wirst mir das wahrscheinlich nie
verzeihen. Aber John wird es später vielleicht
einsehen. Und er wird mir sogar dankbar sein,
daß ich ihm diesen — Stachel seines Lebens eine
Zeitlang erhalten habe."

Der Druckfehler

„Franz trat mit Frau und Schwieger-
onutter eine F u rienreise an."

Die drei Bummelanten

Drei Herren hatten nachts gebummelt. Auf
dem Heimwege machten sie aus, jeder solle,
wenn er nach Hause komme, tun, was seine
Frau von ihm verlange. Wer eS nicht tue,
müsse am nächsten Abend ein Essen mit Cham-
pagner geben. — Als der erste deS eheliche
Schlafzimmer betrat, schrie seine Frau: „Recht,
du Bummelant! Stoß' nur alle Vasen von der
Kommode herunter!" Prompt tat er eö. —
Der Zweite stolperte beim Betreten des Zim-
mers gegen das Klavier und hieb mit seinem
Spazierstock darüber. „Schlag' das Klavier
doch lieber gleich mit dem Beil in Stücke!"
kreischte seine Frau. Er ging in die Küche,
holte das Beil und tat, wie sie gesagt hatte. —
Dem Dritten trat seine Frau oben an der
Treppe entgegen, als er gerade mühsam hinauf-
geschlichen war, und brüllte ihn an: „Fall doch
die Treppe gleich wieder hinunter und brich
dir den Hals!" — „Keine Angst!" erwiderte
er überlegen lachend. „Da bezahle ich lieber
das Champagner-Essen?"


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Ernst Liebermann
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[nicht signierter Beitrag]: Der Druckfehler
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Ernst Liebermann: Pilze
 
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