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Er malt mit bayerischer Ruah:

Josef A. Sailer

den ersten Mitarbeitern der„Iugend"
gekörte Joses Andreas Sailer. Geboren
am 21. Juli 1672, studierte er an der
Münchener Akademie bei Johannes Her-
terich, von dem er die Liebe zur pfcrde-
malerei Kat und an der Ulalschule \Vil*
Helm von Dietz; erhielt )898 den Rom-
preis, dem spater weitere Auszeichnungen
folgten. Die Soldaten- und pferde-
bilder in der Jugend machten ihn vor-
dem Rriege berühmt.

In seinem Atelier hangt ein lebendiges,
frisches Madchenbildnis. „Das war ein
Ladenmädl von gegenüber", erklärt er.
Sie kam eines Tages zu mir und brachte
Kundert Mark. d>b ich ihr dafür wohl
ein Portrait für ihren Bräutigam zu
weiknachten malen konnte. Ich ließ das
Mädchen sich also Hinsehen und Katte
auch eine besonders glückliche Sitzung.
Noch am selben Tage wurde das Bild
beendet. Erfreut zog die Jungfrau mit
ihrem Bildnis ab. Kurz darauf aber

brachte sie es zurück.

„Nun".

fragte der-

maler, „war der Herr Bräutigam nicht
einverstanden?" — „Nein. Er kann den
Hut net leiden. Außerdem Hab ich mich
doch frisch ondolieren lassen, und man
sieht nix davon", klagte das Mädchen.
Und ob der Herr Maler nicht den Hut
wegmalen und die Frisur Kinmalen konnte.
Das gemalte Fräulein wurde zwar nicht
verbessert, aber nochmals gemalt, frisch
ondoliert und zur ZufriedenKeit aller Be-
teiligten. Das erste Bild aber bekielt der-
maler.

Nun zeigt Josef Sailer seine Rriegs-
bilder. Skizzen von der Marine und aus
Flandern. Nachdem man die Seebären
von der schwarzen Runst der Torpedo-
boote lristig in der Nordsee und an der
flandrischen Rüste -herumgeschaukelt hatte,
ging's in die flandrischen Schützen-
gräben. 3u nebenstekendem Bilde der Ruine
erklärt er: „Da Katte ich mich verschlafen.
Unsere Grtschart lan im feindlichen .teuer

rmd die Ronrpanie war schon in Deckung
gegangen. Aber die drüben schossen
schlecht rind das Feuer lag zu kurz. Die
Ruine da, mit dem weißen Schrapnell.
Wölkchen im Hintergründe, zeigte sich s§
malerisch, daß ich sie schnell noch skizziert
Kabe." Das ist Josef Sailer! Die könig-
lich bayerische Ruah ist also doch kein
leerer Wahn. Ganze Mappen durchblät-
tern wir mit den Skizzen der Fronterleb-
nisse, einfach und wahr nach dem Leben.
„Hier haben Sie den Frontsoldaten, wie
er ausgerüstet war. — Gasmaske, Stachel
draktschere, Beutel für Handgranaten,
Gurte für Munition und was es alles so
gibt. Meistens wird das auf Gemälden
falsch gemacht." Diese Darstellungstreue,
verbunden mit zeichnerischem Schwung
und durchaus nicht kleinlich, macht Josef
Sailer auch heute zu einem geschätzten
Darsteller des Soldatenlebens. Die hier
dargestellten Skizzen wollen nichts weiter
sein als sie sind: Skizzen.
Register
[nicht signierter Beitrag]: Josef A. Sailer
Joseph Andreas Sailer: S.M. Torpedoboot V68
 
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