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Jugend: Münchner illustrierte Wochenschrift für Kunst und Leben — 42.1937, (Nr. 1-52)

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einer Stadt, wenn wir nicht irren
war es in Amerika, lag ein Rino. Stets
kündigte der Besitzer dieses Rinos die ge-
waltigsten, kolossalsten und phänomenalsten
Filme an. Es lief der Film des Jahrhun-
derts, der beste Film des Jahres, die ein-
zigartige Glanzleistung des Cohn Bro-
thers-Ronzerns, ohne daß der Besuch sich
unter den gewaltigen Ankündigungen
erhöhte. Im Gegenteil. Als wieder ein-
mal ein Film unter den heftigsten Super-
lativen angekündigt wurde, war das Haus
kaum halb voll. Da meinte der Rino-
besitzer, es müsse wo bl an seiner Werbung
liegen und änderte das System. Den näch-
sten Film kündigte er an: Sehr mittel-
mäßig gespielt, schwache Handlung. Das
Haus war voll.

Die Umleitung

E

in bekannter Platz in München ist der
Stachus. Ich warte dort auf die Straßen-
bahnlinie Y. )o Minuten, )r Minuten
stehe ich schon — die Bahn kommt nicht.
Ein Straßenbahnaufsichtsbeamter scheint
meine Ungeduld bemerkt zu haben. Er
frägt freundlich: „warten S' vielleicht
auf die Neuner;"

„Ja", sage ich, „wo bleibt s' denn so
lang 7"

Der Beamte lächelt gutmütig. „G mei',
da hätten S' noch lang warten können,
wenn ich nicht g'fragt hatt'. Die Neuner
ist nämlich umg'leit' und hält heut' da
drüb', um 's Eck."

„So, so", sage ich verärgert. „Und
warum ist das nicht irgendwie kenntlich
gemacht-"

Da tut der Mann beleidigt. „Sie, sagen
S' nix gegen unser Verwaltung. Die Um-
leitung ist schon ang'schrieb'n. Drüb'n,
ums Eck 'rum, steht das Taferl."

Die armen Lltern!

A

ls Junior Zähne bekanr, wurde er der
Schrecken seiner Eltern. Sein tägliches
unendliches Geschrei konkurrierte erfolg-
reich mit den Gesangsschülerinnen in der
Wohnung nebenan und durch die ständige
Übung wuchs sein Stimmchen an zu einem

Organ, neben dem eine Autohupe wie ein
Heimchen wirkte. Uäh bei Dag und nah
bei Nacht. Die armen Eltern, hohl lind
übernächtig, wußten nicht mehr was sie
machen sollten. Vierzehn Tage lang hat-
ten sie kein Auge zugedrückt und die guten
Ratschläge sämtlicher Tanten ausprobiert.
Da entsann sich Papa, daß Bier eine sehr
einschläfernde Wirkung habe. Aber die
Mutti meinte: „Alkohol ist Gift für
kleine Rinder. Du willst doch das Rind
nicht vergiften!" Da sie aber durch vier-
zehn schlaflose Mächte mürbe geworden
war, trat der äußerst seltene Fall ein, daß
Papa einmal recht behielt. Sie wollten es
versuchen. Ulan trank also zwei Flaschen
Bier, wobei Mutti von ihrer Bulle dem
kleinen etwa ein Drittel abgab. Junior zog
ein krauses Näschen und trank den prickeln-
den, klebrigen Saft mit Unbehagen. Nun
warteten die Eltern darauf, daß das Rind
einschlief. während Mutti jedoch aus das
Bier müde wurde und Papa anfing zu
gähnen, begann Junior vergnügt zu
krähen. Eine kolossale Bierfahne duftete
aus seinem Mäulchen. Und während
Mutti einnickte, war er munterer als je.
hoffnungsvolle Jugend!

E

Schon angefangen

in Brautpaar bestellt beim Pfarrer
das kirchliche Aufgebot. Dieser fragt den
Bräutigam, wie viel Geschwister sie
waren. Acht, ist die Antwort, davon sind
3 gestorben. „Und ihr-", wendet sich der
Pfarrer an die Braut. Sieben, davon
zwei gestorben, antwortet diese. „Nun, da
stammt Ihr beide aus kinderreichen
Familien. Ihr wißt doch, solche sind dem
Staate sehr erwünscht lind ich hoffe, daß
Ihr in der Ehe danach handeln werdet."
„Ja", sagt der Bräutigam, „das ist uns
bekannt — wir haben auch schon ange-
fangen!"

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Register
Julius Macon: Zeichnungen ohne Titel
Redaktioneller Beitrag: Aus unserem Skizzenbuch
 
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