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leere Luft — sind nicht mehr da. Schuppen,
Krahne und Laufendes Band sinken zu billiger
Umrahmung herab, in deren Mitte das Gesicht
des Schulfreundes ersehnt wird. Die Bänke deS
gemeinsamen Klassenzimmers schwimmen mir
über den Ozean nach. Im Tintenfaß sitzt noch
das krampfhaft verhaltene Lachen der Geo-
graphiestunde, in der Südamerika leinwand-
aufgezogen über dein Spucknapf hing. Und wo
der Professor bei allen Städtenamen auf „tsch"
mit der Zunge anstieß.
Eine Sekunde lang wird dieser Studienrat
von mir auf die Kommandobrücke gedacht, er
muß „Belutschistan" über den Hafen von
Santoö sprechen, damit diese Stunde wieder
handgreiflich werden kann. Und der Sprach-
fehler überschlägt nach rückwärts fünfzehn
Uahre — und der Freund mit dem altbayerischen
.Manien „Wirthenfohn" winkt wie einer, der vor
Freude ersaufen muß. Wenn ich seinen Namen
in dieser Umwelt rufe, klingt eö, als würde ein
verirrter Maßkrug gegen die Ouaimauer ge-
fchwemmt, wobei man im Klappern des Zinn-
deckels noch ein Heimweh heraus hört.
. wieviel Kilo enthält ein Sack Kaffee?"
ht meine zweite Frage, weil Hitze und Wieder-
)ehu mein Gehirn unter Überdruck fetzen.
„... fünfzehn Jahre — und daö ist viel.. ."
antwortet der Freund aus der gleichen Betäu-
bung heraus.
„... so daß eö ein Mann gerade noch tragen
kann ..." rede ich an ihm vorbei, gerade auf
die Säcke zu.
Karren, mit zwei — vier — und fünf Maul-
ö^08l8cbenl<e irn Wald
Qon Rudolf O’Creulss
er
Die Eulen rufen im Wald.
Wir sifyen in sternloser Kackt.
Der Wind, im Geziveige erwacht
Im Laub unser Lachen verhallt.
Der Most in den Fässern gärt,
Der die Jugend birgt und die Trunkenheit.
Bald ist er still und es kommt die Zeit
Da lächelt er golden geklärt.
Bald sind wir still und es kommt die Zeit
Da lächeln auch wir und die Glut
Vergangener Sommer reift süß uns im Blut
Und schmerzlos das Glück und das Leid.
tieren bespannt, hopsen mühsam Berge von
Bohnen vor die Schuppen. Am Markt werden
Bananen abgeladen, und das Stück kostet kaum
einen Pfennig. Um den Platz liegen die ab-
gefallenen Früchte zahllos, wie im deutschen
Herbst das Laub, als nutzloser Kehricht im
Staub.
Ich halte sinnlos einen kleinen Zettel in der
Hand, den mir bei der Ankunft jemand zwischen
die Finger drückte, „ ... Die Gepäckträger
geben hier Visitenkarten ab ..."
Am Gingang eines Speisehauses erscheint ein
vornehmer Herr, schreit ins Lokal — und ver-
schwindet wieder. „... ist wieder eine Revo-
lution auSgebrochen...?" fahre ich erregt in
die Höhe.
„.. . der lauft von HauS zu Haus und schreit
den Namen einer neuen Zigarettenmarke aus!"
Uber diese Umgehung der Jnseratenwege puste
ich vor mich hin. „... lach nicht so laut...
ich gefährde sonst meine Stellung..." korrigiert
mich der Freund. „Hier schädigt man seinen
guten Ruf, wenn man in Lokalen und aus der
Straße schallend hinauslacht..Wir sind in
Südamerika und die Geographiestunde war doch
schöner...
Das Esten ist kalt und ranzig. Ich will
Krach schlagen „... Um Gottes willen, nur
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leere Luft — sind nicht mehr da. Schuppen,
Krahne und Laufendes Band sinken zu billiger
Umrahmung herab, in deren Mitte das Gesicht
des Schulfreundes ersehnt wird. Die Bänke deS
gemeinsamen Klassenzimmers schwimmen mir
über den Ozean nach. Im Tintenfaß sitzt noch
das krampfhaft verhaltene Lachen der Geo-
graphiestunde, in der Südamerika leinwand-
aufgezogen über dein Spucknapf hing. Und wo
der Professor bei allen Städtenamen auf „tsch"
mit der Zunge anstieß.
Eine Sekunde lang wird dieser Studienrat
von mir auf die Kommandobrücke gedacht, er
muß „Belutschistan" über den Hafen von
Santoö sprechen, damit diese Stunde wieder
handgreiflich werden kann. Und der Sprach-
fehler überschlägt nach rückwärts fünfzehn
Uahre — und der Freund mit dem altbayerischen
.Manien „Wirthenfohn" winkt wie einer, der vor
Freude ersaufen muß. Wenn ich seinen Namen
in dieser Umwelt rufe, klingt eö, als würde ein
verirrter Maßkrug gegen die Ouaimauer ge-
fchwemmt, wobei man im Klappern des Zinn-
deckels noch ein Heimweh heraus hört.
. wieviel Kilo enthält ein Sack Kaffee?"
ht meine zweite Frage, weil Hitze und Wieder-
)ehu mein Gehirn unter Überdruck fetzen.
„... fünfzehn Jahre — und daö ist viel.. ."
antwortet der Freund aus der gleichen Betäu-
bung heraus.
„... so daß eö ein Mann gerade noch tragen
kann ..." rede ich an ihm vorbei, gerade auf
die Säcke zu.
Karren, mit zwei — vier — und fünf Maul-
ö^08l8cbenl<e irn Wald
Qon Rudolf O’Creulss
er
Die Eulen rufen im Wald.
Wir sifyen in sternloser Kackt.
Der Wind, im Geziveige erwacht
Im Laub unser Lachen verhallt.
Der Most in den Fässern gärt,
Der die Jugend birgt und die Trunkenheit.
Bald ist er still und es kommt die Zeit
Da lächelt er golden geklärt.
Bald sind wir still und es kommt die Zeit
Da lächeln auch wir und die Glut
Vergangener Sommer reift süß uns im Blut
Und schmerzlos das Glück und das Leid.
tieren bespannt, hopsen mühsam Berge von
Bohnen vor die Schuppen. Am Markt werden
Bananen abgeladen, und das Stück kostet kaum
einen Pfennig. Um den Platz liegen die ab-
gefallenen Früchte zahllos, wie im deutschen
Herbst das Laub, als nutzloser Kehricht im
Staub.
Ich halte sinnlos einen kleinen Zettel in der
Hand, den mir bei der Ankunft jemand zwischen
die Finger drückte, „ ... Die Gepäckträger
geben hier Visitenkarten ab ..."
Am Gingang eines Speisehauses erscheint ein
vornehmer Herr, schreit ins Lokal — und ver-
schwindet wieder. „... ist wieder eine Revo-
lution auSgebrochen...?" fahre ich erregt in
die Höhe.
„.. . der lauft von HauS zu Haus und schreit
den Namen einer neuen Zigarettenmarke aus!"
Uber diese Umgehung der Jnseratenwege puste
ich vor mich hin. „... lach nicht so laut...
ich gefährde sonst meine Stellung..." korrigiert
mich der Freund. „Hier schädigt man seinen
guten Ruf, wenn man in Lokalen und aus der
Straße schallend hinauslacht..Wir sind in
Südamerika und die Geographiestunde war doch
schöner...
Das Esten ist kalt und ranzig. Ich will
Krach schlagen „... Um Gottes willen, nur
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