stimmen inmitten der lautlosen Stille wie wenn
auf dem Chore der Kirche vorgebetet wird. Das
Kreuz war der Altar und die Bäume und
Büsche waren die Kirchenwände, über die der
Nebel ein graues Gewölbe wob. Unsere Worte
verhallten mit dem Wehen, das durch diese
Kapelle zog und eS war eine Andacht geworden,
wie dies selten gelang inmitten der großen
Kirche. Wir glaubten der Nikolaus müßte uns
Horen und er würde sicher zu Hause seinen
Sack mit allen guten Sachen bringen, wenn
wir zurück wären.
In dieser Stimmung war es nicht schwer
weiter zu gehen, wenngleich jetzt das schwierigste
Stück Weg vor uns lag. Ein Wald öffnete
bald seine dunkle Pforte und wir gingen Hand
in Hand tapfer zwischen den hohen Tannen-
mauern. Noch ganz in der Meinung, daß uns
der Nikolaus gehört hätte, waren wir furchtlos
und hörten nicht die geheimnisvollen Rufe aus
dem Dickicht. Nicht einmal der Hall unserer
eigenen Schritte machte uns ängstlich. So
erreichten wir denn auch bald die Messer-
schmiede, die in einer Waldlichtung lag. Uber
einen Steg, der einen rauschenden Waldbach
überbrückte, kamen wir zum Hause. Einsam
lag es und versteckt inmitten eines kleinen
Gartens. Der Hund meldete uns an mit lautem
Gebell. So kam bald der Schmied, der schon
Feierabend gemacht hatte, aus der Türe. Mit
seinem Barte und seinem langen Rock erschien
er wie Rübezahl und scheu blieben wir stehen;
aber er redete uns lachend an und neckte uns,
ob wir nicht dableiben wollten; es wären doch
noch genug Geschwister zu Hause und wir
hätten eS gut bei ihm und der Nikolaus würde
gewiß auch den Weg zur Waldschmiede finden;
er würde die Rute ihm schon abnehmen und
einen Sack voll Äpfel und Nüsse müßte er uns
beiden dalassen.
Aber schnell richteten wir den Auftrag aus,
übergaben ihm die Tasche mit den großen und
kleinen Messern, und die ganz großen, die für
die Häckselmaschine gehörten. In acht Tagen
sollten sie fertig sein und der Vater würde sie
am Sonntag mitnehmen, wenn er Nachmittag
ins Nachbardorf käme. So bestimmt sagte ich
dies her, daß der Schmied die Tasche nahm,
während er seiner Frau rief, uns ein Stück
Brot abzuschneiden. Wir steckten das Brot ein
und wollten uns sofort auf den Rückweg
machen. Der Schmied rief noch nach^ wir
sollten aufpassen, der Nikolaus käme sicher
durch den Wald.
Inzwischen war eS schon fast dunkel gewor-
den und wir hielten uns ganz an die Weg-
spuren um nicht abzuirren. Immer finsterer
wurde eS, und wir fingen an zu laufen, um den
unheimlichen Wald bald hinter uns zu haben.
Ja wären wir nur bei dem Kruzifix, wir wür-
den gerne beten und an Nüsse und Apfel dach-
ten wir nicht mehr. Da hörten wir Peitschen-
knallen und Pferdegewieher; wir ließen daS
Fuhrwerk vorüber und liefen noch schneller. Da
hörten wir schon daS Gebetläuten, bald waren
wir an dem Wegkreuz angelangt.
Erleichtert atmeten wir auf und beteten noch
andächtiger als vorher Vater unser und unser
ganzer Mut kehrte wieder zurück; da waS war
das, die Büsche teilten sich und heraus trat eine
große Gestalt mit langem Bart — Hlg. Niko-
laus beteten wir laut und ängstlich, wir wollen
brav sein und folgsam. Der Nikolaus lobte
uns und sagte, er hätte unser Gebet gehört und
so dürften wir unsere Tasche mit Nüssen und
Äpfeln füllen — er schüttete unsere Messertasche
voll und sagte, daß wenn wir immer so Ver-
trauen hätten, würden wir im Leben alles
Schwere überwinden. Wie wir noch ganz
bestürzt dastanden, verschwand indessen der
Nikolaus. So war der Heimweg für uns leicht
und alle Schrecken der Nacht hätten uns
nichts anhaben können. In der frohen Stim-
mung überraschten wir zu Haus die Geschwister
und teilten unsere Schätze au6. Wir wurden
angestaunt, wie wenn der Glanz des Wunders
uns noch umstrahlte. C. Zimmermann
Aufmerksam
„Daß du das wertlose Taschentuch, daS du
gefunden hast, extra zum Fundbüro getragen
hast?"
„Deshalb, weil ein Knoten drin war. Wer
weiß, an welch wichtige Sache es den Verlierer
erinnern sollten!"
X ä r n e r
„Was schleppst du denn da?"
„Einen halben Zentner Samenkörner! Den
habe ich ganz billig kaufen können!"
„Mensch, du hast wohl einen Vogel?!"
„Natürlich! Dafür habe ich die Körner ja
gekauft!"
auf dem Chore der Kirche vorgebetet wird. Das
Kreuz war der Altar und die Bäume und
Büsche waren die Kirchenwände, über die der
Nebel ein graues Gewölbe wob. Unsere Worte
verhallten mit dem Wehen, das durch diese
Kapelle zog und eS war eine Andacht geworden,
wie dies selten gelang inmitten der großen
Kirche. Wir glaubten der Nikolaus müßte uns
Horen und er würde sicher zu Hause seinen
Sack mit allen guten Sachen bringen, wenn
wir zurück wären.
In dieser Stimmung war es nicht schwer
weiter zu gehen, wenngleich jetzt das schwierigste
Stück Weg vor uns lag. Ein Wald öffnete
bald seine dunkle Pforte und wir gingen Hand
in Hand tapfer zwischen den hohen Tannen-
mauern. Noch ganz in der Meinung, daß uns
der Nikolaus gehört hätte, waren wir furchtlos
und hörten nicht die geheimnisvollen Rufe aus
dem Dickicht. Nicht einmal der Hall unserer
eigenen Schritte machte uns ängstlich. So
erreichten wir denn auch bald die Messer-
schmiede, die in einer Waldlichtung lag. Uber
einen Steg, der einen rauschenden Waldbach
überbrückte, kamen wir zum Hause. Einsam
lag es und versteckt inmitten eines kleinen
Gartens. Der Hund meldete uns an mit lautem
Gebell. So kam bald der Schmied, der schon
Feierabend gemacht hatte, aus der Türe. Mit
seinem Barte und seinem langen Rock erschien
er wie Rübezahl und scheu blieben wir stehen;
aber er redete uns lachend an und neckte uns,
ob wir nicht dableiben wollten; es wären doch
noch genug Geschwister zu Hause und wir
hätten eS gut bei ihm und der Nikolaus würde
gewiß auch den Weg zur Waldschmiede finden;
er würde die Rute ihm schon abnehmen und
einen Sack voll Äpfel und Nüsse müßte er uns
beiden dalassen.
Aber schnell richteten wir den Auftrag aus,
übergaben ihm die Tasche mit den großen und
kleinen Messern, und die ganz großen, die für
die Häckselmaschine gehörten. In acht Tagen
sollten sie fertig sein und der Vater würde sie
am Sonntag mitnehmen, wenn er Nachmittag
ins Nachbardorf käme. So bestimmt sagte ich
dies her, daß der Schmied die Tasche nahm,
während er seiner Frau rief, uns ein Stück
Brot abzuschneiden. Wir steckten das Brot ein
und wollten uns sofort auf den Rückweg
machen. Der Schmied rief noch nach^ wir
sollten aufpassen, der Nikolaus käme sicher
durch den Wald.
Inzwischen war eS schon fast dunkel gewor-
den und wir hielten uns ganz an die Weg-
spuren um nicht abzuirren. Immer finsterer
wurde eS, und wir fingen an zu laufen, um den
unheimlichen Wald bald hinter uns zu haben.
Ja wären wir nur bei dem Kruzifix, wir wür-
den gerne beten und an Nüsse und Apfel dach-
ten wir nicht mehr. Da hörten wir Peitschen-
knallen und Pferdegewieher; wir ließen daS
Fuhrwerk vorüber und liefen noch schneller. Da
hörten wir schon daS Gebetläuten, bald waren
wir an dem Wegkreuz angelangt.
Erleichtert atmeten wir auf und beteten noch
andächtiger als vorher Vater unser und unser
ganzer Mut kehrte wieder zurück; da waS war
das, die Büsche teilten sich und heraus trat eine
große Gestalt mit langem Bart — Hlg. Niko-
laus beteten wir laut und ängstlich, wir wollen
brav sein und folgsam. Der Nikolaus lobte
uns und sagte, er hätte unser Gebet gehört und
so dürften wir unsere Tasche mit Nüssen und
Äpfeln füllen — er schüttete unsere Messertasche
voll und sagte, daß wenn wir immer so Ver-
trauen hätten, würden wir im Leben alles
Schwere überwinden. Wie wir noch ganz
bestürzt dastanden, verschwand indessen der
Nikolaus. So war der Heimweg für uns leicht
und alle Schrecken der Nacht hätten uns
nichts anhaben können. In der frohen Stim-
mung überraschten wir zu Haus die Geschwister
und teilten unsere Schätze au6. Wir wurden
angestaunt, wie wenn der Glanz des Wunders
uns noch umstrahlte. C. Zimmermann
Aufmerksam
„Daß du das wertlose Taschentuch, daS du
gefunden hast, extra zum Fundbüro getragen
hast?"
„Deshalb, weil ein Knoten drin war. Wer
weiß, an welch wichtige Sache es den Verlierer
erinnern sollten!"
X ä r n e r
„Was schleppst du denn da?"
„Einen halben Zentner Samenkörner! Den
habe ich ganz billig kaufen können!"
„Mensch, du hast wohl einen Vogel?!"
„Natürlich! Dafür habe ich die Körner ja
gekauft!"