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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 42.1937, (Nr. 1-52)

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„J U G E N D"

DIE FOTO-

olde ne CJoioicorle

Die Kamera

Kameras sind Präzisions-Instrumente. Also
sollen wir sie auch danach behandeln.
Klappt etwas nicht oder ist etwas schad-
haft geworden, so basteln wir nicht selbst
daran herum, sondern geben die Kamera
unserem Fotohändler.

Das wird sowieso von Zeit zu Zeit zweck-
mäßig sein. Denn da wird sie dann gründ-
lich nachgesehen und auf Wunsch auch
aufgefrischt, so daß sie dann wie neu
aussieht.

Die Kamera will ein ständiger Begleiter
sein. Dauerfreude will sie bringen. Und
die haben wir in vollem Maße, wenn wir
nicht bloß auf Reisen fotografieren, son-
dern zu allen Jahreszeiten, bei Tag und
Nacht mit ihr ausziehen.

Entschuldigungen gibt es dabei nicht.
Denn auch für die billige Kamera bis zur
einfachen Box herunter ist in der licht-
armen Zeit hinreichend zu tun. Kunstlicht
ist Immerlicht. Und dazu billig und stets
zur Hand.

Auch der Glaube an eine notwendige
Bindung hochwertiger Leistungen an die
Zweihundertmarkkamera gilt nicht. Mit
der billigsten Box lassen sich gute Fotos
machen. Es kommt allein auf den Mann
hinter der Kamera an und auf die Kenntnis
der Möglichkeiten und Grenzen eines
jeden Gerätes, innerhalb derer wir uns zu
bewegen haben. Hier sind ganz sicher
die Unterschiede stark verschieden. Aber
man bringe damit nicht die Bildqualität in
Verbindung.

Der Kamera-Balgen ist ein beliebter Staub-
fänger. Denn in seinen Ecken und Winkeln
setzt sich gern jedes Staubkörnchen fest.
Also sollen wir ihn von Zeit zu Zeit reini-
gen. Von innen und von außen. Hier
wegen des guten Aussehens der Kamera,
dort um „verstaubte" Aufnahmen zu ver-
hindern. Denn bei den ständigen Be-
wegungen des Balgens setzt sich der
Staub auch auf die Negativ-Emulsion und
wird natürlich durch den Belichtungsvor-
gang abgebildet, um im Negativ als heller
Punkt zu erscheinen. Hier hilft rechtzeitig
der Staubpinsel.

Objektive (und ebenso Filter) fassen wir
grundsätzlich nur an der Fassung an. Denn

man soll jedes unnütze Putzen vermeiden.
Wird das wirklich einmal nötig, so dient
dazu ein ganz weicher Lappen oder
Spezial-Seidenpapier.

Bei starkem Temperaturwechsel tritt ein
Beschlagen des Objektivs ein. Hier ist ein
Wischen völlig überflüssig, weil der Belag
danach doch wiederkommt. Es muß ge-
wartet werden, bis das Glas die Tempe-
ratur der Umgebung angenommen hat.
Dann verschwindet das den Belag bil-
dende Kondenswasser von allein.

Der Verschluß ist kein Spielzeug. Wie es
Menschen gibt, die so lange an den
Knöpfen ihrer Kleidung drehen, bis sie ab
sind, finden wir diese „Rasse" auch unter
Amateuren. Wobei bemerkt sei, daß ge-
störte Verschlüsse unangenehmer sein
können als abgedrehte Knöpfe
Wer die Kamera lieb hat, kauft eine
Tasche. Wer dazu praktisch ist, wählt die
Bereitschaftstasche, die eine immer schuß-
bereite Kamera zuläßt. Nur so wird
das Aussehen der Kamera gebührend
geschont.

Das Negativ-Materiai

Langjährige Erfahrungen, sorgsame chemi-
sche Arbeiten und gewissenhafte Prü-
fungen liegen unserem Aufnahmematerial
zugrunde, bevor es in den Handel kommt.
Alle diese Momente geben eine Gewähr
für Vollwertigkeit jeder Markenware.

Die einzelnen Fabrikate arbeiten jeweils
etwas verschieden. Deshalb ist es zu emp-
fehlen, sich mit einem Material einzu-
arbeiten und mit ihm Erfahrungen zu
sammeln.

Die Ursache für Negativfehler suche man
zunächst bei sich selbst. Jedenfalls sind
99% aller Beschwerdebriefe an die Indu-
strie unberechtigt.

Das Negativmaterial ist immer staubfrei
verpackt. Deshalb muß es sinnlos sein,
Platten beim Einlegen in der Dunkel-
kammer „abzustauben". Der Staubpinsel
bringt eher neuen Staub auf die Emulsion,
als daß er nützen könnte.

Rollfilm und Filmpack werden grundsätz-
lich niemals im Sonnenlicht eingelegt.
Filmpack fassen wir nur an den Schmal-
seiten zwischen zwei Fingern. Denn hinter

dem Fenster liegt ein Schutzblatt, das
durch Andrücken an den Seiten einen Weg
für Nebenlicht freigeben muß.

Platten legen wir bei gedämpftem Dunkel-
kammerlicht ein. Am besten stellen wir
uns so auf, daß wir im eigenen Körper-
schatten arbeiten. Denn gerade gut
farbenempfindliche Schichten sind im
trockenen Zustande gegen Dunkelkammer-
licht auch in gewissem Maße empfindlich.
Das wird günstiger, wenn das Material
beim Entwickeln erst zwei bis drei Minuten
mit Entwicklerflüssigkeit in Berührung ge-
kommen ist.

Auch entwickelte und getrocknete Nega-
tive besitzen noch eine gewisse Empfind-
lichkeit. Natürlich nicht mehr gegenüber
Licht, sondern vielmehr gegenüber mecha-
nischen Einflüssen. Deshalb ist ein Negativ,
ordner neben seinem eigentlichen Zweck
auch hierfür besonders wichtig.
Negativmaterial hat verschiedene Eigen-
schaften. Die Empfindlichkeit, gemessen
in DIN-Graden, wird für die Dauer der
Belichtung wichtig. Als Durchschnitt gelten
17/10° DIN. Wichtig zu wissen, daß die
Empfindlichkeit jeweils von 3/10 zu 3/10°
DIN um das Doppelte zu- bzw. abnimmt.
Die Farbenempfindlichkeit ist verschieden-
artig. Es gibt orthochromatische Emul-
sionen, die für alle Farben außer Rot
empfindlich sind, und panchromatische
Schichten, deren Empfindlichkeit sich auch
auf Rot bezieht. Diese gliedern sich wieder
in Schichten mit besonders guter Rot-
empfindlichkeit, die bei Kunstlicht wegen
kürzester Belichtungszeiten Vorteile brin-
gen können, und solche mit ausgegliche-
ner Rot- und guter Grünempfindlichkeit,
vielfach auch als „orthopanchromatisch"
bezeichnet. Diese orthopanchromatische
Emulsion stellt heute das Standard-
Material dar, das wir am meisten und für
gewöhnlich gebrauchen werden. Neben
diesen Sorten gibt es noch sogenannte
Infrarot-Emulsionen, die auch auf lang-
wellige, für unser Auge unsichtbare
Strahlen reagieren.

Belichtetes Material hebt man bis zur
Entwicklung in der Originalpackung auf.
Platten stets Schicht gegen Schicht oder
Schicht gegen Glas in schwarzem Papier,
Filme in Staniolpapier und der Film-
schachtel. Zeitungspapier kann durch
Terpentin wie Licht wirken. Langes Lagern
in Kassetten ist unzweckmäßig.
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Redaktioneller Beitrag: Die Foto-Jugend
 
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