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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 42.1937, (Nr. 1-52)

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Liebe Jugend!

Amerika: Die Zuchthäusler der Straf-
anstalt Sing-Sing werden zur sonntäg-
lichen Morgenandacht geführt. Als erster
Choral wird gesungen:

„Bis hierher hat uns Gott geführt

Durch feine große Gute."

*

In Baden-Baden trifft Leisetrott auf
dem Turfplatz einen Bekannten. Letzterer
fragt:

„Sagen Sie mal, Herr Leisetrott, wieso
kommt das, daß Sie beim Kartenspielen
so viel Glück haben und beim Rennen Ihr
ganzes Geld verlieren-"

„Das fragen Sie noch-" ruft entrüstet
Leisetrott.

„wieso? — —?" meint der andere.

„Die Pferde! Verstehen Sie, die
Pferde kann man doch nicht mischen!"

Aus dem roten Spanien:

Miliz-Unteroffizier: „was werden Sie
tun, Rekrut Rohn, wenn der Ruf ertönt:
Freiwillige vor!"

Rekrut Rohn: „werd' ich Platz machen,
damit die Freiwilligen vor können ..."

„Flaute"

Verbürgt wahres Gefchichtchen

Ich stehe vor einem Fernfprechhaus-
chen im Empfangsgebäude des Haupt-
bahnhofes zu Hannover und warte unge-
duldig, daß der Fernsprecher frei wird.

Da gehen zwei bastermannsche Gestalten
an mir vorüber und ich höre, wie der
eine verrostete Gliedhaken unseres Volkes
zu seinem Genoffen sagt:

„Wat willste, Ede??... Damen-
h a n d t a s ch e n??!!... Mensch, da packste
doch man bloß Puder lind S ch m inke
UN keen Ield nich!"

Das Fleischpatent

Als der berühmte geistvolle Schrift-
steller Montesquieu in Rom feinen Ab-
schiedsbesuch bei dem Papst Benedikt XIII.
machte, sagte dieser zu ihm: „Ehe wir
scheiden, sollen Sie von mir ein Freund-
schaftsandenken erhalten. Ich erteile Ihnen
und Ihrer ganzen Familie auf Lebenszeit
die Erlaubnis, Fleisch auch an Fasttagen
zu effen."

Der päpstliche Rämmerer führte Montes-
quieu darauf in die Ranzlei, wo man eine
entsprechende Urkunde ausfertigte, ihm
jedoch bei der Überreichung erklärte, daß
sie soundsoviel koste.

Da gab Montesquieu dem Sekretär das
Fleischpatent lächelnd zurück, indem er
sagte: „Der Papst ist ein ehrlicher Mann.
Gott wird mir auch so glauben."

Der Eingebildete

In den zwanziger Jahren des vorigen
Jahrhunderts machte in Berlin ein Violin-
virtuose, namens Boucher, Furore. Seine
Anziehungskraft aber bestand weniger in
seinem Spiel, als in seiner überraschenden
Ähnlichkeit mit Napoleon, die er auch red-
lich ausnutzte, wenn in den Ronzerten die
Geige gerade nicht beschäftigt war, dann
nahm Boucher schnell eine der bekannten
Napoleonposen ein und das Publikum
jubelte. Als er einmal dem Prinzen August
von Preußen vorgestellt wurde und dieser
auch aus die große Ähnlichkeit mit Napo-
leon zu sprechen kam, meinte Boucher:
„Nur bin ich hübscher, mon prince, als der
Raiser Napoleon!" H G.

Ernst von poffart batte wieder einmal
im Münchner Hostbeater seinen „Rönigs-
leutnant" nur so hingelegt. Als er nach
Schluß der Vorstellung das Theater ver-
ließ, erwartete ihn eine Menge begeister-
ter junger Leute, die sich sogleich daran
machte, ihm die Pferde von seinem wagen
auszuspannen. „Aber meine Herren, ich
bitte, lasten Sie das doch!" wehrte er
pathetisch voll Bescheiden ab, duldete es
aber doch, daß die jungen Leute die
Deichsel ergriffen lind ihn nach Hause
fuhren. Als sie nun in die stille Galerie-
straße einbiegen wollten, wo sich die
Wohnung des Rünstlers befand, neigte er
sich nach vorn und sagte leise: „Durch
die Ludwigstraße, meine Herren, durch die
Ludwigstraße!" G.

„Hjnterhubers Marie Hot mich den schönsten Mann gcheißen ob sie do
net a wenyerl übertrieben Hot? Denn pensionsberechtigt bin i ja a — ?"

Kurt Ziehst

vorm. E. Hütter

Ak. Buchhandlung
U.ii'/orsitätcplatz 12
Register
H. G.: Der Eingebildete
[nicht signierter Beitrag]: Das Fleischpatent
[nicht signierter Beitrag]: Flaute
[nicht signierter Beitrag]: Aus dem roten Spanien
Julius Macon: Junggesellen-Selbstgespräch
[nicht signierter Beitrag]: Liebe Jugend!
 
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