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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 42.1937, (Nr. 1-52)

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D"

DIE LUSTIGE „JUGEN

Königliche Poesie

König Friedrich Wilhelm III. ging eines
Tages im Schloßpark spazieren. Er kam
auch an einem Pavillon vorbei und ent-
deckte an der Wand folgende mit Bleistift
geschriebene Worte:

„hinter diesen Bäumen

Möcht' ich mein Leben verträumen!

Auguste v. M."

Lächelnd zog der König seinen Bleistift
aus der Tasche und schrieb folgende
Worte darunter:

„Unsinn, Auguste,

Heiraten mußte!

Friedrich Wilhelm."

Der Wahrheitsbeweis

Der kleine Franz, der mit des Nachbars
Max im Hofe spielt, ruft plötzlich stürmisch
nach seiner Mutter. Als diese am Fenster
erscheint und fragt, was er will, meint er:
„Kannst schon wieder Weggehen. Der
Max hat mir nur nicht geglaubt, daß du
schielst."

Stoßseufzer einer alten Jungfrau

„Ich möchte ja so gerne treu sein, wenn
ich nur wüßte, wem!" —

Besserung

Richter: „Vor einem Jahr wurden Sie

wegen Diebstahls von tausend Mark ver-
urteilt und heute sind Sie wieder da, weil
Sie fünfhundert Mark gestohlen haben!"
Angeklagter: „Sehen Sie, Herr Richter, in
der Zwischenzeit habe ich mich doch um
die Hälfte gebessert!"

Der Sänger

„Ich habe mich gestern gegen den Ver-
lust meiner Stimme mit 100 000 Mark ver-
sichern lassen!" sagte der Sänger.

„Na, und warum zahlt die Gesellschaft
das Geld nicht aus?" bemerkte der
Kritiker.

Der Tierkenner

A: „Wieviele Füße hat ein Pferd?"

B: „Nun, vier."

A: „Nein, acht!"

B: „?"

A: „Zwei vordere, zwei hintere, zwei

rechte und zwei linke."

Der Sachverständige

A: „Fräulein El ly hat Beine wie ein Reh!"
B: „Wieso gerade wie ein Reh?"

A „Ja, so dünn und so behaart."

Eine gute Auskunft

„Ist der Herr Baron zu Hause?" fragte ein
Besucher.

„Nein, mein Fräulein, aber bei guter Füh-
rung wird er in einem Jahr wieder zu
Hause sein!" antwortete der Portier.

Schlummernde Kräfte

„Wie ist mein Sohn beim Schulunterricht
Herr Professor?"

„Er paßt während der Stunde nicht auf,
sondern macht immer einen verschlafenen
Eindruck."

„Ja, das ist das Talent, das in ihm
schlummert."

Die anhängliche Gläubigerin

Bräutigam: „Liebste, bitte, schicke doch
die Schleppträger weg!"

Braut: „Leider geht das nicht! Das sind
die Kinder die Näherin und die lassen so
lange nicht los, bis das Kleid bezahlt ist."

Starker Bartwuchs

Sie (zwei Stunden zu spät zum Stelldich-
ein kommend): „Aber Robert! Du bist ja
nicht einmal rasiert!"

Er: „Mein Ehrenwort, als ich zum Stelldich-
ein kam, war ich rasiert."

Von Ärzten und Patienten

Ernährungsmedizin

Am Ärztestammtisch saßen die Herren
Doktoren und fachsimpelten. Man unter-
hielt sich über die Ernährungsmedizin. Die
Werte und Unwerte verschiedener Speisen
wurden lebhaft umstritten. Der Geschmack
ist eben verschieden.

Ein junger Arzt gestattete sich zu bemer-
ken, daß es nach seiner Meinung gar nicht
so sehr auf die Speisen selbst, wie auf
ihre Zubereitung ankomme.

„Die Hälfte unserer Patienten verdanken
wir den schlechten Köchen", sagte er.

Der prakt. Arzt Dr. Wohlganz pflegte sich
schon längst nicht mehr an solchen
Debatten zu beteiligen. Aber nun erhob
er doch seine Stimme und posaunte aus
seinem Bart heraus: „... und den guten
Köchen die andere Hälfte!"

Nerven

Frau Großholz ist eine überaus sensible
Dame. Sie hat es meist nur mit geistigen
Dingen zu tun, da ihr Mann Direktor ist
und das schnöde Materielle sie also nicht
zu plagen braucht Selbstverständlich hat
Frau Direktor dementsprechende zarte
Nerven. Es gibt in ihrem Wohnort keinen
Nervenarzt, der das nicht wüßte.

Aber nicht nur die Ärzte, auch das Haus-
personal weiß es. Denn Frau Großholz
führt natürlich auch ein großes Haus, das
nicht so einfach instand zu halten ist. Von
den aufregenden gesellschaftlichen Ver-
pflichtungen ganz abgesehen. Mindestens
muß die Frau Direktor zuweilen nach-
schauen, ob alles in Ordnung ist. Und
dann machen sich sehr oft ihre Nerven
bemerkbar. Sie zögert keineswegs, dies
den Mädchen jeweils mitzuteilen.

O. M a I u r a

Eines Tages entdeckte sie Staub auf dem
Flügel im Musikzimmer.

„Frida!" rief sie nervös, „kommen Sie
mal!"

Frida kam. Frida war ein gesundes Mäd-
chen ohne Nerven. Sie war noch nicht
lange bei Frau Direktor Großholz im
Dienst. Vorher hatte sie Vätern auf dem
Trödelmarkt geholfen.

„Gnä' Frau wünschen?" sagte sie sehr

schön, genau, wie man es sie angelernt
hatte.

„Aber, Frida — hier liegt Staub!"

Frida schaute angestrengt die polierte
Fläche an. Ihre auf dem Trödelmarkt ge-
schulten Augen sahen keinen Staub.
„Nee, gnä' Frau, ick sehe niseht!" sagte
sie.

„Was? Aber Frida, das müssen Sie doch
sehen — ich sehe es doch auch!"

„Na", meinte Frida, „gnädige Frau, wenn
dat man bloß nich Ihre Nerven sind!"

Das Attest

Der Raubmörder Karl Lechleitner war zum
Tode verurteilt worden und sollte hinge-
richtet werden. Aber wenige Tage vor
dem Termin, an welchem die Hinrichtung
hätte stattfinden sollen, wurde er schwer
krank. Der Gefängnisarzt kam, unter-
suchte den kranken Mörder und verord-
nete pflichtgemäß, was eben in diesem
Fall zu verordnen war. Die Hinrichtung
aber mußte nach den gesetzlichen Be-
stimmungen aufgeschoben werden, und
der Raubmörder wurde in weitere sach-
gemäße Pflege genommen, als sei er ein
armer Patient wie jeder andere.

Nach einigen Wochen war dank der guten
Behandlung der gesundheitliche Zustand
des Raubmörders Karl Lechleitner wieder
zufriedenstellend.

Der zuständige Arzt hatte also die Pflicht,
durch ein amtliches Gutachten den Karl
Lechleitner geheilt zu erklären. Es war der
alte Medizinalrat Langbehn.

Er setzte sich an den Schreibtisch, schüt-
telte den grauen Kopf, überlegte den Fall
und schrieb schließlich: „Der ergebenst
Unterzeichnete bestätigt Hoher Strafvoll-
zugsbehörde, daß der Delinquent Karl
Lechleitner nunmehr ohne Nachteil für
seine Gesundheit hingerichtet werden
kann."

Kurt Zlehank
vorm. E. Hfltter

Ak, Buchhandlung

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Redaktioneller Beitrag: Die lustige "Jugend"
Oswald Malura: Zeichnung ohne Titel
 
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