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Sondern nur noch getrunken, und es kam
l nieder die alte Fröhlichkeit auf. Nach einer
Weile traten wir hinaus — der Mond malte
unsere Schatten grotesk auf die Erde —, da
kommt uns der Lagerkrantz nach mit seinem
schlendernden Schritt, geht direkt auf uns zu
und schlägt uns derb ans die Schultern:
„Jungens!" ruft er munter, „hättet ihr wohl
Lust, hundertundfünfzig Pfund zu verdienen,
heute noch und ohne viel Mühe?"
„Da sagt wohl keiner nein!" lachten wir.
Er aber wurde plötzlich ganz ernst. „Seht
her!" sagte er und griff entschlossen in die
Tasche. Kriegt ein abgegriffenes Papier heraus,
groß wie ein Plakat, und faltet es auf. „Kennt
ihr den?" fragte er. blnd da war er richtig
abkonterfeit, wie er leibte und lebte, nur noch
um viele Jahre jünger, wie auch die Jahreszahl
verriet am Fuß des Dokuments.
„Ja, wauhaftig, das bist du!" riefen wir
beide wie auS einem Mund.
„bind wird im Original mit 250 englischen
Pfunden entlohnt. Behaltet hundertfünfzig,
den Rest aber sollt ihr der Post einzahlen und
an eine Adresse, die steht hier im Brief."
„Da steht wohl fünftausend", sagte Tom
Felde mißtrauisch, denn die Zahl war da ganz
deutlich mit fetten Nullen geschrieben, „aber
vielleicht ist daS heute verfallen und amnestiert
und nichts mehr wert?!"
.Nein, nein!" brauste da Lagerkrantz auf
lind runzelte die Brauen: „Es gibt Vergehen,
für die gibt's keinen Verfall und kein Vergessen
und keine Amnestie, blnd so einer bin ich."
Dann trat für eine ganze Weile Schweigen
ein. Endlich aber machte Tom Felde einen
Schritt auf ihn zu, nahm ihm das Papier aus
der Hand und sagte langsam: „Mag's nun
damit sein, wie's will. Wir wollen dainit nichts
zu schaffen haben. Du warst uns allzeit ein
lieber Kamerad, Piet, und so soll's bleiben."
Wie's nun weiter kam, das weiß ich nicht
mehr so genau. Plötzlich aber stand Lager-
krantz erneut an der Theke und hielt große
Reden, und sein GlaS wurde nicht mehr leer.
„Abgemacht!" sagte er mitten in ein Gelächter
hinein und schüttelte Josua die Hand.
„WaS ist abgemacht?" Wir wurden auf-
merksam und drehten unsere Stühle.
„Er hat sich versichern lassen!" rief Josua
erheitert und schrieb einen Schein. „Soll ich's
wegschließen?"
„Nein,, her daS Papier!" sagte Lagerkrantz
ungeduldig, „klnd du, nimm das zu dir,
Wilhelm, denn du bist ein ehrlicher Mann,
wenn auch hart. Komm' ich nicht zurück", sagte
er und hielt sein Weinglas nachdenklich hoch
gegen die Lampe, fodaß das Licht purpurn
hindurchfiel, „so hast du eine Anschrift, eine
Adresse, und du zahlst gleich dorthin das Geld
ein, das sie für meinen Kadaver bezahlen, diese
deine amerikanische Gesellschaft! klnd jetzt:
Wohlsein!" Damit warf er sein GlaS dem
Herrn Ingenieur vor die Füße.
Ja, er war jetzt schon ganz betrunken und
wollte sich nicht mehr halten lassen. „Mich
^ieht der Busch!" wehrte er ab und versuchte
uns zuzulächeln.-. Er beschrieb genau und ver-
nünftig den Platz, wo wir Lager schlagen und
ihn finden sollten, gab jedem die Hand und ging
hinaus...
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Sondern nur noch getrunken, und es kam
l nieder die alte Fröhlichkeit auf. Nach einer
Weile traten wir hinaus — der Mond malte
unsere Schatten grotesk auf die Erde —, da
kommt uns der Lagerkrantz nach mit seinem
schlendernden Schritt, geht direkt auf uns zu
und schlägt uns derb ans die Schultern:
„Jungens!" ruft er munter, „hättet ihr wohl
Lust, hundertundfünfzig Pfund zu verdienen,
heute noch und ohne viel Mühe?"
„Da sagt wohl keiner nein!" lachten wir.
Er aber wurde plötzlich ganz ernst. „Seht
her!" sagte er und griff entschlossen in die
Tasche. Kriegt ein abgegriffenes Papier heraus,
groß wie ein Plakat, und faltet es auf. „Kennt
ihr den?" fragte er. blnd da war er richtig
abkonterfeit, wie er leibte und lebte, nur noch
um viele Jahre jünger, wie auch die Jahreszahl
verriet am Fuß des Dokuments.
„Ja, wauhaftig, das bist du!" riefen wir
beide wie auS einem Mund.
„bind wird im Original mit 250 englischen
Pfunden entlohnt. Behaltet hundertfünfzig,
den Rest aber sollt ihr der Post einzahlen und
an eine Adresse, die steht hier im Brief."
„Da steht wohl fünftausend", sagte Tom
Felde mißtrauisch, denn die Zahl war da ganz
deutlich mit fetten Nullen geschrieben, „aber
vielleicht ist daS heute verfallen und amnestiert
und nichts mehr wert?!"
.Nein, nein!" brauste da Lagerkrantz auf
lind runzelte die Brauen: „Es gibt Vergehen,
für die gibt's keinen Verfall und kein Vergessen
und keine Amnestie, blnd so einer bin ich."
Dann trat für eine ganze Weile Schweigen
ein. Endlich aber machte Tom Felde einen
Schritt auf ihn zu, nahm ihm das Papier aus
der Hand und sagte langsam: „Mag's nun
damit sein, wie's will. Wir wollen dainit nichts
zu schaffen haben. Du warst uns allzeit ein
lieber Kamerad, Piet, und so soll's bleiben."
Wie's nun weiter kam, das weiß ich nicht
mehr so genau. Plötzlich aber stand Lager-
krantz erneut an der Theke und hielt große
Reden, und sein GlaS wurde nicht mehr leer.
„Abgemacht!" sagte er mitten in ein Gelächter
hinein und schüttelte Josua die Hand.
„WaS ist abgemacht?" Wir wurden auf-
merksam und drehten unsere Stühle.
„Er hat sich versichern lassen!" rief Josua
erheitert und schrieb einen Schein. „Soll ich's
wegschließen?"
„Nein,, her daS Papier!" sagte Lagerkrantz
ungeduldig, „klnd du, nimm das zu dir,
Wilhelm, denn du bist ein ehrlicher Mann,
wenn auch hart. Komm' ich nicht zurück", sagte
er und hielt sein Weinglas nachdenklich hoch
gegen die Lampe, fodaß das Licht purpurn
hindurchfiel, „so hast du eine Anschrift, eine
Adresse, und du zahlst gleich dorthin das Geld
ein, das sie für meinen Kadaver bezahlen, diese
deine amerikanische Gesellschaft! klnd jetzt:
Wohlsein!" Damit warf er sein GlaS dem
Herrn Ingenieur vor die Füße.
Ja, er war jetzt schon ganz betrunken und
wollte sich nicht mehr halten lassen. „Mich
^ieht der Busch!" wehrte er ab und versuchte
uns zuzulächeln.-. Er beschrieb genau und ver-
nünftig den Platz, wo wir Lager schlagen und
ihn finden sollten, gab jedem die Hand und ging
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