dddundhen unddiedddunff
0o machen's alle
?0^ünchens entzückendes Residenztheater
in Rokoko gibt Mozart den vollendeten
Rahmen, der Bühne und Zuschauerraum
zu einem festlichen Ganzen vereint. Die
meisten Textbücher für Mozarts Opern
sind allerdings für uns nicht ohne weiteres
verdaulich. Das feurige Temperament
eines Clemens Krauß, die glanzende Regie
eines Rudolf Hartmann aber bringen uns
„Losi fan tutte" so nahe, daß das Spiel
einfach mitreißt und Mozarts herrliche
Musik unbeschwert zu Kerzen gebt. Ein
schöneres Mozarttheater ist kaum denkbar.
Das gewagte Bühnenbild Ludwig Sie-
verts, schaumend vor Übermut und doch
zugleich feinstes, duftiges Rokoko, vervoll-
ständigt diesen Rahmen in der glücklichsten
weise, prickelnd wie Champagner ist das
Spiel, wer Clemens Krauß beobachtet,
wie er selber beim Dirigieren, beim Spie-
len der Auftakte dieses Werk genießt, der
versteht die fröhliche Ausgelassenheit, die
auf das Haus überströmt. Gerade Mozart,
dessen feine (Qualitäten nicht zu den Frei-
übungen herausfordern, die der Kraftauf-
wand spaterer Komponisten oft zu ver-
langen scheint, ist ein Prüfstein für das
wirkliche Können eines Dirigenten. Die
fast improvisierte Leichtigkeit, mit der
Clemens Krauß dieses Werk mitlebt, die
ruhige Beherrschung und Betonung der
kraftvollen Stellen, das Mitschwingen der
launigen Ironie zeigt Krauß von der
besten Seite.
So machens alle: Kaum sind die Männer
in den Krieg gezogen, lassen die Ehe-
frauen sich von anderen betören. Dieses
zu beweisen, laßt Don Alfonso, ein alter
Philosoph, Guglielmo und Ferrando, die
auf die Treue ihrer Frauen schwören, von
der Bildflache verschwinden. Verkleidet
tauchen sie bald bei ihren nichtsahnenden
Brauten, den Schwestern Fiordiligi und
Dorabella auf, die den Ratschlagen des eben-
so bestechlichen wie unmoralischen Kammer-
kätzchens Despina nachgeben und die neuen
Liebhaber erhören, ein wenig plötzlich,
scheint uns. Da diese die Rollen bei ihren
Schönen vertauscht haben, entbrennen sie
in Eifersucht aufeinander und in Wut auf
die leichtlebigen Schwestern. Mit der
Demaskierung folgt das Strafgericht und
die Versöhnung, — denn Don Alfonso hat
doch recht behalten.
Viorica Ursuleac und Getrud Rünger
sangen die Schwestern in erhabener Größe
und wunderbarer Schönheit, — ein erle-
sener Genuß. Mit reizvoller Geschmeidig-
keit wußte Adele Kern das Kammerkätz-
chen darzustellen, Rehkemper und patzak
waren würdig-unwürdige Kavaliere, un-
beschreiblich komisch mit ihren wilden
Bärten und Kostümen, und eine beherr-
schende Note gab Hans Hermann Niesten
als Don Alfonso der Komödie.
Reue Pinakothek
^^)ie neue Iahresausstellung 1937, die
im Aufträge des Kultusministeriums
durchgeführt wurde, zeigt wieder eine
reiche Auswahl Münchener Künstler. Dar-
aus, daß etwa fünfmal so viel Bilder ein-
geliefert wurden, als gehängt werden
konnten, geht hervor, welche Arbeit die
Ausstellungsleitung zu bewältigen hatte.
Im Gegensatz zum Haus der Deutschen
Kunst, das an Bildwerken besonders reich
ist, ist Plastik hier diesmal spärlicher ver-
treten. Ein Rundgang durch die Gemälde
in den schönen Räumen der Neuen Pinako-
thek aber gibt einen (Querschnitt durch das
Kunstschaffen des heutigen München.
Die Bilder sind mit besonderer Sorgfalt
gehängt worden, so daß jedes einzelne zur
Geltung kommt. Zu den stärksten und
eigenwilligsten Werken gehören die von
F. w. Kalb, dessen gezeichnete und ge-
malte Phantasien an Böcklin, welti oder
Rubin erinnern. Paul Padua bringt auch
diesmal wieder zwei größere Bilder, doch
gefielen uns die auf der vorjährigen Aus-
stellung fast noch besser. Auch von E. R.
Zimmermann sahen wir schon bessere Bild-
nisse, hervorragend dagegen ist sein Blu-
menstück. Zwei gute Bilder gibt diesmal
Oswald pötzelberger. Sehr begabt zeigt
sich Keller-Kühne in Aquarell und (öl.
Angelo Jank ist gut vertreten; auch Max
Feldbauer und Julius Diez, alte Mitar-
beiter der Jugend, fehlen nicht. Ein See-
stück von Oskar Graf fällt ins Auge.
Einige (ölbilder und Steinstiche von Wil-
helm *ocife. Landschaften von Heinsdorf,
Broel, Huber-Dachau, Lüchtger, Henny
protzen wären zu nennen. Grafik von
Karl Bauer, Franz Doll, Seidl, püttner.
Hübsche Kinderzeichnungen von Elisabeth
Koelle-Karmann. Unter den weiteren
Bildern sind Werke von Flügel, Kür-
maier, Leidl, Sepp Hilz, Roloff, Meindl,
Hayek und vielen anderen. Besonders
reich vertreten sind Münchner Landschafts-
maler.
Altdeutsche Grafik
cv
^)n der Neuen Pinakothek befindet sich
auch noch eine andere Ausstellung, die
höchst sehenswert ist. Es ist die Schau
altdeutscher Grafik. Hier zeigt sich die
deutsche Kunst in den besten Werken ihrer
klassischen Zeit, der Zeit Dürers und Hol-
beins. Die Vorläufer Gutenbergs, die
Blockbücher und Holzschnitte des Mittel-
alters, kostbare Einblattdrucke des fünf-
zehnten Jahrhunderts breiten sich vor uns
aus. Die lineare Technik des Grafischen
liegt nicht nur dem deutschen Empfinden
am meisten, sondern war auch durch soziale
Umstände bedingt, da ein grafisches Blatt
selbst für den einfachen Bürger jener Zeit
erschwinglich war, während nicht jeder sich
ein (ölbild leisten konnte. Die großen deut-
schen Meister des )5. und )b. Jahrhunderts
sind gewaltige Zeichner und Kupfer-
stecher gewesen. Ganze Generationen von
Schulen lassen sich verfolgen. So finden
sich in der Sammlung vortreffliche Blät-
ter, mit weiß gehöht, von Michael wol-
gemut, dem Schüler pleydenwurffs, dem
Lehrer Dürers. Und während Dürer die
Krone der Sammlung ist, reißt die Ent-
wicklung hier gleichwohl noch nicht ab,
denn die feinen Blätter des Meisters
M. Z. verraten, daß er bei Dürer in die
Schule gegangen ist. Auch Schäuffelein,
Jörg Breu, Hans von Kulmbach sind
Schüler Dürers. Die grafische Kunst des
15. und 16. Jahrhunderts ist von unver-
gleichlichem Reichtum. Der Meister E. S.
und Martin Schongauer, vollkommen in
ihrem Schaffen, sind doch erst ein Auftakt
zu noch größeren: Altdorfer, Baldung,
Burgmaier, Cranach, Dürer, Holbein.
Auch Hirschvogel, Lautensack, Ostendorfer
und andere Meister sind in guten Blättern
vertreten.
HEimonuco
munc4j€n 2 n.ur. * ARnui_Fsm.26.
FERnSPR. 5 <2 5R7
KL1SC-HEE
558
0o machen's alle
?0^ünchens entzückendes Residenztheater
in Rokoko gibt Mozart den vollendeten
Rahmen, der Bühne und Zuschauerraum
zu einem festlichen Ganzen vereint. Die
meisten Textbücher für Mozarts Opern
sind allerdings für uns nicht ohne weiteres
verdaulich. Das feurige Temperament
eines Clemens Krauß, die glanzende Regie
eines Rudolf Hartmann aber bringen uns
„Losi fan tutte" so nahe, daß das Spiel
einfach mitreißt und Mozarts herrliche
Musik unbeschwert zu Kerzen gebt. Ein
schöneres Mozarttheater ist kaum denkbar.
Das gewagte Bühnenbild Ludwig Sie-
verts, schaumend vor Übermut und doch
zugleich feinstes, duftiges Rokoko, vervoll-
ständigt diesen Rahmen in der glücklichsten
weise, prickelnd wie Champagner ist das
Spiel, wer Clemens Krauß beobachtet,
wie er selber beim Dirigieren, beim Spie-
len der Auftakte dieses Werk genießt, der
versteht die fröhliche Ausgelassenheit, die
auf das Haus überströmt. Gerade Mozart,
dessen feine (Qualitäten nicht zu den Frei-
übungen herausfordern, die der Kraftauf-
wand spaterer Komponisten oft zu ver-
langen scheint, ist ein Prüfstein für das
wirkliche Können eines Dirigenten. Die
fast improvisierte Leichtigkeit, mit der
Clemens Krauß dieses Werk mitlebt, die
ruhige Beherrschung und Betonung der
kraftvollen Stellen, das Mitschwingen der
launigen Ironie zeigt Krauß von der
besten Seite.
So machens alle: Kaum sind die Männer
in den Krieg gezogen, lassen die Ehe-
frauen sich von anderen betören. Dieses
zu beweisen, laßt Don Alfonso, ein alter
Philosoph, Guglielmo und Ferrando, die
auf die Treue ihrer Frauen schwören, von
der Bildflache verschwinden. Verkleidet
tauchen sie bald bei ihren nichtsahnenden
Brauten, den Schwestern Fiordiligi und
Dorabella auf, die den Ratschlagen des eben-
so bestechlichen wie unmoralischen Kammer-
kätzchens Despina nachgeben und die neuen
Liebhaber erhören, ein wenig plötzlich,
scheint uns. Da diese die Rollen bei ihren
Schönen vertauscht haben, entbrennen sie
in Eifersucht aufeinander und in Wut auf
die leichtlebigen Schwestern. Mit der
Demaskierung folgt das Strafgericht und
die Versöhnung, — denn Don Alfonso hat
doch recht behalten.
Viorica Ursuleac und Getrud Rünger
sangen die Schwestern in erhabener Größe
und wunderbarer Schönheit, — ein erle-
sener Genuß. Mit reizvoller Geschmeidig-
keit wußte Adele Kern das Kammerkätz-
chen darzustellen, Rehkemper und patzak
waren würdig-unwürdige Kavaliere, un-
beschreiblich komisch mit ihren wilden
Bärten und Kostümen, und eine beherr-
schende Note gab Hans Hermann Niesten
als Don Alfonso der Komödie.
Reue Pinakothek
^^)ie neue Iahresausstellung 1937, die
im Aufträge des Kultusministeriums
durchgeführt wurde, zeigt wieder eine
reiche Auswahl Münchener Künstler. Dar-
aus, daß etwa fünfmal so viel Bilder ein-
geliefert wurden, als gehängt werden
konnten, geht hervor, welche Arbeit die
Ausstellungsleitung zu bewältigen hatte.
Im Gegensatz zum Haus der Deutschen
Kunst, das an Bildwerken besonders reich
ist, ist Plastik hier diesmal spärlicher ver-
treten. Ein Rundgang durch die Gemälde
in den schönen Räumen der Neuen Pinako-
thek aber gibt einen (Querschnitt durch das
Kunstschaffen des heutigen München.
Die Bilder sind mit besonderer Sorgfalt
gehängt worden, so daß jedes einzelne zur
Geltung kommt. Zu den stärksten und
eigenwilligsten Werken gehören die von
F. w. Kalb, dessen gezeichnete und ge-
malte Phantasien an Böcklin, welti oder
Rubin erinnern. Paul Padua bringt auch
diesmal wieder zwei größere Bilder, doch
gefielen uns die auf der vorjährigen Aus-
stellung fast noch besser. Auch von E. R.
Zimmermann sahen wir schon bessere Bild-
nisse, hervorragend dagegen ist sein Blu-
menstück. Zwei gute Bilder gibt diesmal
Oswald pötzelberger. Sehr begabt zeigt
sich Keller-Kühne in Aquarell und (öl.
Angelo Jank ist gut vertreten; auch Max
Feldbauer und Julius Diez, alte Mitar-
beiter der Jugend, fehlen nicht. Ein See-
stück von Oskar Graf fällt ins Auge.
Einige (ölbilder und Steinstiche von Wil-
helm *ocife. Landschaften von Heinsdorf,
Broel, Huber-Dachau, Lüchtger, Henny
protzen wären zu nennen. Grafik von
Karl Bauer, Franz Doll, Seidl, püttner.
Hübsche Kinderzeichnungen von Elisabeth
Koelle-Karmann. Unter den weiteren
Bildern sind Werke von Flügel, Kür-
maier, Leidl, Sepp Hilz, Roloff, Meindl,
Hayek und vielen anderen. Besonders
reich vertreten sind Münchner Landschafts-
maler.
Altdeutsche Grafik
cv
^)n der Neuen Pinakothek befindet sich
auch noch eine andere Ausstellung, die
höchst sehenswert ist. Es ist die Schau
altdeutscher Grafik. Hier zeigt sich die
deutsche Kunst in den besten Werken ihrer
klassischen Zeit, der Zeit Dürers und Hol-
beins. Die Vorläufer Gutenbergs, die
Blockbücher und Holzschnitte des Mittel-
alters, kostbare Einblattdrucke des fünf-
zehnten Jahrhunderts breiten sich vor uns
aus. Die lineare Technik des Grafischen
liegt nicht nur dem deutschen Empfinden
am meisten, sondern war auch durch soziale
Umstände bedingt, da ein grafisches Blatt
selbst für den einfachen Bürger jener Zeit
erschwinglich war, während nicht jeder sich
ein (ölbild leisten konnte. Die großen deut-
schen Meister des )5. und )b. Jahrhunderts
sind gewaltige Zeichner und Kupfer-
stecher gewesen. Ganze Generationen von
Schulen lassen sich verfolgen. So finden
sich in der Sammlung vortreffliche Blät-
ter, mit weiß gehöht, von Michael wol-
gemut, dem Schüler pleydenwurffs, dem
Lehrer Dürers. Und während Dürer die
Krone der Sammlung ist, reißt die Ent-
wicklung hier gleichwohl noch nicht ab,
denn die feinen Blätter des Meisters
M. Z. verraten, daß er bei Dürer in die
Schule gegangen ist. Auch Schäuffelein,
Jörg Breu, Hans von Kulmbach sind
Schüler Dürers. Die grafische Kunst des
15. und 16. Jahrhunderts ist von unver-
gleichlichem Reichtum. Der Meister E. S.
und Martin Schongauer, vollkommen in
ihrem Schaffen, sind doch erst ein Auftakt
zu noch größeren: Altdorfer, Baldung,
Burgmaier, Cranach, Dürer, Holbein.
Auch Hirschvogel, Lautensack, Ostendorfer
und andere Meister sind in guten Blättern
vertreten.
HEimonuco
munc4j€n 2 n.ur. * ARnui_Fsm.26.
FERnSPR. 5 <2 5R7
KL1SC-HEE
558