Lob des Artisten-Films
Es ist etwas merkwürdiges um die Artisten-Filme. Die Geschichte
des Films kennt kaum einen Versager unter ihnen. Sie tragen
gewissermaßen den Erfolg im Tornister. Dabei ist in den zwei
Jahrzehnten Spielfilm das Variete- und Zirkus-Milieu wirklich
nicht wenig ausgewertet worden. Woran liegt der Zauber des
Artisten-Films? Es müssen da besondere Gesetzmäßigkeiten, viel-
leicht mit dem Milieu, der Dramaturgie, der Darstellung zusammen-
hängend, im Spiele sein. Es muß eine gewisse Veiwandtschaft
des Artisten-Themas mit dem innersten Wesen des Filmischen
vorliegen.
Der Artisten-Film, am bekanntesten in der Spielart des Zirkus-
Films, vereinigt die Anziehungskraft zweier für sich bestehender und
genügender Unterhaltungsmittel: ein vollwertiges Zirkusprogramm
ist mit einem vollwertigen Filmprogramm gekoppelt. Dazu ist
die Zirkus- und Variete-Nummer an sich in ganz besonderem Maße
filmisch. Film ist Bewegung und Variete und Zirkus sind in einer
auszeichnenden Art Bewegung, Film ist Tempo und die Manege
kann man sich ohne Tempo nicht denken. Film ist Überwindung
des Gesetzes der Schwere, des Gesetzes von Raum und Zeit
und wer überwindet diese Gesetze als Beruf: der Artist. Der
Jongleur, der Akrobat, der Trapezkünstler, der Equilibrist, der
Kunst-Radfahrer, der Zauberer, der Tierbändiger: sie alle stellen
unentwegt die Gesetze der Physik auf den Kopf. Sie sind Wun-
der und Spannung zugleich. Denn Film ist auch Spannung: und
was ist spannender als die Entwicklung eines artistischen Kunst-
stücks, die Steigerung vom kleinen Trick zum großen. Das Hart-
vorbei-am-Tod, beim Salto mortale!
Dazu kommt folgendes. Die Welt des Artisten ist eine ausgespro-
chen männliche Welt. Tapferkeit, Männlichkeit, Disziplin sind ihre
tragenden Kräfte. Der Artist selbst ist ein Bild der Männlichkeit:
der Mann, der nicht viele Worte macht, der durch die Tat spricht.
Sein Leben ist harte Arbeit, ununterbrochenes Training, Entbehrung
um eines bestimmten Zieles wegen. Seine Leistung bedarf keiner
Erläuterung, sie ist mit dem Auge zu erfassen, sie ist ganz Bild,
stummes, in sich geschlossenes, bewegtes Bild. Und darum so
unvergleichlich filmisch! So ist der Artist auch als Filmschau-
spieler eben filmisch „besonders wertvoll". Er spielt nicht, er han-
delt. Das Gesicht führt nicht, es begleitet. Artisten sind fast
immer gute Filmschauspieler gewesen. Sie waren mit die besten
Schauspieler des Stummfilms. Auf seinem Reichtum an Artisten
beruhte das Übergewicht der amerikanischen Darsteller-Parks im
Stummfilm. Die Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit der
amerikanischen Filmdarsteller geht auch heute noch teilweise
auf ihre Herkunft aus artistischen Berufen zurück. Und von der
Bühne kommende Schauspieler bekommen in der Umwelt der
Manege und der Variete-Bühne etwas ab von ihrer wohltuenden
Sachlichkeit und Sportlichkeit
Der Artisten-Film war meist einfach gebaut. Meist hatte er zwei
Höhepunkte; in der Mitte einen und einen am Schluß. Diese sind
gekennzeichnet durch die großen Schaunummern des Zirkus oder
Szene aus „Die gläserne Kugel" Aufn. Alexander Schmoll/Bavaria
Es ist etwas merkwürdiges um die Artisten-Filme. Die Geschichte
des Films kennt kaum einen Versager unter ihnen. Sie tragen
gewissermaßen den Erfolg im Tornister. Dabei ist in den zwei
Jahrzehnten Spielfilm das Variete- und Zirkus-Milieu wirklich
nicht wenig ausgewertet worden. Woran liegt der Zauber des
Artisten-Films? Es müssen da besondere Gesetzmäßigkeiten, viel-
leicht mit dem Milieu, der Dramaturgie, der Darstellung zusammen-
hängend, im Spiele sein. Es muß eine gewisse Veiwandtschaft
des Artisten-Themas mit dem innersten Wesen des Filmischen
vorliegen.
Der Artisten-Film, am bekanntesten in der Spielart des Zirkus-
Films, vereinigt die Anziehungskraft zweier für sich bestehender und
genügender Unterhaltungsmittel: ein vollwertiges Zirkusprogramm
ist mit einem vollwertigen Filmprogramm gekoppelt. Dazu ist
die Zirkus- und Variete-Nummer an sich in ganz besonderem Maße
filmisch. Film ist Bewegung und Variete und Zirkus sind in einer
auszeichnenden Art Bewegung, Film ist Tempo und die Manege
kann man sich ohne Tempo nicht denken. Film ist Überwindung
des Gesetzes der Schwere, des Gesetzes von Raum und Zeit
und wer überwindet diese Gesetze als Beruf: der Artist. Der
Jongleur, der Akrobat, der Trapezkünstler, der Equilibrist, der
Kunst-Radfahrer, der Zauberer, der Tierbändiger: sie alle stellen
unentwegt die Gesetze der Physik auf den Kopf. Sie sind Wun-
der und Spannung zugleich. Denn Film ist auch Spannung: und
was ist spannender als die Entwicklung eines artistischen Kunst-
stücks, die Steigerung vom kleinen Trick zum großen. Das Hart-
vorbei-am-Tod, beim Salto mortale!
Dazu kommt folgendes. Die Welt des Artisten ist eine ausgespro-
chen männliche Welt. Tapferkeit, Männlichkeit, Disziplin sind ihre
tragenden Kräfte. Der Artist selbst ist ein Bild der Männlichkeit:
der Mann, der nicht viele Worte macht, der durch die Tat spricht.
Sein Leben ist harte Arbeit, ununterbrochenes Training, Entbehrung
um eines bestimmten Zieles wegen. Seine Leistung bedarf keiner
Erläuterung, sie ist mit dem Auge zu erfassen, sie ist ganz Bild,
stummes, in sich geschlossenes, bewegtes Bild. Und darum so
unvergleichlich filmisch! So ist der Artist auch als Filmschau-
spieler eben filmisch „besonders wertvoll". Er spielt nicht, er han-
delt. Das Gesicht führt nicht, es begleitet. Artisten sind fast
immer gute Filmschauspieler gewesen. Sie waren mit die besten
Schauspieler des Stummfilms. Auf seinem Reichtum an Artisten
beruhte das Übergewicht der amerikanischen Darsteller-Parks im
Stummfilm. Die Natürlichkeit und Selbstverständlichkeit der
amerikanischen Filmdarsteller geht auch heute noch teilweise
auf ihre Herkunft aus artistischen Berufen zurück. Und von der
Bühne kommende Schauspieler bekommen in der Umwelt der
Manege und der Variete-Bühne etwas ab von ihrer wohltuenden
Sachlichkeit und Sportlichkeit
Der Artisten-Film war meist einfach gebaut. Meist hatte er zwei
Höhepunkte; in der Mitte einen und einen am Schluß. Diese sind
gekennzeichnet durch die großen Schaunummern des Zirkus oder
Szene aus „Die gläserne Kugel" Aufn. Alexander Schmoll/Bavaria