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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 42.1937, (Nr. 1-52)

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Nr. 22 (Zur Reichsnährstandswoche München)
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Vom Baumsteftenlenz

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Der Bauernwitz is a ganz a bsundere Sor-
ten von Volkswitz, is alleweil a prächtige
Mischung von Spaß und hingspitzter Wahr-
heit, feinem und grobem Humor und pfif-
figem Ernst. Bauernwitz werden net fabri-
ziert, um als Unterschrift für a gute Kari-
katur zu dienen — Bauernwitz, überhaupt
all der Humor, der aufm Land wächst, hat
fast alleweil irgendein wirkliches Gescheh-
nis als Ursache und wenn man solche
Sachen erzählt, nachher weiß man auch,
wer den Witz oder den Schnitz einmal an-
gegeben hat.

Sie werden aber meinen, daß ein Bauern-
witz so stark ist, daß Frauenzimmer in
Ohnmacht fallen, oder daß man bei an
Herrenabend 's Licht ausdrehen muß, wenn
man's erzählt, damit man vielleicht meinen
könnt, die Herren schämen sich. Also, da
kann ich Sie gleich beruhigen. Der
Bauernwitz is so was Harmloses, Lustiges
und dabei Natürliches, daß S' Ihna dabei
gar net anlehnen brauchen. — Und weil er
so einfach ist und gar nicht hinterfotzig
und zwiedeutig, drum hört man ihn immer
seltener, erzählt wird er halt noch gern,
wenn man am Winterabend in der Bauern-
stube zusammen sitzt und wer die schön-
sten Witz erzählen kann, der is alleweil
schon ein angesehener Mann.

Also erzähl i halt amal: Wann's Ihnen gfallt
und Sie können drüber grinsen, nacha
freut's mich und wenn S' gar drüber lachen
müssen, nacha gfreut's mi noch besser.
Alles, was i erzähl, is entweder wahr oder
es is a Lug. Da kinnen S' Eahna nacha
nehma, was d' brauchst.

Is amal — scho länger her — a Dorfvor-
steher aufs Bezirksamt kemma und ersucht
da den Bezirksamtmann um a Feuer-
spritzn für sein Dorf. Der Bezirksamtmann
sagt: „Dawohl, Kerndl, ich werd mich dafür
verwenden, heut hab ich aber keine Zeit."
— Der Kerndl packt seinen Hut und geht.
Nach einer Viertelstunde klopfts wieder
beim Bezirksamtmann und der Kerndl
kommt wieder herein und als ihn der Be-
zirksamtmann fragt, was er denn jetzt
wolle, sagt er: „A Feuerspritzen möcht i
halt." „Da", sagt der Bezirksamtmann, „ich
werd sorgen, daß Ihr Dorf eine Feuer-
spritzen bekommt." — Also, der Kerndl
geht. Nach einer Viertelstund kimmt er
aber wieder, macht d' Tür auf, steckt den
Kopf rein und sagt: „Herr Bezirksamtmann,
a Feuerspritzen!" — Fuchsteufelswild wird
da der Amtmann: „Ich hab Ihnen doch
schon gesagt, daß ich heute keine Zeit
habe." Da sagt der Kerndl: „Woaßt, i

brauchats halt glei, es brinnt nämli scho
zwoa Stund."

Kimmt da amal der Bichlbauer mit an
kloan Räuscherl spät in der Nacht hoam
und schleicht bei der Tür eini. Sei Weib
aber hat eh scho gwart't, bis er kimmt
und halt ihm a lange und ausgiebige
Standeslehr. Lange Zeit hört sich der
Bichlbauer die Predigt an, nachher nimmt
er d' Latem, zünds an und suacht damit
auf dem Stubenboden umananda. Er
suacht und schaut, bis's der Bäuerin z'
dumm wird und sie halt an Augenblick
stad mit ihrer Predigt und fragt'n: „Was
suachst denn?" Da sagt der Bichlbauer
saukalt: „Dös Brettl suach i, dös an dei
Maul hinghört."

Der Breberermirl ihr Mann is krank und is
halt hübsch schlimm beianand. Sie holt'n
Bader und der schaut sich den Mann an.
Nacha sagt er zu der Mirl: „Mirl, i kann
dir net helfa, dei Mo wird halt ins Gras
beißen müassen." „Da mei", sagt d' Mirl,
„dös wenn eahm helfat, Gras kunnt er
habn soviel er mag."

*

Der Rammlhäuslsepp hat als Erster im Dorf
sich an Rundfunk angschafft. Da sagt er
voller Stolz zu seim Nachbarn, dem
Brachl: „I kann gar not verstehn, wia
unsere Vorfahren ohne Rundfunk, Auto
und Flieger hamm leben können." Sagt
der Brachl drauf: „Schau, dös hamms eh
net können, drum sans ja gstorbn."

*

Da hats amal brennt, 's schönste Anwesen
im Dorf, a zwoastöckigs Haus is's gwesen.
Kimmt a Feuerwehrmann zum Hauptmann:
„Hauptmann, mir könna net aufs Dach, weil
d' Leitern z'kurz san." Sagt der Haupt-
mann: „Nacha laß mas vorläufig amal
niederbrenna bis zum ersten Stock, nacha
glangens scho."



San amal im Bayerischen Wald etla Sachsen
zur Sommerfrischen gwesen. Da wird an
Fräulein auf einer Tour übel. Meint einer:
„Ach Gott, wenn wir doch etwas Rum oder
Schnaps hätten." Gott sei Dank, war ein
Wirtshaus in der Nähe und gleich is die
ganze Gesllschaft auf den Wirt los. „Ach,
Herr Wirt, könnten wir nicht ein bißchen
Rum kriechen?" Sagt der Wirt a bisserl
verwundert: „Da, i hab nix dagegen, wenns
euch a Freud macht, nacha kriachts nur
rum."

Die Zuschauer

Kurt Ziehank

vorm. E. HCtttr
Ak. BuchhaodtanS
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Redaktioneller Beitrag: Die lustige "Jugend"
Peter Fischer: Die Zuschauer
 
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