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Landschaft

Franz Doll

DEUTSCHE MALER:

er Künstler soll gewissenhaft gegen
die Natur wie gegen die Kunst sein. Diese
Gewissenhaftigkeit der Natur wie der
Dunst gegenüber zeichnet die Werke des
Münchener Malers Franz Doll in hohem
Maße aus. Am 4. April j$99 geboren,
aus der graphischen Gewerbeschule und
der Münchener 2lkademie hervorgegangen,
hat sich Franz Doll in unermüdlicher
Kleinarbeit eine sichere handwerkliche
Grundlage geschaffen. Im Anfänge male-
risch aus dem Dunkel herausarbeitend,
auf Lichtakzente und Romposition bedacht,
ist Doll als Radierer immer mehr zum Gra-
phisch-linearen, der eigentlich deutschen Dar-
stellungsweise, übergegangen. Im Bildnis
kommt es ihm auf die Darstellung des gan-
zen Menschen an. Er malt nicht nur das
Auge, sondern auch den Blick, und um recht
sorgfältig studieren zu können, stellt er am
liebsten die Menschen dar, die er ständig
um sich hat, — seine Familie, sich selbst.

rang

weiterhin beschäftigt ihn die Verbun-
denheit des Menschen mit der Natur. Er-
zeigt den Menschen in der Landschaft wie
auch die Landschaft für sich. Die Zeich-
nungen und Radierungen von Wäldern
und wiesen sind ungewöhnlich sauber und
gewissenhaft durchempfunden. Er übereilt
nichts, aber er scheut auch keine Schwierig-
keit. Rein lebendiger Teil des Bildes wird
durch flüchtiges Schraffieren abgetan.
Jeder Baum hat seine eigene Anatomie
und Laubbildung.

Bei aller Naturtreue ist es einem
Rünstler nicht möglich, jeden Zweig und
jedes Blatt getreulich abzubilden. Aber
diese fotografische Wiedergabe ist auch
nicht der Sinn der Runst. Denn die sinn-
gemäße Vereinfachung und Betonung des
wesentlichen ist das Ausdrucksmittel des
Künstlers und macht das eigentliche Kunst-
werk aus. Mit jedem Strich bat der

Künstler etwas zu sagen, und eine ruhige
Harmonie liegt über dem Ganzen als Er-
gebnis einer sicheren Komposition. Bei
aller Treue zur Kunst aber bewahrt Franz
Doll auch die Treue zur Natur. Er zeigt
uns wie die Graser, Blumen und Krauter
aus dem Boden sprießen, wie die belaub-
ten Baume und Äste in den Fimmel
hineingreifen, um zu atmen, Licht aufzu-
nehmen und Feuchtigkeit zu verdunsten,
wie die Pflanzen in ihrer vielgestaltigen
Mannigfaltigkeit als Organe der Erde
nach einheitlichem Gesetz Zusammenhängen.
Im Lichtbild wird es niemals möglich
sein, uns die Natur so empfinden zu
lassen. Aber dieses Erleben der Natur
haben die Bilder Doll's mit denen Alt-
dorfers, Elsheimers, Richters, Leises und
Godrons gemeinsam, wir erkennen darin
einen Wesenszug deutscher Kunst von
ihrem Anbeginn, einer Kunst, die Aus-
druck eines deutschen Glaubens ist.

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Franz Doll: Landschaft
[nicht signierter Beitrag]: Franz Doll
 
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