L
- „J U G E N D"
DIE FOTO
oiacne
oioivorie
Die Aufnahme
Vor allem Ruhe bewahren. Nicht herum-
haspeln und auch keine langen Vorträge
halten. Denn das muß auffallen, und dann
stellen sich die vielleicht mehr als Schnapp-
schuß zu Erhaschenden bestimmt wie hin-
gepflanzt vor die Kamera und machen
krampfhafte Anstrengungen, ein schönes
Gesicht aufzusetzen.
Die einzelnen Handgriffe müssen wie
selbstverständlich ablaufen. Blende, Ver-
schlußgeschwindigkeit und ungefähre Ent-
fernung sind bereits im voraus eingestellt,
Filter und Sonnenblende haben wir auf-
gesetzt. Da braucht im Höchstfälle nur
noch die Einstellung ein wenig nachregu-
liert zu werden. Im übrigen sitzt die Auf-
nahme.
Und sollte man uns trotzdem im Falle eines
Schnappschusses ertappen, so tun wir so,
als seien wir entweder blutige Anfänger
oder wollten etwas ganz anderes foto-
grafieren. Das wirkt meist. Wenn zwar
auch nicht immer hundertprozentig.
Die Scharfeinstellung erfolgt immer auf
den Vordergrund, d. h. auf die Stellen, die
der Kamera am nächsten liegen. Das darf
getrost als eine Regel genommen werden,
wenn man sich auch sonst möglichst von
allen Fotoregeln freimachen soll.
Den Hintergrund erfassen wir durch eine
entsprechende Verkleinerung der Blende
scharf. Das kann entweder auf der Matt-
scheibe kontrolliert oder von der Tiefen-
schärfetabelle abgelesen werden.
Geneigte Kamerahaltung wird schädlich,
wenn wir Architektur-Fotografie betreiben,
wo nachher unbedingt alles stimmen muß.
Läßt sich eine Kameraneigung dabei nicht
vermeigen, so kann man die hierdurch ent-
stehenden „stürzenden Linien" später im
Vergrößerungsverfahren wieder aufrichten.
Das Aufstellen eines Stativs auf Straßen
und Plätzen ist unerwünscht. Es liegt ja
auf der Hand, daß es verkehrsstörend wir-
ken muß. Und wir kommen auch ohne
Stativ aus, zumal wir doch in den meisten
Fällen Momentaufnahmen machen werden,
die man bis zu 1/25 Sek. gut aus der Hand
belichten kann. Begabte schaffen es sogar
bis zu einer vollen Sekunde.
Auf die Beleuchtung achten! Für die
Schwarz-Weiß-Fotografie ist gerade das
Licht von größerer Bedeutung als alles
andere. Am günstigsten sind Seiten- und
Gegenlicht. Denn da entstehen prächtige
Schatten, die unbedingt zur Belebung des
Bildes erforderlich sind und für die Foto-
grafie — der Darstellungsform mit Licht —
ureigenstes Element bedeuten.
Also mehr abstrakt sehen. In Linienführung
und Helligkeiten auswählen und wieder-
geben.
Die Belichtung
Wenn eine Aufnahme einigermaßen richtig
belichtet wurde, so ist sie schon halb
gelungen.
Dieses „einigermaßen richtig" setzt eine
unbedingt als Grenze zu nehmende Be-
lichtungszeit voraus, die für gewöhnlich
durch unsere Belichtungsmesser angezeigt
wird. Sie kann getrost zehn- und zwanzig-
fach überschritten, darf auf keinen Fall
aber auch nur für ein Fünftel unterschritten
werden.
Sind wir einmal im Zweifel, so belichten
wir lieber zu lange als zu kurz. Reichliche
Belichtung hat auch noch einen weiteren
Nutzen. Sie gestattet kurze Entwicklungs-
zeiten, womit notwendig die Erzielung
eines feinen Silberkornes verbunden ist,
das ja mit länger werdender Entwicklungs-
zeit an Größe immer mehr zunimmt. Das
ist ein wichtiger Weg zum Feinkorn-
negativ.
Grundsätzlich sollen wir auf die Schatten
belichten. Denn wir werden es kaum
schön finden, wenn sie zulaufen, schwarz
wie Pech erscheinen. Mit einem elektri-
schen Belichtungsmesser haben wir es in
dieser Hinsicht ja leicht; da gehen wir
ganz dicht an den Aufnahmegegenstand
heran und suchen uns die dunklen Partien
zur Messung aus. Bei Benutzung einer
Tabelle werden wir z. B. eine Architektur
mit beschattetem Portal nicht unter
„Architekturen in der Sonne", sondern
unter „Architekturen im Schatten" suchen.
Die Belichtung „nach Gefühl" ist eine
riskante Angelegenheit. Gewiß kann man
einige 'Übung bekommen. Doch man soll
lieber einmal mehr als einmal zu wenig
zum Belichtungsmesser sehen.
Einprägen soll man sich, daß die Belich-
tungszeit von Blendenzahl zu Blendenzahl,
die bei jeder Kamera angegeben sind,
um das Doppelte zu- bzw. abnimmt. Wir
müssen also z. B. bei Blende 11 doppelt
so lange belichten wie bei Blende 8 (die
größere Zahl bezeichnet immer die klei-
nere Öffnung).
Ebenso nimmt die Empfindlichkeit des
Aufnahmematerials jeweils von 3 zu 3° Sch.
bzw. 3/i0 zu 3/i0° DIN um das Doppelte zu
bzw. ab, so daß auch danach eine ent-
sprechende Umrechnung möglich wird.
Helle Filter verlängern im allgemeinen 1,5
bis 2fach. Der Sicherheit und Bequemlich-
keit halber wird man im allgemeinen ein-
fach verdoppeln. Das ist immer richtig.
Zumal ja diese geringe Überbelichtung
nicht schadet. Und nach der Belichtung
immer sofort den Film weitertransportieren.
Nur so vermeidet man mit Sicherheit
Doppelbelichtungen und hat eine immer
schußbereite Kamera.
Haben Sie schon herausbekommen, was das komische Bild in , Jugend“ 8 darstellt?
Es gibt viele Foto = Preise!
Kurt Z
vorm. C.
Ak. Buchhandlu;
- „J U G E N D"
DIE FOTO
oiacne
oioivorie
Die Aufnahme
Vor allem Ruhe bewahren. Nicht herum-
haspeln und auch keine langen Vorträge
halten. Denn das muß auffallen, und dann
stellen sich die vielleicht mehr als Schnapp-
schuß zu Erhaschenden bestimmt wie hin-
gepflanzt vor die Kamera und machen
krampfhafte Anstrengungen, ein schönes
Gesicht aufzusetzen.
Die einzelnen Handgriffe müssen wie
selbstverständlich ablaufen. Blende, Ver-
schlußgeschwindigkeit und ungefähre Ent-
fernung sind bereits im voraus eingestellt,
Filter und Sonnenblende haben wir auf-
gesetzt. Da braucht im Höchstfälle nur
noch die Einstellung ein wenig nachregu-
liert zu werden. Im übrigen sitzt die Auf-
nahme.
Und sollte man uns trotzdem im Falle eines
Schnappschusses ertappen, so tun wir so,
als seien wir entweder blutige Anfänger
oder wollten etwas ganz anderes foto-
grafieren. Das wirkt meist. Wenn zwar
auch nicht immer hundertprozentig.
Die Scharfeinstellung erfolgt immer auf
den Vordergrund, d. h. auf die Stellen, die
der Kamera am nächsten liegen. Das darf
getrost als eine Regel genommen werden,
wenn man sich auch sonst möglichst von
allen Fotoregeln freimachen soll.
Den Hintergrund erfassen wir durch eine
entsprechende Verkleinerung der Blende
scharf. Das kann entweder auf der Matt-
scheibe kontrolliert oder von der Tiefen-
schärfetabelle abgelesen werden.
Geneigte Kamerahaltung wird schädlich,
wenn wir Architektur-Fotografie betreiben,
wo nachher unbedingt alles stimmen muß.
Läßt sich eine Kameraneigung dabei nicht
vermeigen, so kann man die hierdurch ent-
stehenden „stürzenden Linien" später im
Vergrößerungsverfahren wieder aufrichten.
Das Aufstellen eines Stativs auf Straßen
und Plätzen ist unerwünscht. Es liegt ja
auf der Hand, daß es verkehrsstörend wir-
ken muß. Und wir kommen auch ohne
Stativ aus, zumal wir doch in den meisten
Fällen Momentaufnahmen machen werden,
die man bis zu 1/25 Sek. gut aus der Hand
belichten kann. Begabte schaffen es sogar
bis zu einer vollen Sekunde.
Auf die Beleuchtung achten! Für die
Schwarz-Weiß-Fotografie ist gerade das
Licht von größerer Bedeutung als alles
andere. Am günstigsten sind Seiten- und
Gegenlicht. Denn da entstehen prächtige
Schatten, die unbedingt zur Belebung des
Bildes erforderlich sind und für die Foto-
grafie — der Darstellungsform mit Licht —
ureigenstes Element bedeuten.
Also mehr abstrakt sehen. In Linienführung
und Helligkeiten auswählen und wieder-
geben.
Die Belichtung
Wenn eine Aufnahme einigermaßen richtig
belichtet wurde, so ist sie schon halb
gelungen.
Dieses „einigermaßen richtig" setzt eine
unbedingt als Grenze zu nehmende Be-
lichtungszeit voraus, die für gewöhnlich
durch unsere Belichtungsmesser angezeigt
wird. Sie kann getrost zehn- und zwanzig-
fach überschritten, darf auf keinen Fall
aber auch nur für ein Fünftel unterschritten
werden.
Sind wir einmal im Zweifel, so belichten
wir lieber zu lange als zu kurz. Reichliche
Belichtung hat auch noch einen weiteren
Nutzen. Sie gestattet kurze Entwicklungs-
zeiten, womit notwendig die Erzielung
eines feinen Silberkornes verbunden ist,
das ja mit länger werdender Entwicklungs-
zeit an Größe immer mehr zunimmt. Das
ist ein wichtiger Weg zum Feinkorn-
negativ.
Grundsätzlich sollen wir auf die Schatten
belichten. Denn wir werden es kaum
schön finden, wenn sie zulaufen, schwarz
wie Pech erscheinen. Mit einem elektri-
schen Belichtungsmesser haben wir es in
dieser Hinsicht ja leicht; da gehen wir
ganz dicht an den Aufnahmegegenstand
heran und suchen uns die dunklen Partien
zur Messung aus. Bei Benutzung einer
Tabelle werden wir z. B. eine Architektur
mit beschattetem Portal nicht unter
„Architekturen in der Sonne", sondern
unter „Architekturen im Schatten" suchen.
Die Belichtung „nach Gefühl" ist eine
riskante Angelegenheit. Gewiß kann man
einige 'Übung bekommen. Doch man soll
lieber einmal mehr als einmal zu wenig
zum Belichtungsmesser sehen.
Einprägen soll man sich, daß die Belich-
tungszeit von Blendenzahl zu Blendenzahl,
die bei jeder Kamera angegeben sind,
um das Doppelte zu- bzw. abnimmt. Wir
müssen also z. B. bei Blende 11 doppelt
so lange belichten wie bei Blende 8 (die
größere Zahl bezeichnet immer die klei-
nere Öffnung).
Ebenso nimmt die Empfindlichkeit des
Aufnahmematerials jeweils von 3 zu 3° Sch.
bzw. 3/i0 zu 3/i0° DIN um das Doppelte zu
bzw. ab, so daß auch danach eine ent-
sprechende Umrechnung möglich wird.
Helle Filter verlängern im allgemeinen 1,5
bis 2fach. Der Sicherheit und Bequemlich-
keit halber wird man im allgemeinen ein-
fach verdoppeln. Das ist immer richtig.
Zumal ja diese geringe Überbelichtung
nicht schadet. Und nach der Belichtung
immer sofort den Film weitertransportieren.
Nur so vermeidet man mit Sicherheit
Doppelbelichtungen und hat eine immer
schußbereite Kamera.
Haben Sie schon herausbekommen, was das komische Bild in , Jugend“ 8 darstellt?
Es gibt viele Foto = Preise!
Kurt Z
vorm. C.
Ak. Buchhandlu;