uncnen un
J die CK
un
Nunst für Alle
Zum letzten Male in ihren alten Rau-
men an der Ludwigstraße 6, eröffnete in
der letzten Juliwoche die Rünstlergemein-
schast „Runst für Alle" ihre Sommeraus-
stellung. Das Rarl Theodor-Palais, in
dem die Schau sich befindet, ist in den
Besitz der Reichsbank übergegangen, deren
prächtiges Gebäude der Verbreiterung der
Von-der-Tann-Straße zum Opfer fiel.
Diese Ausstellung ist recht abwechslungs-
reich und zeigt im allgemeinen „Gute, ver-
läßliche" Bilder. Von überragender (Duali-
tät find die Werke Tarls von Marr,
eines Zeitgenossen Georg hirths, Lenbachs
und Stucks. Die Bilder, die an Münchens
große Glanzzeit erinnern, stnd gut aus-
gewählt um einen Einblick in das Schaffen
des Künstlers Zll geben, wer das Wasser
liebt, verweile vor den Mittelmeerbildern
Rarl Böhmes, oder vor Staguras Bildern
von: Thiemfee. Unter den Bildnissen sind
vor allem die von E. und R. F. Turry,
Oberstdorf, zu erwähnen, hübsche Röpfe
finden stch auch unter den Zeichnungen; da-
bei ist ein Rinderköpfchen von Hedwig von
Schlieben, das auf dem Umschlag der
vorletzten Jugend-Dummer abgebildet war.
weitere Aussteller sind Bohnenberger,
Best, Tompton, Guillery, hohlwein,
Landschreiber, Lange, Mayrhofer-Passau,
Schuster-Woldan und viele andere.
Nymphenburg:
Nacht der Amazonen
»Rcitcrfesrc können im allgemeinen
schwerlich als Runstereigniste angespro-
chen werden. Eine Ausnahme macht Mün-
chens Nacht der Amazonen. Der festliche
Rahmen ist das Rleinod der bayerischen
Rönige: Nymphenburg, jenes einzigartige
Geschenk des 17. und des )6. Jahrhunderts
an das zwanzigste. Geschenke soll man in
Ehren halten — und eine würdigere
Ehrung Nymphenburgs als dieses glän-
zende Reiterfest Ln Rokoko ist kaum denk-
bar: ein Fest in: Geiste Bändels und
Glucks.
Im nächtlichen park lustwandeln die
Gäste des Rurfürsten, weiß leuchten im
Glanze der Scheinwerfer die Bildwerke
des Parks zwischen farbenfreudigen Ge-
wändern und dunklen Bosketten hervor.
Von der Jagd zurück kommt der Rurfürst
mit seinem prächtigen Gefolge. Ouadrillen
werden geritten und huldigen der Rur-
fürstin, die Reiter ordnen sich und Trup-
pen paradieren vor dem fürstlichen paar.
Die Spiele der Reiter beginnen, paar-
weise jagen sie im Gegenritt in das Vene-
Ros.
zianische Rarussell und stechen mit ihren
Lanzen geschickt die Trophäen herunter.
In reizvollem Gegensatz dazu der Tanz
der Bacchantinnen, das Menuett der
Rokokofiguren, die wilde Jagd der Diana
und das lustige Spiel der Romödianten.
Der Spuk verschwindet. Zwischen Beeten,
Springbrunnen und Statuen ergehen sich
die paare.
Eine Serenade schwingt durch den
nächtlichen, stillen park, ein Lied klingt
auf. In der Tiefe erwacht, steigen die
Nymphen empor zu festlichem Reigen. Da
jagen die Amazonen einher, ihnen den
kostbaren Schleier der Schönheit zu rau-
ben. wilde Reitervölker mischen sich ein.
Aus dem Reigen wird ein erbitterter
Rampf, hin und her wogt das Gemenge,
bis die Amazonen als Siegerinnen daraus
hervorgeken. Springbrunnen steigen em-
por, von farbigen Lichtern durchloht.
Raketen krachen. Taghell liegt der park
in einem Regen von Magnesiumfeuerwerk,
das wieder knatternd in allen Farben zer-
fprüht. Das Schloß glüht auf. Die
Nebelwolken des Feuerwerks ziehen dar-
über hin und das Ganze löst sich auf wie
ein schöner Traum.
Zu den Reizen des Festes gehört auch
die nächtliche Auffahrt lind Heimfahrt am
Nymphenburger Ranal, in dessen Blick-
punkt oas ^>cylop im ^uurncpr e
München ist gewiß nicht arm an Festen,
doch gehörte die Nacht der Amazonen zu
den glänzendsten Ereignissen des Jahres.
Das nichtgebaute München
Fortschritt ist die Verwirklichung von
Utopien, sagt Oscar wilde. Allem Men-
schenwerk geht der Gedanke voraus. Aber
das Endergebnis fällt meistens nicht so
aus wie der ursprüngliche plan, — mögen
nun die fehlenden Mittel, das Reifen der
Idee während des Bauens, oder weife
Selbstbeschränkung daran schuld sein. Auf
alle Fälle läßt die Idee im Urzustände das
wollen der Menschen oft besser erkennen
als wenn sie schon abgeschliffen ist durch
die rauhe Wirklichkeit. Darin liegt der
Reiz einer Ausstellung, die gegenwärtig im
historischen Stadtmuseum am Jakobsplatz
gezeigt wird, was hier an Entwürfen zu
Theatern, Prachtbauten und Palästen zu
sehen ist, macht uns staunen; in manchem
Falle sagt man sich wohl: eigentlich schade,
daß der Bau nicht so ausgeführt wurde
wie geplant. Vor allem die klastischen
Bauten Carlo Fischers um muten
recht modern an. Die Residenz hatte in
dem prächtigen Entwürfe Luvilliers ein
anderes Gesicht als der heutige Palazzo
pitti. Rlenzes erste Entwürfe zu den
Propyläen hielten sich strenger an das
Vorbild in Athen, und der ganze Rönigs-
platz sollte damals noch reicher bebaut
werden als uns aus Rlenzes Zeiten über-
liefert ist. Überraschend sind auch die
merkwürdigen Spitzkuppeln für die
Frauentürme und der Obelisk auf dem
Odeonsplatz. „Architektur die nicht gebaut
wurde!" Dieses Werk Josef Pontens
könnte auf der Ausstellung im Stadt-
museum manche Erweiterung und Ergän-
zung erfahren. ER.
Ros.
Bildwerk im Hause der deutschen Kunst:
Rossebändige r Von Georg Müller
J die CK
un
Nunst für Alle
Zum letzten Male in ihren alten Rau-
men an der Ludwigstraße 6, eröffnete in
der letzten Juliwoche die Rünstlergemein-
schast „Runst für Alle" ihre Sommeraus-
stellung. Das Rarl Theodor-Palais, in
dem die Schau sich befindet, ist in den
Besitz der Reichsbank übergegangen, deren
prächtiges Gebäude der Verbreiterung der
Von-der-Tann-Straße zum Opfer fiel.
Diese Ausstellung ist recht abwechslungs-
reich und zeigt im allgemeinen „Gute, ver-
läßliche" Bilder. Von überragender (Duali-
tät find die Werke Tarls von Marr,
eines Zeitgenossen Georg hirths, Lenbachs
und Stucks. Die Bilder, die an Münchens
große Glanzzeit erinnern, stnd gut aus-
gewählt um einen Einblick in das Schaffen
des Künstlers Zll geben, wer das Wasser
liebt, verweile vor den Mittelmeerbildern
Rarl Böhmes, oder vor Staguras Bildern
von: Thiemfee. Unter den Bildnissen sind
vor allem die von E. und R. F. Turry,
Oberstdorf, zu erwähnen, hübsche Röpfe
finden stch auch unter den Zeichnungen; da-
bei ist ein Rinderköpfchen von Hedwig von
Schlieben, das auf dem Umschlag der
vorletzten Jugend-Dummer abgebildet war.
weitere Aussteller sind Bohnenberger,
Best, Tompton, Guillery, hohlwein,
Landschreiber, Lange, Mayrhofer-Passau,
Schuster-Woldan und viele andere.
Nymphenburg:
Nacht der Amazonen
»Rcitcrfesrc können im allgemeinen
schwerlich als Runstereigniste angespro-
chen werden. Eine Ausnahme macht Mün-
chens Nacht der Amazonen. Der festliche
Rahmen ist das Rleinod der bayerischen
Rönige: Nymphenburg, jenes einzigartige
Geschenk des 17. und des )6. Jahrhunderts
an das zwanzigste. Geschenke soll man in
Ehren halten — und eine würdigere
Ehrung Nymphenburgs als dieses glän-
zende Reiterfest Ln Rokoko ist kaum denk-
bar: ein Fest in: Geiste Bändels und
Glucks.
Im nächtlichen park lustwandeln die
Gäste des Rurfürsten, weiß leuchten im
Glanze der Scheinwerfer die Bildwerke
des Parks zwischen farbenfreudigen Ge-
wändern und dunklen Bosketten hervor.
Von der Jagd zurück kommt der Rurfürst
mit seinem prächtigen Gefolge. Ouadrillen
werden geritten und huldigen der Rur-
fürstin, die Reiter ordnen sich und Trup-
pen paradieren vor dem fürstlichen paar.
Die Spiele der Reiter beginnen, paar-
weise jagen sie im Gegenritt in das Vene-
Ros.
zianische Rarussell und stechen mit ihren
Lanzen geschickt die Trophäen herunter.
In reizvollem Gegensatz dazu der Tanz
der Bacchantinnen, das Menuett der
Rokokofiguren, die wilde Jagd der Diana
und das lustige Spiel der Romödianten.
Der Spuk verschwindet. Zwischen Beeten,
Springbrunnen und Statuen ergehen sich
die paare.
Eine Serenade schwingt durch den
nächtlichen, stillen park, ein Lied klingt
auf. In der Tiefe erwacht, steigen die
Nymphen empor zu festlichem Reigen. Da
jagen die Amazonen einher, ihnen den
kostbaren Schleier der Schönheit zu rau-
ben. wilde Reitervölker mischen sich ein.
Aus dem Reigen wird ein erbitterter
Rampf, hin und her wogt das Gemenge,
bis die Amazonen als Siegerinnen daraus
hervorgeken. Springbrunnen steigen em-
por, von farbigen Lichtern durchloht.
Raketen krachen. Taghell liegt der park
in einem Regen von Magnesiumfeuerwerk,
das wieder knatternd in allen Farben zer-
fprüht. Das Schloß glüht auf. Die
Nebelwolken des Feuerwerks ziehen dar-
über hin und das Ganze löst sich auf wie
ein schöner Traum.
Zu den Reizen des Festes gehört auch
die nächtliche Auffahrt lind Heimfahrt am
Nymphenburger Ranal, in dessen Blick-
punkt oas ^>cylop im ^uurncpr e
München ist gewiß nicht arm an Festen,
doch gehörte die Nacht der Amazonen zu
den glänzendsten Ereignissen des Jahres.
Das nichtgebaute München
Fortschritt ist die Verwirklichung von
Utopien, sagt Oscar wilde. Allem Men-
schenwerk geht der Gedanke voraus. Aber
das Endergebnis fällt meistens nicht so
aus wie der ursprüngliche plan, — mögen
nun die fehlenden Mittel, das Reifen der
Idee während des Bauens, oder weife
Selbstbeschränkung daran schuld sein. Auf
alle Fälle läßt die Idee im Urzustände das
wollen der Menschen oft besser erkennen
als wenn sie schon abgeschliffen ist durch
die rauhe Wirklichkeit. Darin liegt der
Reiz einer Ausstellung, die gegenwärtig im
historischen Stadtmuseum am Jakobsplatz
gezeigt wird, was hier an Entwürfen zu
Theatern, Prachtbauten und Palästen zu
sehen ist, macht uns staunen; in manchem
Falle sagt man sich wohl: eigentlich schade,
daß der Bau nicht so ausgeführt wurde
wie geplant. Vor allem die klastischen
Bauten Carlo Fischers um muten
recht modern an. Die Residenz hatte in
dem prächtigen Entwürfe Luvilliers ein
anderes Gesicht als der heutige Palazzo
pitti. Rlenzes erste Entwürfe zu den
Propyläen hielten sich strenger an das
Vorbild in Athen, und der ganze Rönigs-
platz sollte damals noch reicher bebaut
werden als uns aus Rlenzes Zeiten über-
liefert ist. Überraschend sind auch die
merkwürdigen Spitzkuppeln für die
Frauentürme und der Obelisk auf dem
Odeonsplatz. „Architektur die nicht gebaut
wurde!" Dieses Werk Josef Pontens
könnte auf der Ausstellung im Stadt-
museum manche Erweiterung und Ergän-
zung erfahren. ER.
Ros.
Bildwerk im Hause der deutschen Kunst:
Rossebändige r Von Georg Müller