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Beleuchtung ihr fotografisches Leben. Nicht
viel tragen wir zusammen, sondern ein, zwei
oder auch drei Teile genügen vollauf, um
ein wirksames Motiv zu ergeben. Allzu viel
würde sogar eher schaden als nützen. Denn
dann entsteht ein Gewimmel, und das Licht-
und Schattenspiel, das unsere Lichtquelle
liefert, könnte nicht recht zur Geltung
gelangen.

Je einfacher unsere Motive sind, um so
besser werden sie wirken. Figuren aus
Papier mit einigen Schatten vermögen
ungeheuer viel zu sagen, wie das unsere
„Ballett“-Aufnahme zeigt. Kunstlicht ist also
eine Möglichkeit, um aus scheinbar nichts
etwas recht Wirksames erstehen zu lassen.

Personenaufnahmen werden wir schlicht
und einfach anfertigen. Nur keine „maleri-
schen Hintergründe“ oder anderes unnützes
Beiwerk. Uns interessiert ja allein der
Mensch, und jedes Drum und Dran muß not-
wendig ablenken.

Unser Hauptaugenmerk haben wir der
Frage der Beleuchtung zuzuwenden. Im
wesentlichen gibt es zwei Formen. Die
mehr im Abstrakten liegende Weise betont
Hell-Dunkel-Werte, bezieht sich also auf
betonte Lichtgegensätze. Viel Schatten und
einige markante Spitzlichter, das ist hier
Prinzip. Am besten schaffen wir das mit
Gegen- bis strengem Seitenlicht. Die andere
Form bezieht sich auf eine Herausarbeitung
des Körperlichen, der Gestalt. Musterbeispiel
ist im wesentlichen das Porträt und der
Mensch überhaupt, so weit er nicht Mittel
für Lichteffekte wird. Hier muß mit Licht
moduliert werden, und Härten sind ganz und
gar nicht am Platze. Anderseits muß eine
reine Beleuchtung von vorn unzweckmäßig
sein, weil hier wieder das Körperliche, die
Gestalt, zurücktritt. Auch hier werden wir
also Seiten- und Gegenlicht verwenden, bloß
zum Unterschied zur ersten Form für eine
Aufhellung der Schattenpartie sorgen. Das
gelingt durch Anwendung eines Reflektors
oder einer Zusatzbeleuchtung. Und so wollen
wir uns für die mehr körperhafte Kunstlicht-
fotografie merken, daß jeder Beleuchtung
eine Gegenbeleuchtung zu entsprechen hat,
von einigen wenigen Ausnahmefällen ab-

Die Kunstlichtsaison ist eröffnet

Wenn der November mit seinen langen
Abenden, seinen trüben Nebeltagen und
seinem unfreundlichen Wetter einzieht, dann
kommt besonders die Kunstlichtfotografie
zu ihrem Recht. Kunstlichtaufnahmen lassen
ein so ungezwungenes Basteln und Schaffen
zu, daß gerade hierdurch die jetzt vor uns
stehende Zeit nicht ungenützt bleiben soll.

Grundsätzlich können wir heute wegen
der panchromatischen Filme mit jeder Licht-
quelle fotografieren. Ein brennendes Streich-
holz, mit dem sich jemand die Zigarette
anzündet, Kerzenlicht und gewöhnliche Glüh-

lampen genügen vollauf, um gute und richtig
durchbelichtete Aufnahmen herzustellen. Wer
zu möglichst kurzen Belichtungszeiten
gelangen will, mag sich eine besondere Auf-
nahmelampe, die Nitraphot-Lichtquelle, zu-
legen, die speziell fotografisch aktinische
Strahlen entsendet.

Ein paar ganz unscheinbare Gegenstände
aus der Küche, ein paar Gläser oder irgend-
welcher Hausrat kann im Kunstlicht das
schönste Motiv liefern. Wir bauen die
Gegenstände auf einem hellen Untergrund
oder vor einem entsprechend getönten Hinter-
grund auf und geben ihnen durch die Art der

gesehen.

Kunstlicht gibt keine technischen Schwierig-
keiten. Denn die Lichtquellen sind ja
konstant und ermöglichen daher eine stets
passende Belichtungsdauer. Das befreit von
gewissen Schwierigkeiten; und es bleibt eine
ausschließliche Beschäftigung mit gestalte-
rischen Fragen, die gerade das Arbeiten mit
Kunstlicht so besonders reizvoll machen.
Jetzt also gehört die Kamera schon gar nicht
in irgendeine Ecke. Denn vor uns stehen
neue Aufgaben, die heute jeder meistern
kann. gi—t

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1936 JUGEND NR. 48 / 24. November 1936

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