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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 42.1937, (Nr. 1-52)

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https://doi.org/10.11588/diglit.6784#0015
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ALTE ANEKDOTEN

VON DER MILCH

Ein vor hundert Jahren erschienener
„Kuriositäten-Almanach" erzählt viel
Unterhaltsames und Aufschlußreiches
über die Art, wie man damals die
Milch behandelte und schätzte. Ein
paar Proben:

„Die Milchbehälter in Pyrenäen“

Für die Frischhaltung der Milch unter
schwierigen Verhältnissen führt der Chro-
nist die praktische Methode der Pyre-
näenbewohner als vorbildlich an: „Quer
über die Gebirgsbäche, zwei bis drei Fuß
voneinander, werden zwei kleine Stein-
dämme aufgeführt; doch bleiben zum
Durchfließen des Wassers einige Öffnun-
gen darin. So bildet sich ein Viereck,
worin das Wasser unverändert eine
gewisse Flöhe behält. In diesem Raume
stellt man nun die Milchgefäße in einer
Reihe auf und deckt dann alles mit großen
Schieferplatten zu. Auf diese Art befindet
sich die Milch in einer Temperatur, die
fast an den Gefrierpunkt grenzt, und

bleibt so mehrere Tage völlig frisch. Diese
Einrichtung dürfte auch anderwärts, bei
ähnlichen Lokalitäten, sehr leicht nachzu-
ahmen sein!"

Wilde Kühe

Zur Zeit unseres Kalendermannes hat es
an der Arnomündung in Toscana (Italien)
noch große Herden wildlebenden Rind-
viehs gegeben: „Hier weiden sie, viele

hundert zusammen, das ganze Jahr hin-
durch. Sie sind äußerst scheu, sich den-
selben zu nähern, ist ungemein schwer,
ja häufig sogar gefährlich. Ebenso zart als
schön gebaut, sind sie dennoch mit gewal-
tigen Hörnern versehen. Dabei tragen sie
die Köpfe hoch und stolz, voll Kraft und
Anmut zugleich. Die Farbe der Haare ist
schiefergrau, und diese fühlen sich wie
Seide an. Milch erhält man nicht von
diesen Kühen, denn sie haben nur welche
während ihrer dreimonatigen Saugezeit.
Ein Teil der Kälber wird verkauft, ein
anderer Teil der Kühe im siebenten oder
achten Jahre niedergemetzelt, was immer
ein großes Jagdfest gibt. Leider aber ist
große Gefahr dabei. Fast jedesmal kom-
men einige Jäger dabei um."

r

Das Lappländische Rindvieh

Bei den Lappen (als deren Lieblings-
leckerei, nebenbei bemerkt, „gefrorene
Renntiermilch" bezeichnet wird) hat man
auf Zucht und Pflege guten Milchviehs von
jeher viel Wert gelegt. Lassen wir den
Kalendermann von „lappländischem Rind-
vieh" und seinem vielfältigen Nutzen er-
zählen: „Es ist klein, nur von der Größe
unserer Kälber und völlig weiß, aber un-
gemein schön gebaut. Die Milch dieser
lappischen Kühe hat einen vorzüglichen,
vielleicht einzigen Geschmack. Sie besteht
sozusagen aus lauter Rahm, und ist so
dick, daß fast der Löffel darin stehen
bleibt. Dies kommt von der herrlichen
Sommernahrung des Rindviehes her. Es
frißt nämlich in den Wäldern bloß Schöß-
linge und junge Zweige ab. Ein Teil dieser
Milch mit Teer vermischt, gibt eine Salbe
gegen den Mückenstich. Die Lappen
bestreichen sich Gesicht, Hals, Arme und
Hände damit, und bleiben so gänzlich von
jener Plage befreit. Reisende müssen das-
selbe tun, da weder Schleier noch lederne
Handschuhe zum Abhalten hinreichend
sind."

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Heinz Müller-Brunke: Verschneiter Bach
[nicht signierter Beitrag]: Alte Anekdoten von der Milch
 
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