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Künstler=Anekdoten
Lin Verkannter

Der große französische Maler Tezanne,
besten Bilder jetzt so riesenhafte Preise
erzielen, hat seinen Ruhm nicht erlebt,
sondern fühlte sich immer als Verkannter.
Die härteste Demütigung ist ihm aber
wohl am Totenbett seines Vaters zuteil
geworden. Er hatte sich am Kopfende
aufgestellt, um die teure Leiche zu malen,
als seine Frau zu ihm sagte: „Laß das,
Paul. Es ist jetzt nicht der Augenblick, um
zu scherzen, wenn wir die Züge deines

Vaters als Andenken bewahren wollen,
brauchen wir einen richtigen Maler."

*

Nenzel als Rarikaturzeichner

Der berühmte Maler von Menzel saß
eines Abends in seinem Stamm-Wirts-
haus. Menzel war ein außerordentlich
kleiner Mann, so daß er allen, die ihn
nicht als den berühmten Maler kannten,
durch seine kleine Figur ausfiel. In seiner
Stammkneipe bemerkte er nun am Vkeben-
tisch zwei Herren und eine Dame, die sich
über ihn lustig machten. Menzel nahm
darauf sein Skizzenbuch aus der Tasche
und begann darin zu zeichnen, wobei er

immer wieder die Dame besonders scharf
ansah. Es dauerte nicht lange, da kam
einer der Herren des Vlebentisches an den
Tisch Menzels und sagte: „Mein Herr,
die Dame am Nebentisch laßt ihnen sagen,
daß sie es absolut nicht zuläßt, von Ihnen
gezeichnet zu werden." Menzel lächelte und
zeigte dem Fremden, was er gezeichnet
hatte und sagte: „Ist das etwa die Dame;"
Der Unbekannte zog sich mit Entschuldi-
gung an seinen Tisch zurück, rief den
Kellner, zahlte rasch und gleich darauf
brachen alle drei auf. Menzel lächelte, als
er das sah, denn was er gezeichnet und
was er dem Mann gezeigt hatte, war eine
fette wohlgenährte Gans.

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Franz Doll: Selbstbildnis
[nicht signierter Beitrag]: Künstler-Anekdoten
 
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