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„Der Berg der Liebenden“. Erlebnisse eines jungen Deutschen von
Walter Seidl. (Verlag Julius Kittl Nachfolger, Leipzig-Berlin.)

Die Entwicklungsgeschichte eines jungen Sudetendeutschen wird
in den spannendsten Phasen aufgerollt. Sie hebt an mit dem Beginn
des Krieges und diese Ereignisse, vor allem der Heldentod des Vaters
geben einen ernsten Hintergrund und dann die Herauskristallisierung
des völkischen Gegensatzes zwischen Deutsch und Tschechisch
schafft eine Basis tragischer Momente; sie klingen an in den Jahren
der Schulzeit, der Militärrealschule und erweitern sich in der höheren
Schule; zunächst eine typische Schulgeschichte, aber abgesehen von
dem Hintergrund der hereinragenden geschichtlichen Ereignisse sind
die Geschehnisse nicht nur mit feinem psychologischen Verständnis,
sondern aus so viel frischer Freude geschildert, daß man mit
gespanntem Interesse den Werdegang des jungen Studenten in der
französischen Grenzstadt Grenoble verfolgt.

Hier weiß der Autor den latenten Gegensatz zwischen französi-
schem und deutschem Wesen so unauffällig in die Geschichte einer
Liebe zwischen Hermann, dem deutschen Studenten und Germanie,
einer an modernen Ideen orientierten jungen französischen Aristo-
kratin hineinzuverflechten. Die alltägliche und ewig neue Geschichte
einer Liebe erhält so eine spannende Note von charakteristischer
Prägung.

Unvergleichlich wie lebendig, wie sicher aus dem Vielerlei der
internationalen Universitätsstadt mit östlichen und fernöstlichen
Studententypen sich die beiden jungen Menschen herausheben, sich
gegenseitig formen, sich in ihren Gegensätzen in wahrer echt mensch-
licher Tiefe entgegenstreben und ergänzen, sich begeistert lieben
und doch am Ende'Abschied nehmen müssen. Sie müssen Abschied
nehmen, weil ein nach französischer Auffassung mögliches Dreiecks-
verhältnis ehelicher Gemeinschaft den Deutschen zu tragischer
Spannung führt. Die fluchtartige Rückkehr in die noch drängenden
chaotischen Verhältnisse seiner Heimat lassen diese tragische Span-
nung erst recht aufklaffen und der durch einen mehr konstruierten
Zufall motivierte Tod des mit so großen Hoffnungen begonnenen
Lebens bringt keine begründete Lösung. Der schwache Ausklang
der Geschichte beeinträchtigt zwar das Ende der Lektüre dieses
jungen Menschenschicksals, aber der Gesamteindruck einer bewegten
durch die Nachkriegsverhältnisse bedingten Entwicklung einer neu
sich orientierenden Jugend ist lebendig und tief genug, daß der
Leser, vor allem die Jugend, zu den vom gleichen Verfasser
erschienenen Büchern greift, weil sie in denselben nicht nur einen
interessanten Unterhaltungsstoff findet, sondern tiefer gehende An-
regungen in der Richtung des immer mit neuen Impulsen sich offen-
barenden deutschen Idealismus, der gerade in der Bedrängung durch
fremde Nationalität zu beispielhafter Größe sich emporringt.

Dr. C. Zimmermann

DIE KUNSTZEITSCHRIFT

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,,Handschrift und, SchicksalEin graphologischer Wegweiser von
Heinrich Maria Tiede. (Falken-Verlag Erich Sieker, Berlin-
Schildow.)

Seit L. Klages die wissenschaftliche Grundlage für die Hand-
schriftkunde geschaffen, dringt das Interesse für das Studium der
Handschriften immer mehr in weitere Kreise. Eine gründliche
Durcharbeitung von Klages großen Werken ist jedoch dem durch-
schnittlich gebildeten Leser vielfach für den Anfang versagt. Erst
eine richtige Orientierung über die wesentlichen Fragen der Aus-
drucksgesetze und deren Anwendung bei der Deutung der Hand-
schriften läßt falsche Vorstellungen und Voreingenommenheit über-
winden und den Weg frei machen zu den schwierigen Problemen
handschriftlich fundierter Charaktererkenntnis. Von den vielen Ver-
suchen, eine derartige wegbereitende Einführung zu geben, sind nur
wenige geglückt.

Eine solche erfreuliche Ausnahme bedeutet auch Karl Maria
Liedes graphologischer Wegweiser. Man fühlt sich von der Lektüre
dieses Wegweisers um so mehr angesprochen, als man zuerst mit
einigem Bedenken den stolzen Titel .,Handschrift und Schicksal“ in
der negativen Richtung wahrsagender Handschriftendeutung ver-
mutet. Aber schon das einleitende Kapitel klärt die richtigen Zu-
sammenhänge auf, die zwischen individueller Handschrift und
Schicksal bestehen. Die nachdrückliche Betonung, daß Schicksal
in erster Linie das Auswirken der in der menschlichen Natur ver-
ankerten Kräfte bedeutet, zeigt, wie der Verfasser von falscher
spekulativer Deutung des Schicksalsbegriffes abrückt und den Blick
entschieden auf den wahren Kern der so oft verkannten Schicksals-
frage richtet. Diese Grundanschauung wird vertieft in einer nach
von Klages gegebenen Darstellung über den so oft mißbrauchten
Begriff vom Charakter. Ohne viel theoretischen Ballast wird an
einem überzeugenden Beispiel der innere Aufbau eines typischen
Charakters entwickelt und das Spiegelbild der Handschrift gegen-
übergestellt. Nun folgt eine übersichtliche Einführung in die eigent-
liche Arbeitsmethode bei der Deutung eines Schriftbildes. Die sich
in Merkmalgruppen kristallisierenden Charakterzüge werden in
wesentlichen Gesichtspunkten angeführt, so daß der Leser sich in die
weiteren Abschnitte mit wachsendem Interesse vertieft. Das Werden
der Persönlichkeit im Spiegel der Schrift lernt er so verstehen. Die
Beziehung zur Umwelt, die Entwicklung seiner Bildungsbestrebungen,
die Eignung für den Beruf, die leitbildnerische Einstellung auf reale
oder ideale Ziele erfahren an geeigneten kurzen Schriftbeispielen
ihre entsprechenden Erläuterungen.

Die informatorischen Angaben über Verbrechen und Krankheiten
in der Handschrift haben mehr eine beschränkende Bedeutung.
Dagegen verdient mehr Beachtung die Ausführung über die schrift-
bildnerische Auswirkung von Charakterzügen, die Melancholie.
Pessimismus, Neigung zu Störungen des seelischen Gleichgewichtes
begründen und an die Grenzgebiete der Psychopathologie führen.
Anregend ist die Auffassung über Liebe in der Handschrift, die eine
kurze Zusammenfassung von einer ausführlichen Schrift des Ver-
fassers über dieses ebenso theorethisch wie praktisch wichtige
Thema der Graphologie enthält.

«Dieser Hinweis auf den Inhalt des graphologischen Wegweisers
soll den Leser überzeugen, daß es kein anmaßendes Unterfangen ist,
von Handschrift und Schicksal zu reden, sondern die Anregungen
weisen, wie der Verfasser von seiner Absicht im Schlußkapitel sagt,
auf die eigenen Schriftbilder hin, die am besten offenbaren, wo der
Grundstock seines Wesens und wo das Gesetz im Menschen steckt,
nach dem zu leben es sich allein lohnt.

Diese Absicht hat der Verfasser auch erreicht um so mehr, als er
es versteht, seine Ausführungen in dem Streben nach Erkenntnis
wahrer echter menschlicher Zusammenhänge an einfachem schrift-
bildnerischem Material zu unterstreichen und dabei ohne das
gelehrte, das Verständnis eines weiten Leserkreises oft erschwe-
rende Rüstzeug eine einfache und doch warme belebende Sprache
zu führen weiß. Dr. C. Zimmermaiin

John Habberton: „Helenes Kinderchen und anderer Leute Kinder“
mit 32 Bildtafeln und einem Nachwort von Ruth Schaumann.

Das liebe alte Buch von den beiden holden Rangen Bob und Teddi.
neben Mark Twains unsterblichem Tom Sawyer wohl eines der
schönsten Bücher über Kinder — Philipp Reclam jun. hat es neu
herausgebracht mit Bildern von Ruth Schaumann. Da kaum anzu-
nehmen ist, daß es gebildete Menschen gibt, die dieses köstliche
Buch nicht kennen, genügt es zu sagen, daß die bekannte Münchener
Dichterin und Graphikerin ihren Illustrationen jenen feinen Reiz ver-
liehen hat, der allen ihren geschriebenen und gezeichneten Werken
eigen ist und der hier vielleicht, wo es sich doch eigentlich um ein
paar recht handfeste Kerle handelt, fast zu ätherisch wirkt. Gleich-
viel, das alte Buch wird in der schönen neuen Aufmachung alle
Freunde und Verehrer von Helenes Kinderchen noch einmal gewin-
nen und begeistern. Avis

man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehme

Bei etwaigen Bestellungen bittet

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1036 / J U G E N D Nr. 47
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Cajetan Zimmermann: Bücher
Avis: Bücher
 
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