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ihnen schritten ihre Schatten, lang aber die ganze Straße gezogen, mit
den Köpfen im Randstein. Kezia kletterte wieder auf das Gitter zurück.
Sie hatte einen Entschluß gefaßt. Sie schwang sich hinaus.

„Hallo!" sagte sie zu den vorbeigehenden Kelveys. Sie waren so
erstaunt, daß sie stehen blieben. Lil lächelte ihr törichtes Lächeln. Unsere
Else machte große Augen. „Ihr könnt kommen und unser Puppenhauö
ansehen, wenn ihr wollt", sagte Kezia und ließ eine Fußspitze über den
Loden schleifen. Aber Lil wurde rot und schüttelte rasch den Kops.
„Warum nicht?" fragte Kezia.

Lil schluckte, dann sagte sie: „Deine Mamma hat unserer Mamma
gesagt, dii dürftest nicht mit unS sprechen."

„Oh, das..." sagte Kezia. Sie wußte nicht, was sie antworten
sollte. „Das inacht nichts. Ihr könnt trotzdem kommen und es anschauen.
LoS, kommt. Niemand schaut her."

Aber Lil schüttelte den Kops nur um so fester.

„Möchtet ihr nicht?" fragte Kezia.

Plötzlich war ein Zupfen, ein Zerren an Lils Rock zu spüren. Sie
lvandte sich um. Unsere Else schaute sie mit großen, flehenden Augen an.
Lil runzelte die Stirne; sie ivollte iveiter. Einen Augenblick lang sah sie
iinsere Else sehr zweifelnd an. Aber dann zupfte unsere Else wieder am
Rock. Lil machte einen Schritt vorwärts. Kezia führte. Wie zwei kleine
Streunkatzen folgten sie ihr über den Hof dahin, wo das PuppenhauS
stand.

„Da ist es", sagte Kezia. Eine Pause trat ein. Lil atmete hörbar, fast
röchelnd; unsere Else war still wie Stein. „Ich will eS für euch anf-
machen", sagte Kezia freundlich. Sie hob den Haken hoch und jie
lugten hinein. „Hier ist daö Wohnzimmer und hier daö Eßzimmer, und
das hier ist. . ."

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Wilhelm Hely: Abend auf der Heuberg-Alm
 
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