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AUS UNSEREM SKIZZENBUCH

Richard III.

D


je ncueiufhifcienmg von Shakespeares
Richard III. am Münchener Staatsschau-
spiel weckt in uns liebe Erinnerungen.
Wir haben für das Drama von Jugend
auf eine gewisse Schwache gehabt, denn
einen so vollkommenen Bösewicht sieht
man nicht alle Tage. Deshalb sind auch
frühere Aufführungen uns geläufig. Etwas
ungewöhnlich verlief vor Jahren eine Auf-
führung des Stückes in einer kleineren
Stadt Mitteldeutschlands. Ein junger
Schauspieler spielte dort den rothaarigen,
hinkenden und Mißgestalten Bösewicht;
kein Wunder, daß das Publikum gegen
ihn Partei ergriff. Als er, in die Enge
getrieben, in die Worte ausbrach: Ein
Pferd! Ein Ronigreich für ein Pferd, rief
ein Stehplatzbesucher: Rauns nich ooch
ein Ochse sin- Schlagfertig erwiderte der
Mime: Allemal! Romm ruff!


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me junge, ui Geldverlegenheiten stek-
kende Schauspielerin spielte in London die
Rolle der Lady Anna in der Tragödie
„Richard III.".

Als sie die Worte sprach: „Ach, wann
werde ich ein wenig Ruhe haben?", rief
ihr einer ihrer Gläubiger von der Galerie
Zu: „Hie, bis Sie mir meine dreißig
Schillinge bezahlt haben."

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verdächtiges Individuum

s war in einer kleineren Universitäts-
stadt. Der zoologische Lehrstuhl war vor-
züglich besetzt, und es gab sogar einen
Dozenten für Fischkunde. Dieser wurde
eines Abends von einem Freunde ange-
rufen, der drei Goldfische besaß. Da dieser
Freund auf eine Woche verreisen wollte,
gedachte er die Fische dem Ichthyologen in
pflege zu geben, denn was war passender,
als daß ein Fachmann sich ihrer annahm?
Der Dozent, froh, einen Anlaß zu haben,
noch einige Schritte vor die Tür zu tun,
sagte, er werde sich die Fische gleich ab-
holen. Die beiden Freunde leerten noch
eine Flasche wein zusammen und dann
machte sich der Gelehrte auf den Heimweg.
Ein Gefäß für die Fische brauche er nicht
für den kurzen weg, sagte er. Es genüge,
sie in ein feuchtes Taschentuch zu hüllen.
Das feuchtkühle Päckchen steckte er in die
Manteltasche. Rurz vor seinem Hause
überfiel ihn ein jähes Vliesen. Er riß das
Taschentuch heraus, ohne an die Fische zu
denken, und als die Hiesepplosion verhallt
war, spaddelten sie auf dem Boden herum.
Da die Stelle mitten zwischen zwei küm-
merlichen Laternen lag, war es dort völlig
dunkel, und der Gelehrte hatte weder ein
Streichholz, noch eine Taschenlampe. Es
blieb ihm also nichts übrig, als auf dem
Boden herumzukrabbeln um die Fische zu
finden. In diesem Augenblick erspähte ein
Polizist den an der Hecke entlang Rrie-
chenden. was machen Sie da, fragte er
barsch den Gelehrten, der in seiner salop-
pen Haturforscher-Rleidung nicht gerade
vornehm aussah. Ich suche Goldfische,
erwiderte der Ertappte; haben Sie eine

Taschenlampe? Der Schutzmann hatte eine,
und die zappelnden Fische fanden sich bald.
Ihr Glück, daß Sie sie gefunden haben,
sagte der Wächter der Ordnung. Sonst
hatte ich Sie festnehmen müssen.

CV

Wissenschaft und Bier

^In den Akten der Münchener Universi-
tät wird ein für die philosophische Fakul-
tät bestimmtes Rundschreiben aufbewahrt,
an dessen Rand der damalige Dekan Franz
von Robell den Rollegen die Mitteilung
macht: „Zur Zeit wird beim Franziskaner
ein ganz außergewöhnlich gutes Bier
verzapft."

Zwischenrufe

Ls war bei der Uraufführung von
Dufresneys Schauspiel „Sancho pansa".

Die Schauspieler hatten in den ersten
Akten ihr möglichstes getan, das Stück
aus der Taufe zu heben.

Da sagte der Herzog im letzten Akt, wie
es ihm der Dichter vorgeschrieben hatte:
„Sancho fängt an, mich zu ermüden."

Ehe der Gegenspieler weiter reden
konnte, rief ein Zuschauer: „Und mich
auch."

Darüber entstand ein solches Gelächter,
daß das Stück glänzend durchfiel.

Neues über ^ans von Vülow

B

ulow liebte geistreiche Scherze. So
stellte er folgende Rätselfrage: „Sie winkt
ihm, er hält um sie an; sie reicht ihm die
Hand, er hält sie fest; sie gibt ihm ihr
Geld und er läßt sie sitzen." Als Lösung
ergibt sich ein Omnibusschaffner.



Als Bulow in Meiningen Hofkapell-
meister war, hatte er vom Herzog aus
irgendeinem Grunde eine kleine Rüge
erhalten. Bald darauf hielt er eine Probe
für den Rarneval aus Berlioz' „Ben-
venuto Tellini." Zuvor erläuterte er in
einer kleinen Ansprache die übermütige
Stimmung des Stückes, zog dann aus der
Tasche eine mächtige Wachsnase hervor,
setzte sie auf und klopfte mit seinem Takt-
stock an ihr das Zeichen zum Beginn.

Die I u g e n d

Zeichnungen, von M a c o n
Register
Julius Macon: Zeichnungen ohne Titel
Redaktioneller Beitrag: Aus unserem Skizzenbuch
 
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