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London war, sagte, er habe sich die Sache überlegt und es schiene ihm
recht zweifelhaft,, ob der in einem der eingesteigerten Vögel gefundene
Diamant nicht dennoch an seinen ursprünglichen Eigentümer zurück-
gegeben werden müsse. Oder aber der Verkauf falle unter die Lotterie-
destimmungen und sei somit ungesetzlich. Jedenfalls kamen wir dahin
überein, die Vögel nicht mehr an Bord zu töten. Der Sache mit der
Lotterie hielt Potter entgegen, er verkaufe die Strauße als Strauße
und nicht als Diamantenbehältnisse. Die Vögel, die er versteigere, ent-
hielten nach seinem besten Wissen keinen Diamanten. Vielmehr enthalte
den jener eine, den er für sich selbst zurückbehalte.

Da jetzt die Chancen eins zu vier standen, kletterten die Preise
beträchtlich. Sie erreichten einen Durchschnitt von gut 2000 Mark.

Bei der Ankunft in Brindisi zogen drei der Strauße mit ihren neuen
Eigentümern ab, obwohl der alte Herr wetterte, das widerspreche den
Zollbestimmungen. Der Hindu schien halb verrückt, als er seinen kost-
baren Diamanten sozusagen hierhin und dorthin davongehen sah.

Wie das Ganze -endete? Etwa eine Woche nach der Landung ging
ich in London Piccadilly hinunter und wen sah ich da, Arm in Ärm
und offenbar in aufgeräumtester Stimmung daherkommen? Padischa
und Potter! Ob einer der Vögel wirklich den Diamanten geschluckt
hatte, wird ein ewiges Rätsel bleiben."

Liebe: Lachmöwen, Halsbandregenpfeifer, Sägervögel, Sturmmöwen,
.Seeschwalben, Wildenten, — zuletzt macht sich ein junger Fink,
namens Nils, aus dem Herzens Finnlands auf die Reise nach Süden,
er fliegt aus diesem Buch hinaus ins Weite, Ungewisse... nicht
anders wie der „Held“ Bertelsen, über den doch das Naturkind
Erika den Sieg behalten wird. Denn: „Was ein richtiger Vogel ist,
kommt wieder.“ W. Kunze

Nach und nach

Der alte Kaiser Franz Joses weilte anläßlich der Manöver in einem
Marktflecken im niederösterreichischen Waldviertel. Nach der Huldigung
der Veteranen, Feuerwehren und Schulkinder aus dem engen Haupt-
platz durste der Bürgermeister die Gemeinderäte vorstellen. Der simple
Mandatar entledigte sich der Aufgabe in einziger Art. Er deutete mit
der in weiße Zwirnhandschuhe gepreßten Fleischhauerhand auf Kaiser
und Gemeinderat und vollzog die Vorstellung: „Herr Gemeinderat
Piwonka — Seine Majestät, der Kaiser." Dann: „Herr Gemeinderat
Piribauer — Seine Majestät, der Kaiser." DaS ging so viermal.
Dann lächelte der Kaiser und sagte kurz: „Ich glaube, jetzt kennen mich
die Herren schon."

(Autorisierte Übertragung von Hans B. Wagenseil)

IBÜCIHIEIR

Clarence Day: „Unser Herr Vater“. Deutsch von Hans Fallada.

(Rowohlt-Berlin.)

Abgesehen davon, daß es eigentlich nett wäre, wenn in einem so
großen und schönen Verlag wie dem Rowohltschen mal wieder ein
deutsches, soll heißen kein übersetztes Buch erscheinen würde —
(so zwischenhinein, meine ich, Herr Rowohlt) — müssen wir uns
über das vorliegende und aus dem Amerikanischen stammende herz-
haft freuen. „Unser Herr Vater“ das ist unser Aller Vater, jener
uns nahestehende Herr, dem wir außer unserem Leben eine ganze
Reihe kostbarer Anekdoten, Witze und Geschichten verdanken,
Geschichten, die meist mit der Person des Ehrbaren in innigstem
Zusammenhang stehen, weil sie ihm mit uns oder uns mit ihm
passiert sind. Das ist also der „Herr Vater“ schlechthin, der Herr
Vater als Familienoberhaupt, als Kindskopf, als Respektsperson, als
Diplomat, als Pantoffelheld, kurz als alles, was zu sein eben nur ein
Vater vermag. Seit Plauen in der „Berliner Illustrierten“ Woche für
Woche das Verhältnis zwischen „Vater und Sohn“ zu einer so
heiteren und psychologisch durchaus richtigen Darstellung bringt,
haben wir allesamt wieder etwas übrig für unsere Herren Erzeuger.
Wer da also noch etwas ganz Besonderes dazu tun will, der lese
das Buch von Clarence Day. Er wird sich manchmal schief lachen
und dann mit Zärtlichkeit an seinen alten Herren denken — und
das ist zweifellos eine schöne Wirkung der Literatur. Daß Hans
Fallada das Buch ganz trefflich ins Deutsche1 hinübergedichtet hat,
bedarf gar keiner Erwähnung. Weiß-Rüthel

Anton Schnack: „Zugvögel der Liehe“. Roman. (Leipzig 1936,

Paul List Verlag. 270 8.)

Der Name Anton Schnacks ist uns durch viele schöne Gedichte
und zarte kleine Prosadichtungen längst vertraut und lieb geworden.
Der erste Roman, der ihn nun ebenfalls trägt, darf darum auf
besonderes Interesse rechnen. „Zugvögel der Liebe“ ist ein roman-
tischer Titel, voll Unruhe und Ungewißheit, voll fernschweifender
Sehnsucht und Unbeständigkeit. „Du weißt gut, wie Vögel sind:
unruhig, neugierig, sie fliegen da hin und dort hin, im Sommer nach
Norden, im Winter nach Süden, sie sind lufthungrig, himmel-
ansteigend, zur Erde sich senkend, suchend, spielerisch.“ Damit ist
auch der Roman selbst schon gekennzeichnet, der auf einer kleinen
Ostsee-Insel spielt, die zugleich eine Vogelwarte und ein Vogel-
schutzgebiet enthält. Der Sommergast Bertelsen verliebt sich in
die Vogelwärterin Erika, die vom Mann sagt: „Wenn er nicht
mit Liebe geladen ist, leuchtet er nicht.“ Aber das Naturkind wird
von Fräulein Montherlot, dem Kind der Zivilisation, verdrängt, das
seinerseits, mit Liebe geladen, unbegreifllich findet, daß Bertelsen
,,das Wundersamste und Süßeste, was es gäbe“, nämlich die Liebe,
eine .»Gefahr“ nennt. Viele Vögel flattern durch diese Blätter der

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765

1936 / JUGEND Nr. 48
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[nicht signierter Beitrag]: Nach und nach
Arnold Weiss-Rüthel: Bücher
Wilhelm Kunze: Bücher
 
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