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WEINBRENNEREI DUJARDIN & CO. G.M.B.H.
LadenverkaufspreisRM 4.- die Zi Fl., RM 2.2s die V2 Fl.
VORM.GEBR.MELCHER ★ UERDINGEN A.RHEIN
fernbe Schatten die Hänge in einen brodelnden
Hexenkessel verwandelten. Das Holz für Hol-
land, seine ehrliche Arbeit von Wochen, stand in
größter Gefahr! Die durch den niedergelegten
Wald entstandene Schneise war viel zu schmal,
um die Stichflammen anszuhalten. So mußte
der Berg ausbrennen mit Gras und Kraut, mit
Strunk und Stiel, mit Wurz und Wipfel!
Hias verlor keine Zeit mehr. Die Schichten
der Blochhölzer lagerten am äußersten Rande
der Brüllschlucht und sollten nach Abnahme des
Maßes zum Flößen ins Tal gestürzt werden.
Hias riß das Schloß der Werkzeughütte mit
der bloßen Hand herunter, nahm die längste
Axt zu sich, sprang auf den Blöcherstapel, setzte
das Eisen als Hebel an und wuchtete einen
Stamm nach dem anderen in die Tiefe hinab,
daß der Berg in seinen Grundfesten erschütterte.
„Krachchch — kröchchch — kruchchch" dröhnten
die Lasten von der Talsohle herauf, und das
fünffache Echo käute es, sich überhudelnd,
wahnwitzig wieder, und die Luft war nur noch
ein Bersten, Grollen, Grunzen und Wubbern.
Hias gebärdete sich wie ein Rasender. Er-
spürte seine Arme nicht mehr. Sein Schädel
kochte. Er arbeitete im Takt: „Eins — Zwei,
eins — zwei, eins — zwei", ging es. Mit eins
legte er seinen Beilhebel an, mit zwei rollte der
Stamm bereits in die Leere hinaus.
So walzte der letzte Stamm in den Fels-
trichter. HiaS hatte es geschafft! Aber er kam
nicht zum Verschnaufen. Eine Rauchbank warf
sich aus ihn und stahl ihm die Luft weg. Er-
tastete sich hinter eine Tanne und preßte das
Gesicht so lange auf ihre Rinde, bis die Wolke
anderwärts trieb. Als er wieder auSblicken
konnte, sprang ihm der Schreck wie ein Ring
um den Hals: einige hundert Schritte vor ihm
schmolzen die Bäume gleich Wachskerzen dahin.
Er spürte bereits den stechenden Ddem der
Glut, die in geschlossenem Halbkreis herankroch.
Hias hatte vergessen, an sich selbst zu denken.
Eine Rettung war nur durch die Brüllschlucht
möglich. Er trat hinaus auf die Felsennase.
Gar kein Drandenken, hinunter zu klettern. Lot-
steil liefen die Wände hinab. Aber der Spalt
war nur zwölf Meter breit.
3n diesem Augenblick kam HiaS der rettende
Gedanke. Er wählte die längste Tanne am
Schluchtrande (sie war so stark, daß sie ein Mann
grad noch umfassen konnte), suchte sich festen
Stand, und dann sauste das Beil in den
Stamm. Vier Hiebe; zwei faustdicke Batzen
schnellten nacheinander in die Luft, und aus der
Tanne klaffte eine große Wunde. Damit hatte
er ihr die Fallinie gegeben, bind nun zuckte die
Schneide von der anderen Seite ins Holz. Jeder
Hieb saß. Die hellen Baumsplitter spritzten.
Da knatterte und prasselte es auf einmal wie
ein Maschinengewehrfeuer. Eine unbändige
Flamme lief heran, und Millionen grüner
Nadeln rundum explodierten in Salven. Das
zischte und zackte und knackte und burrte, wo-
rauf ein Regen glühender Asche niederging und
HiaS von oben bis unten versengt wurde. Nun
ging es nun die Minute! blnd er schlug und
schlug um sein nacktes Leben! Mit jedem
Schlage biß sich das Eisen eine Handbreit tiefer
ins Mark deS Baumes, daß die Späne und
Scheiter nur so herumschnurrten. Bis ein
Zittern die Tanne durchlief. Der lodernde
Wipfel neigte sich langsam zur Seite. HiaS
trennte mit einem letzten gewaltigen Hieb den
Stamm vom Stock, und der Baum polterte
rittlings über die Brüllschlucht und wurde zur
Brücke. HiaS verlor keinen Augenblick mehr.
Glücklich kam er über den grausigen Steg. Hier
trat die Erschöpfung ein. Atemlos, ausgepumpt
bis zum Letzten, mit blutigen Händen und voller
Brandwunden, taumelte er zu Boden, während
drüben die Lohen zu einem einzigen Feuermeer
zusammenschlugen und alles verschlangen, was
weder Erde noch Fels war.
Die Brüllschlucht hatte dem Brande ein Ziel
gesetzt. Aber der schwarze Berg rauchte noch
neun Tage und zehn Nächte.
Die Tat des Mathias Breitmofer indessen
war wochenlang das Gespräch in sämtlichen
Wirtschaften der umliegenden Waldämter.
Wenige aber wußten, daß Marthel, der reiche
Hoferbe, am Fuße des Brandberges vor einem
SEIT 11861
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^hokolade^Siko^
[c/er bevorzugte düikör der Dame
§?v aus der-
%J€ammeic^Btiennerei
LANDAUER&MACHOLL-HEILBRONN
leeren Graben, den er, wie die Spuren erwiesen,
überspringen wollte, in schlimmem Zustand
gefunden wurde. Sein Schuh war beim Ab-
sprung auf einem Schleimpilze ausgeglitten,
wodurch er zu Fall kam, mit dem Schädel auf
einen Knorzen schlug und ohnmächtig liegen-
blieb. So konnte eS geschehen, daß die roten
Ameisen über ihn herfielen. Als er wieder zu
sich kam, redete er bereits irr.
Hias jedoch erholte sich bald und hatte dann
mit Margret eine gewichtige Aussprache, bei
der er sie fragte, ob ihr der Name „Frau Breit-
moser" in den Streisen passe. Auf dem Heim-
wege inachte er an jedem erreichbaren Baum-
ast drei Klimmzüge. Sie waren sich einig
geworden!
Schließlich ist noch zu erwähnen, daß HiaS
vor der Brandstätte, vor jenem Graben, ein
Feuerzeug fand, das dem Marthel gehörte, Und
er nahm das Ding auf drei Finger, warf eS
von sich, soweit er nur konnte, und wunderte
sich im stillen über das buchstäblich erfüllte
Sprichwort von jener Grube, die man andern
gräbt.
Der Trompeter
„Bist du zufrieden init deinem Bräutigam,
dem Trompeter?"
„Sehr. Schade ist nur, daß er immer ein
bißchen nach Messing schmeckt."
E i n w a n d
„Das hätte ich mir vor meiner Hochzeit auch
nicht träumen lassen, daß du mich nachts
stundenlang warten läßt, während ich vor
Angst halb vergehe", klagt Frau Winkelspohr.
„Wie sollst du dir aber auch waS träumen
lassen, wenn du nicht schlafen gehst", wendet-
der Gatte ein.
L e i d e r
„Doktor Lehmann hat mich von meinem
alten Leiden befreit U
„Unsinn! Der Mann ist doch Rechtsanwalt
und nicht Arzt!"
„Es stimmt schon! Er hat die Scheidung
durchgeführt!"
EI n f a c h
„Du willst dich also mehr einschränken? Wie
machst du denn daS?"
„Ich bleibe in Zukunft alles schilldig!"
Oie Xanthippe
„Hat Sie der Verlust Ihrer Frau schwer
getrosfen?"
„Danke! Nur die Aussicht auf die Wieder-
vereinigung hält mich noch am Leben!"
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen.
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1936 / JUGEND Nr. 52
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fernbe Schatten die Hänge in einen brodelnden
Hexenkessel verwandelten. Das Holz für Hol-
land, seine ehrliche Arbeit von Wochen, stand in
größter Gefahr! Die durch den niedergelegten
Wald entstandene Schneise war viel zu schmal,
um die Stichflammen anszuhalten. So mußte
der Berg ausbrennen mit Gras und Kraut, mit
Strunk und Stiel, mit Wurz und Wipfel!
Hias verlor keine Zeit mehr. Die Schichten
der Blochhölzer lagerten am äußersten Rande
der Brüllschlucht und sollten nach Abnahme des
Maßes zum Flößen ins Tal gestürzt werden.
Hias riß das Schloß der Werkzeughütte mit
der bloßen Hand herunter, nahm die längste
Axt zu sich, sprang auf den Blöcherstapel, setzte
das Eisen als Hebel an und wuchtete einen
Stamm nach dem anderen in die Tiefe hinab,
daß der Berg in seinen Grundfesten erschütterte.
„Krachchch — kröchchch — kruchchch" dröhnten
die Lasten von der Talsohle herauf, und das
fünffache Echo käute es, sich überhudelnd,
wahnwitzig wieder, und die Luft war nur noch
ein Bersten, Grollen, Grunzen und Wubbern.
Hias gebärdete sich wie ein Rasender. Er-
spürte seine Arme nicht mehr. Sein Schädel
kochte. Er arbeitete im Takt: „Eins — Zwei,
eins — zwei, eins — zwei", ging es. Mit eins
legte er seinen Beilhebel an, mit zwei rollte der
Stamm bereits in die Leere hinaus.
So walzte der letzte Stamm in den Fels-
trichter. HiaS hatte es geschafft! Aber er kam
nicht zum Verschnaufen. Eine Rauchbank warf
sich aus ihn und stahl ihm die Luft weg. Er-
tastete sich hinter eine Tanne und preßte das
Gesicht so lange auf ihre Rinde, bis die Wolke
anderwärts trieb. Als er wieder auSblicken
konnte, sprang ihm der Schreck wie ein Ring
um den Hals: einige hundert Schritte vor ihm
schmolzen die Bäume gleich Wachskerzen dahin.
Er spürte bereits den stechenden Ddem der
Glut, die in geschlossenem Halbkreis herankroch.
Hias hatte vergessen, an sich selbst zu denken.
Eine Rettung war nur durch die Brüllschlucht
möglich. Er trat hinaus auf die Felsennase.
Gar kein Drandenken, hinunter zu klettern. Lot-
steil liefen die Wände hinab. Aber der Spalt
war nur zwölf Meter breit.
3n diesem Augenblick kam HiaS der rettende
Gedanke. Er wählte die längste Tanne am
Schluchtrande (sie war so stark, daß sie ein Mann
grad noch umfassen konnte), suchte sich festen
Stand, und dann sauste das Beil in den
Stamm. Vier Hiebe; zwei faustdicke Batzen
schnellten nacheinander in die Luft, und aus der
Tanne klaffte eine große Wunde. Damit hatte
er ihr die Fallinie gegeben, bind nun zuckte die
Schneide von der anderen Seite ins Holz. Jeder
Hieb saß. Die hellen Baumsplitter spritzten.
Da knatterte und prasselte es auf einmal wie
ein Maschinengewehrfeuer. Eine unbändige
Flamme lief heran, und Millionen grüner
Nadeln rundum explodierten in Salven. Das
zischte und zackte und knackte und burrte, wo-
rauf ein Regen glühender Asche niederging und
HiaS von oben bis unten versengt wurde. Nun
ging es nun die Minute! blnd er schlug und
schlug um sein nacktes Leben! Mit jedem
Schlage biß sich das Eisen eine Handbreit tiefer
ins Mark deS Baumes, daß die Späne und
Scheiter nur so herumschnurrten. Bis ein
Zittern die Tanne durchlief. Der lodernde
Wipfel neigte sich langsam zur Seite. HiaS
trennte mit einem letzten gewaltigen Hieb den
Stamm vom Stock, und der Baum polterte
rittlings über die Brüllschlucht und wurde zur
Brücke. HiaS verlor keinen Augenblick mehr.
Glücklich kam er über den grausigen Steg. Hier
trat die Erschöpfung ein. Atemlos, ausgepumpt
bis zum Letzten, mit blutigen Händen und voller
Brandwunden, taumelte er zu Boden, während
drüben die Lohen zu einem einzigen Feuermeer
zusammenschlugen und alles verschlangen, was
weder Erde noch Fels war.
Die Brüllschlucht hatte dem Brande ein Ziel
gesetzt. Aber der schwarze Berg rauchte noch
neun Tage und zehn Nächte.
Die Tat des Mathias Breitmofer indessen
war wochenlang das Gespräch in sämtlichen
Wirtschaften der umliegenden Waldämter.
Wenige aber wußten, daß Marthel, der reiche
Hoferbe, am Fuße des Brandberges vor einem
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[c/er bevorzugte düikör der Dame
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leeren Graben, den er, wie die Spuren erwiesen,
überspringen wollte, in schlimmem Zustand
gefunden wurde. Sein Schuh war beim Ab-
sprung auf einem Schleimpilze ausgeglitten,
wodurch er zu Fall kam, mit dem Schädel auf
einen Knorzen schlug und ohnmächtig liegen-
blieb. So konnte eS geschehen, daß die roten
Ameisen über ihn herfielen. Als er wieder zu
sich kam, redete er bereits irr.
Hias jedoch erholte sich bald und hatte dann
mit Margret eine gewichtige Aussprache, bei
der er sie fragte, ob ihr der Name „Frau Breit-
moser" in den Streisen passe. Auf dem Heim-
wege inachte er an jedem erreichbaren Baum-
ast drei Klimmzüge. Sie waren sich einig
geworden!
Schließlich ist noch zu erwähnen, daß HiaS
vor der Brandstätte, vor jenem Graben, ein
Feuerzeug fand, das dem Marthel gehörte, Und
er nahm das Ding auf drei Finger, warf eS
von sich, soweit er nur konnte, und wunderte
sich im stillen über das buchstäblich erfüllte
Sprichwort von jener Grube, die man andern
gräbt.
Der Trompeter
„Bist du zufrieden init deinem Bräutigam,
dem Trompeter?"
„Sehr. Schade ist nur, daß er immer ein
bißchen nach Messing schmeckt."
E i n w a n d
„Das hätte ich mir vor meiner Hochzeit auch
nicht träumen lassen, daß du mich nachts
stundenlang warten läßt, während ich vor
Angst halb vergehe", klagt Frau Winkelspohr.
„Wie sollst du dir aber auch waS träumen
lassen, wenn du nicht schlafen gehst", wendet-
der Gatte ein.
L e i d e r
„Doktor Lehmann hat mich von meinem
alten Leiden befreit U
„Unsinn! Der Mann ist doch Rechtsanwalt
und nicht Arzt!"
„Es stimmt schon! Er hat die Scheidung
durchgeführt!"
EI n f a c h
„Du willst dich also mehr einschränken? Wie
machst du denn daS?"
„Ich bleibe in Zukunft alles schilldig!"
Oie Xanthippe
„Hat Sie der Verlust Ihrer Frau schwer
getrosfen?"
„Danke! Nur die Aussicht auf die Wieder-
vereinigung hält mich noch am Leben!"
Bei etwaigen Bestellungen bittet man auf die Münchner „Jugend“ Bezug zu nehmen.
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1936 / JUGEND Nr. 52