Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 42.1937, (Nr. 1-52)

DOI Heft:
Nr. 23
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.6784#0369
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Lakonisch

Dem kleinen Fritz ist eingeschärft worden,
nicht mit vollem Munde zu reden. Als er
darauf etwas gefragt wird, schüttelt er
nach kurzem Zögern den Kopf und sagt.
„Besetzt!"

Ein gemachter Mann

„Seit du das große Los gewonnen hast,
tust du wohl gar nichts mehr?"

„Oho! Bis drei schlafe ich, von drei bis
fünf protze ich, und von fünf bis sieben
bedaure ich meine armen Verwandten!"

Der liebenswürdige Amtsrichter

Eine verspätete Dungfrau, die schon dreißig
Lenze zählte, mußte in einem sensatio-
nellen Klatschprozeß als Zeugin vor Ge-
richt. Der Zuhörerraum war überfüllt.
Schaudernd erwartete die Zeugin den
Moment, wo sie vor den Richtertisch
gerufen und gewiß nach ihrem Alter
gefragt werden würde. Sie hatte in ihren
Freundeskreisen niemals mehr als 24 zuge-
standen und nun sollte sie vor Weiblein
und Männlein unter Eid die 30jährige
Wahrheit bekennen.

„Wie alt?" fragte der Richter.

„24!" rief sie mit dem Mut der Verzweif-
lung. Der Richter stutzte, denn sie kam
ihm gar nicht mehr so frühlingsmäßig
vor...

„Reaumur oder Celsius?" fragte er lächelnd.
„Reaumur!" lispelte sie errötend.

„Dann stimmt's" sagte er, sich liebens-
würdig vor ihr verbeugend.

Veränderlich

„Mein Mann ist wie der Mond." —
„Wieso?"

„Einmal nimmt er ab, einmal nimmt er zu,
einmal ist er voll."

Scherenschnitt von Julie Hahn

Wahres Geschichtchen

In einem städtischen Heimgarten an der
Peripherie ist ein „Mietgärtler" mit dem
Bau eines Sommerhäuschens beschäftigt,
die Aufführung einer soliden Grundmauer
erzeugt viel Schweiß und Durst. Ein Zu-
schauer: „Dös siecht ma do glei, daß Sie
a Maurer san, Herr Nachbar!"

Feuchten Blicks sieht der den Mann an
und sagt stolz: „Geln's, dös kennas halt
an der Arbet!"

„Naa, aber an die Maßkrüg!"

Der Ring

Sie gab ihm den Ring zurück, den Ring mit
dem kleinen, bescheidenen Brillanten.

„Ich mag dich nicht mehr. Ich habe je-
mand gefunden, dessen Liebe größer ist
als deine. Dann ging sie. Sie trug seit
gestern einen Ring mit zwei Brillanten.

AUSLAN DS-WITZE
Glückseligkeit

Die philosophisch veranlagte Gerda: „Wie
stellst du dir die Höhe der Glückseligkeit
vor?"

Die hübsche Wanda: „Meiner muß minde-
stens einsachtzig groß sein."

Die Geschichte eines Streites

Ein Rechtsanwalt wurde zu einem Diner
eingeladen und bei dieser Gelegenheit
von seinem Gastgeber über allerlei juri-
stische Fragen ausgeholt. Hierfür sandte
er ihm am nächsten Tage eine Rechnung.
Der empörte Gastgeber nahm den Kampf
auf, indem er seinerseits dem Rechtsan-
walt eine Rechnung über das verzehrte
Diner und die guten Weine schickte. Doch
der Rechtsanwalt brachte ihn durch An-
drohung einer Klage wegen Verkaufs von
Weinen ohne Konzession zum Schweigen.

Vorsicht!

Franz: „Mutti, darf ich auf die Straße

gehen? Paul sagt, es wär' ein Komet zu
sehen."

Mutter: „Meinetwegen! Geh' aber nicht

so nah heran!"

*

„Na, mein Sohn, hast du in der Schule
einen guten Platz bekommen?"

„Da, Vati, ich sitze am Fenster und kann
den ganzen Sportplatz überblicken!"

DIE DOPPELTE VENUS

Die Beppi ist ein blitzsauberes Mädel und
sehr solid — selbstverständlich. Deshalb
geht sie Samstags nur gelegentlich aus.
Solch eine Gelegenheit war heut, weil der
Dingler Franzi von der Tankstelle an der
Ecke schräg gegenüber ein besonderes
Trinkgeld bekommen und zudem keinen
Nachtdienst hatte. Also stiegen der Franzi
und die Beppi in ein Kabarett — warum
auch nicht? ...

Und das war alles sehr unterhaltsam.
Zwar fand Beppi, daß Franzis Augen immer
dann auf Tiefenschärfe eingestellt wurden,
wenn die Spitzentänzerin mit der großen
Zehe die Stirn berührte, aber Beppi kam
nicht recht dazu, ihre Mißbilligung auszu-
sprechen, denn um diese Tänzerin war
auch ein Partner, ein — nun, eben ein
Tänzer, der die Beppi zu stillen Wünschen
zwang, und darin lag des Franzis Siche-
rung. Soweit waren die Interessensphären
harmonisch ausgeglichen.

Dann kam die Glanznummer des Abends:
Charles und Charlotta, die hellsehenden
Trancewunder, leuchteten in die Geheim-
nisse ihrer Opfer.

„Charlotta sagt Ihnen, meine Damen und

Erlauschtes von W. H. Dammann

Herren, sämtliche Karten voraus, die Sie
jetzt nach Belieben bei mir ziehen können.
Charlotta sagt Ihnen aber auch, was die
gezogene Karte für Sie bedeutet, in wel-
chem Monat Sie geboren sind, welche

Eigenschaften Sie haben, wann Sie hei-
raten und wann Sie Vater oder Mu ... —
aber das Weitere soll der natürlichen Ent-
wicklung überlassen bleiben ..."

Beppi und Franzi träumten noch auf den
Spuren der Pointe, als Charles schon vor
Beppi stand und ihr die Karten hinhielt:
„Darf ich bitten, gnädiges Fräulein?"
Beppi hörte das „gnädige Fräulein" und
sah die elegante Verbeugung (armer
Franzi!). Charlottas Ruf: „Herz-Dame wird
gezogen!" drang zu Beppi wie aus Welten-
ferne, aber die Karte hielt sie schon in
der Hand. „Do, gibts'n des aa!" staunte
Franzi noch, da trompetete Charlotta be-
reits mit monotoner Stimme in den Raum:
„Die Dame ist sehr materialistisch in ihren
Freundschaften, sie ist im Mai geboren
und eine doppelte Venus."

Beppi wurde blaß. Als nun aber helles
Gelächter rundum wurde, da fand sie sich
wieder und giftete gegen die Diagnose
ihres Innersten: „Des stimmt fei b'stimmt
nit!" Aber Franzi meinte seelenruhig:
„Des vom Materialismus — jo mei, mi loßt
zahl'n, und zweg'n dera doppelten Venus
— des wer'n ma nachat scho sehng!". .

Kurt Zlehank
vcpm. E. HättW
Ak. BuchhandlUfti
Univef»«**»P1**
Register
Oswald Malura: Zeichnung ohne Titel
Walter H. Dammann: Die doppelte Venus
[nicht signierter Beitrag]: Vorsicht!
[nicht signierter Beitrag]: Die Geschichte eines Streites
[nicht signierter Beitrag]: Glückseligkeit
[nicht signierter Beitrag]: Der Ring
[nicht signierter Beitrag]: Wahres Geschichtchen
[nicht signierter Beitrag]: Veränderlich
[nicht signierter Beitrag]: Der liebenswürdige Amtsrichter
[nicht signierter Beitrag]: Lakonisch
Julie Hahn: Scherenschnitt
[nicht signierter Beitrag]: Ein gemachter Mann
 
Annotationen