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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 42.1937, (Nr. 1-52)

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DIE F O T O - „J U G E N D"

Exakta, Vioo Sek., Blende 5,6, Peromniafilm
Aufn. Gerh. Isert

Im Lichtfleck

Unternehmen wir einmal, wenn die Sonne
draußen vom blauen Himmel lacht, einen
Spaziergang durch die Straßen. Auf der
Suche nach neuen Motiven natürlich. Da
werden wir plötzlich irgendwo — vielleicht
in der Altstadt — eine Straßenecke finden,
wo die Sonne das gleichmäßige Grau
belebend unterbricht und auf dem Straßen-
pflaster ein lichter Fleck entsteht, der
rings von Schatten umgeben wird.

Dieser Lichtfleck stellt ein ausgezeichnetes
fotografisches Motiv dar. Denn er ist in
sich geschlossen, liegt im Zentrum des
Bildes und bietet insbesondere unter Ein-
beziehung einer Staffage beste Knips-
gelegenheit.

Da stellen wir uns einmal so auf, daß uns
die Sonne entgegenscheint, wobei wir
selbst uns natürlich im Schatten befinden.
Denn sonst ist der Lichtfleck nach vorn

zu offen und büßt wesentlich an Wirkung
ein. Die Gegenlichtblende wird in diesem
Falle natürlich überflüssig, weil das Ob-
jektiv der Kamera ja im Schatten liegt.
Und dann stellen wir auf einen bestimmten
Punkt im Lichtfleck scharf ein, den wir uns
am besten am Straßenpflaster merken,
und warten der Dinge, die da kommen.

Es wird nicht lange dauern, bis Passanten,
Radfahrer und Fuhrwerke sich an unserer
Einstellmarke befinden, und wenn die
Wirkung günstig ist, so wird rasch der
Verschluß betätigt und das herrlichste
Gegenlichtmotiv festgehalten. Wenn die
Bewegungsrichtung mit der Aufnahme-
richtung zusammenfällt, so genügt 1/50
Sekunde; zuweilen reichen auch längere
Zeiten, so daß selbst die ganz billige
Box-Kamera zu einer tadellosen Schnapp-
schußkamera werden kann.

Das also wäre eine Gelegenheit, wo selbst
der Ängstlichste das Schnappschießen

bestens erlernt und zugleich ohne jede
Schwierigkeiten zu wirksamen Aufnahmen
kommt, die durch ihre besondere Licht-
wirkung Freude bereiten. Zugleich ist das
etwas für Fotostunden, die man möglichst
ruhig, aber mit guter Ausbeute verbringen
möchte. Denn man wartet ohne Anstren-
gung und Hetze — wie ein Angler. Nur
mit dem Erfolg, daß gewöhnlich mehr
Motive anbeißen, als das bei unserem
Kollegen die schlauen Fische tun. Womit
gleichzeitig keine Geduldsproben zu ver-
anstalten sind!

Infrarot entschleiert Geheimnisse!

Daß man mit Infrarot-Aufnahmematerial
klare Fernsichten, Nachteffekte und vieles
mehr fotografieren kann, ist längst bekannt.
Heute aber sei auf etwas ganz Geheimnis-
volles hingewiesen: Die Infrarot-Fotografie
entziffert ungeöffnete Briefe, einfach durch
den Briefumschlag hindurch!

Und daß man dies mit großen Ansprüchen
anwenden kann, zeigt unser Bildbeispiel.
Denn die Infrarot-Aufnahme erfolgte durch
einen schwarz gefütterten Briefumschlag
hindurch. Wir empfehlen unseren Foto-
Interessenten lebhaft, das selbst einmal
auszuprobieren. Wem die technischen
Kenntnisse fehlen, der mag sich vorher
das Buch „Fotografieren mit Infrarot" von
Gerhard Isert (Im G. Hirth Verlag AG.,
München, RM. 1,40) durchlesen, damit er
über das Wesen der Infrarot-Fotografie
unterrichtet ist.

Hoffentlich führt diese Tatsache nicht zu
einer Versachlichung des Liebesbrief-
stils .. .!

Agfa-Isochrom platte, Nitralicht

Agfa-Infrarotplatte 850, Schwarzfilter Nr. 85 vor dem
Objektiv, Nitraphotlicht

Beteiligen Sie sich an der Foto-Preisfrage, die Sie in Heft 2/1937 der „JUGEND" finden!

Kurt ZI« har*
TOrm. E.HBWS

/Ufc Buchten«!
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Redaktioneller Beitrag: Die Foto-"Jugend"
Gerhard Isert: Im Lichtfleck
 
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