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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 42.1937, (Nr. 1-52)

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Nr. 4 (Das grosse Faschingsheft)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6784#0068
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DIE F O T O - „J U G E N D"

ZUM FASCHING WIRD GEKNIPST!

Daß zum Fasching die Kamera gehört, ist
heute eigentlich ganz selbstverständlich,
so daß marv darüber nicht erst lange Worte
zu machen braucht. Wichtiger wird es, sich
über die fotografische Meisterung des so
quicklebendigen Treibens zu unterhalten,
die doch nicht so ganz einfach ist.
Fasching spukt auf Straßen und Plätzen,
in Gaststätten und Wirtschaften. Wir
müssen also für Außen- und Innenaufnah-
men gerüstet sein. Bei Außenaufnahmen
klappt es am besten mit der Kleinkamera,
höchstempfindlichem Film und 1/i0o Sekunde
Belichtung. Länger soll man jedenfalls
nicht exponieren, weil ja alles rasch
bewegt zugeht und man selbst innerlich
nicht so ruhig sein wird, wie etwa bei
einer gemütlichen Landschaftsaufnahme.
Die Scharfeinstellung wird in jedem Fall
am ehesten durch Schätzen vorgenommen.
Das mag auch für die Spiegelreflexer
wichtig sein, weil durch langes Schrauben
und Drehen die besten Momente ent-
wischen und man sich dadurch doch nicht
so vollends auf das eigentliche Motiv kon-
zentrieren kann.

Man wird in jedem Falle versuchen, daß
der Hintergrund möglichst ruhig ausfällt.
Denn das Motiv an sich ist ja schon so
bunt und lebendig, daß ein wirrer Hinter-
grund nicht zur Klarheit der Aufnahme bei-
tragen kann. Wahl einer entsprechenden

Perspektive ist hier das einzige Mittel;
Sicht von oben nach unten oder von unten
nach oben hilft.

Die Beleuchtung ist wesentlich für eine
Unterstützung der lebendigen Wirkung
unserer Aufnahmen. Seitenlicht und Gegen-
licht werden die geeignetsten Möglich-
keiten sein, weil sie reiche Tonwerte
bringen und gewisse Plastik geben.

Und immer möglichst dicht an die Motive
heran. Nur keine Angst! Die Kamera
gehört mitten in das bunte Treiben hinein.
Und hier hält sie Ausschnitte fest, die ja
viel mehr sagen, als wirre Ganzheit, die
meist ein großes Durcheinander gibt. Man
soll sich nicht zu sehr auf die Ausschnitt-
vergrößerung verlassen. In vielen Fällen
wird noch hinreichend genug zu streichen
sein, damit der wirksame Ausschnitt richtig
zur Geltung kommen kann.

Bei Innenaufnahmen wollen wir keine
steifen Gruppen zusammenbauen, sondern
ebenso wie im Freien nach lebendiger
Darstellung streben. Dafür gibt es nur
eine Möglichkeit: elektrisches Blitzlicht,

das mit dem Kameraverschluß gekuppelt
wird. Man stellt den Verschluß auf
Vio Sekunde und öffnet durch Auslösung
den Verschluß und entzündet zugleich das
Blitzlicht, indem ein Stromkreis geschlos-
sen wird.

Selbstverständlich ist es, daß die Kamera

von vornherein schußfertig ist. Wer erst
lange schraubt und einstellt, lenkt die Auf-
merksamkeit auf sich, und mit aller Un-
gezwungenheit ist es vorbei. Wie ein
richtiger Reporter heißt es da, durch den
Saal gehen, die Augen aufmachen, beob-
achten, um dann im richtigen Moment un-
verzüglich zuzupacken.

Uber die Motive selbst Anregungen geben,

wäre verfehlt. Denn es müßte schon einer
stockblind sein, wenn er selbst nichts
finden würde, das für die Kamera geeignet
wäre. Und so sagen wir heute „Gut-
Knips!" und wünschen allen unseren
Faschingsfotojägern glückliche Stunden
mit „Ihr", der Kamera!

Ein paar wichtige Neuheiten

Der neue Agfacolor-Farbenfilm ist in-
zwischen im Handel erschienen. Er wird
zunächst geliefert als Kleinfilm und 16-mm-
Schmalfilm. Eine Kleinfilmpatrone kostet
einschließlich Entwicklung für 36 Aufnah-
men RM. 3,60, bei Schmalfilm je nach
Packung ein Meter um RM. 1,—.

Um die Rotlicht-Entwicklung panchromati-
scher Emulsionen wird in letzter Zeit viel
Wesen gemacht. Kranseder brachte für
panchromatische Kranz-Emulsionen neuer-
dings ein solches Filter heraus, das man
kaum als einen Fortschritt betrachten kann.
Das Licht ist dunkel und auf jeden Fall
unangenehmer als grüne Dunkelkammer-
beleuchtung, mit der sich sehr gut aus-
kommen läßt.

Wer in die Schweiz reist, darf höchstens
2 Rollfilme über die Grenze nehmen. Der
in der Kamera befindliche Film rechnet
dabei nicht mit.

Hauff-Unigen ist der neue Fixier-Entwick-
ler, der gleichzeitig entwickelt und fixiert.
Die Prüfung ergab ein sehr befriedigendes
Bild — insbesondere auch, weil Entwick-
lungsfehler bei einigermaßen richtiger
Belichtung nicht mehr Vorkommen werden.
Vor Gebrauch muß man die Gebrauchs-
anweisung gut durchlesen.

Hauff gibt neurdings auch seinem Mikro-
Entwickler eine Substanz mit, die Ent-
wicklerflecke aus Stoffen beseitigt. Unbe-
dingt ein willkommener „Dienst am
Kunden"!

„Artona" heißt ein neues Kopierpapier
mit samtartiger Oberfläche, das sehr zu
empfehlen ist für solche Fotos, denen in
ihrer Wirkung eine besondere Note ge-
geben werden soll. Das Papier stellt
Voigtländer her.

Lieferung 4 der Exakta-Zeitschrift ist in-
zwischen erschienen und durch jede Buch-
handlung oder vom Verlag der „Jugend
zu beziehen.

BEUCHTE RICHTIG

Vier wichtige Tabellen für 60 Pfennig
von Josef Drausinger
Im Gerhard Isert-Verlag, Magdeburg - Sudenburg

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Redaktioneller Beitrag: Die Foto-"Jugend"
 
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