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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 42.1937, (Nr. 1-52)

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https://doi.org/10.11588/diglit.6784#0226
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Das Vergrößern

Vergrößern ist keine Rekordsucht, Ver-
größern ist Bildveredelung!

Vergrößern bedeutet also nicht, daß von
jedem Negativ Bilder im Mindestformat
18X24 cm hergestellt werden, sondern
stellt ein Verfahren dar, das den Auf-
nahmen erst ihre letzte Wirkungskraft ver-
leiht.

Daneben hat es selbstverständlich den
Sinn, aus den mit Recht so beliebten
Kleinbildaufnahmen Positive in ausreichen-
der Größe zu ermöglichen, die etwa bei
6X6, 6X9 oder 9X12 cm beginnt.

Es ist aber auch richtig, aus einem 6X9-
Negativ im Vergrößerungsverfahren ein
6X9-Positiv anzufertigen, das wohl quanti-
tativ, also in der Größe dem Negativ ent-
spricht, aber qualitativ oder inhaltlich ver-
bessert wurde. Dieses Positiv wird als
Albumbild bestimmt besser wirken als ein
Kontaktdruck, der genau die negative
Vorlage tonwertvertauscht reproduziert.
Der Grund liegt nahe. Oft ist auf den
Negativen viel zu viel abgebildet. Einzel-
heiten, die mit dem eigentlichen Motiv
überhaupt nichts zu tun haben, die eher
nur stören, finden sich dort.

Ein Bild kann in dieser Hinsicht zu viel
Himmel, zu viel Vordergrund, zu viele
Kleinigkeiten zeigen, die unsere Absicht
überhaupt nicht recht zur Geltung kom-
men lassen, das Motiv überdecken. Hier
muß rücksichtslos gestrichen werden. Da-
mit dabei aber ein nicht zu kleines Bild
entsteht, wird eine entsprechende Ver-
größerung erforderlich.
Vergrößerungsgeräte gibt es in verschie-
denen Ausführungen und Preislagen. Billig
und doch sehr leistungsfähig sind die
sogenannten Ansätze, die in Verbindung
mit der Kamera ein vollständiges Ver-
größerungsgerät ergeben. In die zweite
Gruppe gehören Vergrößerungsapparate
mit Objektiv und von Fall zu Fall zu regu-
lierender Scharfeinstellung, in die dritte
Gruppe Geräte mit automatischer Scharf-
einstellung.

Für größte Sauberkeit des Vergrößerungs-
gerätes ist zu sorgen. Staub bedeutet für
die Vergrößerung einen großen Feind, der
sich im Bilde in Form heller Flecke bemerk-
bar machen kann und nur durch mühsame
Positivretusche zu korrigieren ist.
Scharfeinstellung und Bestimmung des
richtigen Bildausschnittes müssen sorg-
fältig vorgenommen werden. Das foto-
grafische Vergrößerungspapier gelangt in
eine besondere Vergrößerungskassette,
die keine Glasscheibe tragen soll. Die
Kassette hat eingebaute Maskenbänder,
liefert also einen weißen Bildrand und
jedes beliebige Bildformat.
Vergrößerungsfehler sind eigentlich nur
möglich durch Wahl eines falschen Papier-
härtegrades sowie nicht richtige Belich-
tungszeit.

Für den Härtegrad des Papiers gilt wieder
Anpassung an den Charakter des Nega-
tivs. Die Bestimmung der Belichtungszeit
hat so zu erfolgen, daß das Bild nach rund

zwei Minuten ausentwickelt ist, um dann
kurz gespült, fixiert und gewässert zu
werden. Die Chemikalien entsprechen den
im Abschnitt über das Kopieren genann-
ten Fabrikaten.

Vergrößerungspapier wird hergestellt als
sogenanntes Porträt- und Bromsilberpapier.
Porträtpapiere besitzen eine geringere
Empfindlichkeit als Bromsilberpapiere, kön-
nen also auch noch gut zum Kopieren ver-
wandt werden. Die Verarbeitung muß bei
orangefarbenem bzw. rotem Dunkelkam-
merlicht stattfinden.

Besonders groß ist die Auswahl der
Papieroberflächen unter den Vergröße-
rungspapieren. Weiße, elfenbein- und
chamois-farbene Papiertöne stehen in
glatter, glänzender, matter, stumpfer,
rauher, gekörnter Oberfläche zur Ver-
fügung. Die Musteralbum beim Fotohändler
geben am sichersten ein Bild über die
reiche Auswahl.

Selbstverständlich wird man die Wahl des
Papiers entsprechend dem Bildcharakter
vornehmen. Auch das Format der Ver-
größerung spielt eine Rolle; kleine For-
mate vertragen kein grobes Papierkorn.
Die Entwicklung der Negative wird im all-
gemeinen einer möglichst bedeutenden
Vergrößerungsmöglichkeit entsprechend
vorgenommen. Trotzdem kann es Vor-
kommen, daß durch einen Entwicklungs-
fehler oder eine zu kurze Belichtung, die
sich vielleicht nicht einmal vermeiden
ließ, das Negativkorn sichtbar wird. In
diesem Falle ist durch geeignete Wahl des
Vergrößerungspapiers ein letzter Aus-
gleich geboten. Man wird rauhes Papier
wählen, das einen leichten Glanz besitzt.
Vergrößern befreit von aller Mechanisie-
rung. Vergrößern erst schafft letzte Ge-
staltungsmöglichkeiten. Wer an seinen
Bildern Freude haben oder mit seinen
Aufnahmen Freude bereiten will, soll
immer daran denken. Zumal Vergrößern
an sich nicht teurer als Kopieren ist.

Zu unserer Frage
in Jugend 8

Im Fototeil der Jugend,

Heft 8, hatten wir ein Bild
abgebildet, das einen
merkwürdigen Fotofehler
zeigte. Es wurde die
Aufgabe gestellt, diesen
Fehler zu ermitteln bzw.
die Ansicht hierzu mit-
zuteilen.

Es wurde von Doppel-
belichtungen, von Blitz-
aufnahmen, Wasserspie-
geln und tausend ande-
ren Dingen gesprochen.

Hier und da tauchte
auch die wirkliche Ur-
sache des Fehlers auf,
die zu finden nicht
leicht war:

Petersplatz in Rom

Aufn. Fritz H e n I e, Rolleiflex
4x4 m. T. 2,8, Persenso-Film,
Juli, 12 Uhr, Blende 12, ’/söSek.

Nach der Belichtung wurde vergessen
den Verschluß der Kamera zu schließen
die Kamera also mit geöffnetem Objektiv
vom Stativ geschraubt. Hierbei zeichneten
die Lichtquellen dunkle Linien auf den
Film, die im Positiv natürlich weiß erschei-
nen. Da die Kamera mehrmals um sich
selbst zu drehen ist, wenn sie vom Stativ
geschraubt wird, treten die Linien parallel
mehrfach nebeneinander auf. Das Foto ist
sonst eine normale Nachtaufnahme.

Heute eine neue Frage:

Wie stehen Sie zum Filter?

Die Fotografie im Frühjahr verlangt eine
möglichst getreue Wiedergabe der Far-
ben. Denn die Natur steht bald im bunten
Blütenschmuck.

Damit ist notwendig verbunden, daß man
sich Gedanken über das zu verwendende
Filter macht. Es gibt ja bekanntlich Gelb-
filter, Gelbgrünfilter und Grünfilter in
verschiedenen Dichten. Auch ohne Filter
ist oft schon eine günstige Farbwieder-
gabe möglich.

Wir möchten mit unserer Rundfrage er-
reichen, daß Sie sich etwas mit dem Filter-
problem befassen. Deshalb bitten wir Sie,
uns möglichst auf Postkarte kurz Ihre
Ansicht mitzuteilen, also zu schreiben,
welches Filter Sie verwenden, warum Sie
es verwenden oder ob Sie kein Filter
verwenden usf.

Ihre Einsendung erbitten wir bis zum
24. April an die Jugend-Schriftleitung im
Isert- Verlag, Magdeburg, Halberstädter
Straße 98. Wir werden 150 Einsendungen
mit Literatur-Prämien auszeichnen, außer-
dem jedem Einsender eine grundlegende
Abhandlung über Frühlingsfotografie zu-
stellen, wo einmal neuartige Gedanken
zum Ausdruck kommen.

Wir bitten um recht rege Beteiligung, da
wir diesmal ganz besonders neugierig
sind!

DIE JUGEND-SCHRIFTLEITUNG


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Redaktioneller Beitrag: Die Foto-"Jugend"
Fritz Henle: Petersplatz in Rom
 
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